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Sram X01 DH

Sram X01 DH

14.07.16 09:32 8.935Text: Ralf Hauser
Ralf Hauser
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Fotos: Ronny Kalchhauser/karo.xyz, NR22
Sram ließ sich ausreichend Zeit, eine spezifische Schaltgruppe für Downhill auf den Markt zu bringen. Gut Ding will bekanntlich Weile haben, weshalb nun bei der X01 DH einige einzigartige Features integriert sind.14.07.16 09:32 8.965

Sram X01 DH

14.07.16 09:32 8.9657 Kommentare Ralf Hauser
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Ronny Kalchhauser/karo.xyz, NR22
Sram ließ sich ausreichend Zeit, eine spezifische Schaltgruppe für Downhill auf den Markt zu bringen. Gut Ding will bekanntlich Weile haben, weshalb nun bei der X01 DH einige einzigartige Features integriert sind.14.07.16 09:32 8.965

In einer Zeit, in der die Gänge am Ritzelpaket in regelmäßigen Abständen zulegen, ist es erfrischend zu sehen, dass im Zeichen der spezifischen Funktionalität auch einmal gezielt gegen die Einbahn gefahren wird. Die X01 DH ist in ihrer Top-Ausführung mit nur sieben Gängen bestückt (auch eine Version mit zehn Gängen ist erhältlich).
Die X01 DH ist auf höchstmögliche Haltbarkeit ausgelegt, trotzdem wurde die Gruppe an allen möglichen Ecken und Enden gewichtsoptimiert.

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Die Daten

Eines der Schlüssel-Elemente ist die Mini Block Kassette, die mit einer Abstufung von 10, 12, 14, 16, 18, 21 und 24 Zähnen mit einem XD-Driver Freilaufkörper kombiniert wird.
Die zwei- und dreifachen Sprünge machen es möglich, schneller durch die Bandbreite zu schalten und eliminieren lästige doppelte oder dreifache Schaltvorgänge, um in den gewünschten Gang zu wechseln. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass im Vergleich zu einer 10-fach Kassette mit 11-26 Abstufung nur halb so viele Schaltvorgänge verrichtet werden müssen. Darüber hinaus soll mit zwei Sprüngen sogar das Schalten unter großer Last besser ablaufen als normalerweise.
Die Kassette ist mit 136 g die leichteste, die Sram je konstruiert hat und kostet € 296,-
Auch eine 10-fach Version der X01 DH ist erhältlich, die muss dann aber ohne Driver-Freilaufkörper auskommen und beschränkt sich auf 11 Zähne als kleinstes Ritzel; dafür sind vier Abstufungen im Programm.

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Die Schaltarbeit wird von einem speziellen 7-fach X-Horizon Schaltwerk verrichtet, welches einen konstanten Kettenabstand bei allen sieben Gängen einhält und durch Vertikalbewegungen für schnellere Schaltvorgänge und geringere Schaltkraft sorgt. Auch Ghost-Shifting soll damit der Vergangenheit angehören.
Wie wir es von anderen Einfach-Schaltsystemen von Sram bereits kennen, hält die Roller Bearing Clutch-Technologie die Kette unter ständiger Spannung. Die Leitrollen mit zwölf Zähnen und X-Sync halten die Kette im Zaum und vermeiden ein mögliches Wackeln.
Mittels Cage Lock kann der Käfig für simpleren Radaus- und Einbau in Vorwärtsposition arretiert werden. Das Gewicht beträgt 260 g. Preis: € 284,-

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Zusammen mit dem 7-fach Schalthebel kommt die X-Actuation-Technologie zum Einsatz, die mit längerem Seilzug für längere Lebensdauer sorgt.
Dank Zero Loss wird das Schaltkabel für schnellere Schaltwechsel sofort ausgelöst. Der Hebel mit 135 g aus Aluminium ist in zwei Positionen an der Klemmschelle zu befestigen, um für den gewünschten Abstand zum Lenkergriff zu sorgen.
Kompatibilität mit MatchMaker X ist gegeben, um den Schalthebel direkt mit Bremshebeln von Sram oder Avid zu verbinden. € 147,–

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Überraschenderweise kommt die reguläre 11-fach Kette von Sram zum Einsatz (XX1 Hard Chrome wird empfohlen), allerdings ist diese Kette laut Sram die stärkste und haltbarste, die sie je konstruiert haben, somit sollte sich kein Nachteil daraus ergeben. 259 g werden mit allen Gliedern dazu addiert, € 59,- von der Geldbörse subtrahiert.

An der Front findet sich ein X-Sync Kettenblatt mit NarrowWide-Form, um die Kette vor einem Herunterfallen zu bewahren. Dank dem kleinen 10er Ritzel kann das Kettenblatt um mindestens zwei Zähne kleiner als mit gewohntem 11er Ritzel-Setup gefahren werden. Der Hauptvorteil schlägt sich in gewonnener Bodenfreiheit nieder.
Verschiedene Größen mit 94 mm Lochkreis sind erhältlich (30, 32, 34, 36 und 38), bzw. lassen sich auch Direct-Mount-Optionen montieren (26, 28, 30, 32, 34, 36, 38 und 40). Kostenpunkt: € 72,- bis € 103,-.

Extrem steif, aber mit einem Gewicht von nur 666 g (bei 36 Zähnen) plus 111 g für geschraubte Lagerschalen ist die X01 DH Carbon-Kurbel auch für Einsatz in brutalem Gelände ausgelegt.
Sie wird mit einem Träger mit 94 mm Lochkreis ausgeliefert, ist aber mit Direct-Mount-Kettenblättern kompatibel.
Abnehmbare Gummischützer an den Kurbelenden bewahren den schwarzen Werkstoff vor Kratzern oder Schlimmerem im Falle eines Aufschlags. Preis: ab € 431,-

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Unter Zug

Um es gleich vorweg zu nehmen: Selten hat mich eine Schaltgruppe derart begeistert. In einer Kategorie, in der die Beanspruchung an Schaltverhalten und jeden einzelnen Bauteil extrem ausfallen können, kommt solch eine Aussage eigentlich nicht leicht von den Lippen. Mit der Sram X01 DH wurde aber alles richtig gemacht.

Angefangen bei der praktisch nicht existierenden Geräuschentwicklung, wundert man sich fast, ob die erste Downhill-Teststrecke zu einfach gewählt ist, oder der Stress-Tinitus im Ohr endlich überhand gewonnen hat.
Aber die Wurzelfelder und der zweieinhalb Meter hohe Drop aus dem Waldstück hinaus lügen nicht. Die Kette schlackert nicht nervend an der Kettenstrebe, und nach jedem Schaltvorgang rastet sie ohne Murren sofort in den nächsten Gang ein. Um die Probe auf's Exempel zu statuieren, entferne ich für einen Run den Kettenstrebenschutz aus Neopren vom Bike, ohne am Resultat viel zu verändern.
Dabei zeigen Fotos, dass unter Aufschlagsbelastung die Kette unterhalb der Kettenstrebe durchaus nachgeben kann, anscheinend aber nicht genug, um Geräusche von sich zu geben.

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Weiter geht es mit der Anzahl der Gänge: Sieben Stück davon gibt es, und ich fühle mich beinahe ins Jahr 1990 zurückversetzt, als mir diese Ausstattungsvariante noch öfter unter die Augen gekommen ist. Mein erstes Mountainbike, ein neongelb-schwarzes Bianchi Meta, kam auch mit 7-fach Kassette, die hatte aber optisch mit dem Mini-Block-Meisterwerk von Sram ungefähr so viel zu tun wie ein Lederskischuh mit einem Vacuum-Modell der Neuzeit.
Grammfuchser (ja, auch solche gibt es unter den Abfahrern) werden Freudentänze veranstalten, Minimalisten auch.
Die sieben Gänge, mit etwas größeren Gangsprüngen als es bei 10- oder 11-fach Kombinationen im Downhill-Sektor normalerweise üblich ist, erlauben es, schneller durch die Bandbreite zu schalten. Ein wichtiger Punkt, hat man vor einer herannahenden Flach- oder sogar Bergaufpassage einmal nur wenig Zeit oder Auslauf, um in den richtigen Gang zu kommen. Selbst ohne Rennambitionen, beim Wegstarten vom Lift beispielsweise, kommt so schnell Schwung in die Räder.
Wem die sieben Gänge dennoch zu wenig sind, der kann zur 10-Speed DH-Version greifen.

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Womit wir schon beim nächsten Punkt wären: Ist man mittlerweile schon gewohnt, die Pedale vor einem Schaltvorgang zu entlasten um einen Gangwechsel zu ermöglichen, ohne dass die Schaltung Töne einer stumpfen Kreissäge von sich gibt, nimmt die X01 DH Schalten unter Last ziemlich gelassen hin. Selbst wenn einmal schnell unter Druck auf höhere Gänge geschalten werden muss, ist die Geräuschentwicklung gering und liegt die Erfolgsquote vom Einrasten in den gewünschten Gang bei 100 Prozent. Keine Selbstverständlichkeit, und vor allem bei Racern ein wichtiger Faktor, um beim Sprint zur Ziellinie kräftig die Pedale traktieren zu können.

Bei letzterem (zugegeben: nicht, dass ich mit meinem geringen Gewicht unbedingt die ideale Testperson wäre) zeigt sich die leichte Carbon-Kurbel relativ unbeeindruckt. Steigt man seitlich im Stillstand des Bikes auf den Arm, lässt sich ein leichter Flex feststellen, der ist allerdings mit dem einer Kategorie-ähnlichen Downhill-Kurbel aus Aluminium vergleichbar.
Ohne die Schützer aus weichem Gummi an den Enden würde ich mich nicht trauen, Carbon-Kurbeln im Downhill zu fahren, bis jetzt haben sie den Einsatz aber ohne gröbere kosmetische Verletzungen überstanden.

 Gangwechsel ohne Begleitgeräusche wie von einer stumpfe Kreissäge 

Das ist doch was!

Jubelschreie löst das Narrow-Wide Kettenblatt aus, welches wir von anderen Einfach-Gruppen bereits kennen und lieben gelernt haben. Nach mehr als zwei Jahren ausschließlich auf solchen unterwegs, habe ich es bis jetzt noch nicht geschafft, die Kette auch nur einmal zu verlieren. Dieser Erfahrungswert deckt sich nicht unbedingt mit jedermanns Erzählungen, aber ich würde dennoch sagen, dass die Quote nicht so schlecht ausfällt.
Auch bei der X01 DH im Downhill-Betrieb hielt diese Strähne an - sogar bei einigen Tagen in Whistler auf einem anderen Bike als meinem Testmodell, auf dem ebenfalls kein Kettenspanner montiert war. Daran ändert sich also auch nichts, dass mein Testrad Systembedingt mit einem Idler-Pulley ausgerüstet ist, welcher etwas zusätzliche Spannung in die Kette bringt. Kollegen, die eine gesamte Saison lang ohne Chainguide in Whistler unterwegs sind, fahren mit diesem Setup auch ohne Probleme.
Ich will nicht soweit gehen, einem Rennfahrer zu empfehlen, ohne Chainguide auf Sekundenjagd zu gehen, für die meisten Parkbesucher, bei denen - sollte sich die Kette einmal doch nicht nicht im Zaum halten lassen - nicht jedes Sekündchen zählt, lässt es sich aber getrost ohne leben. Und wenn Cameron Zink selbst bei der Red Bull Rampage ohne unterwegs ist, fühle ich mich in dieser Aussage bestärkt.
Ich habe keine Ahnung, ob oder wieviel Watt eine Kettenführung vom System absaugt; alleine der mentale Boost, frei von Schleifgeräuschen bei schlechter Einstellung zu sein, beflügelt aber ungemein.

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Auch die Schaltrollen des Schaltwerks weisen eine Narrow-Wide-Verzahnung auf. Ist es mir bei meiner 1 x 11-Schaltung schon öfter passiert, dass beim Rückwärtstreten die Kette in die falsche Verzahnung hüpft und dann ein nerviges Geräusch von sich gibt, bis sie mit der Hand wieder korrekt eingehängt wird, konnte ich dieses Verhalten bei der X01 DH zumindest bis jetzt nicht reproduzieren.

Selbst im Schlamm zeigt sich die Schaltgruppe unbeeindruckt. Ich musste bereits die Schaltröllchen nach einigen Abfahrten mit einem Stecken von festsitzenden Gatsch befreien, ohne davon während der Fahrt bei Schaltvorgängen etwas mitbekommen zu haben.
Auch ein Verkleben des Chainguides und dadurch erhöhten Widerstand kam in meinem Fall nicht zustande: Wo nix ist, kann auch nix sein.
Dank dem kleinen 10er Ritzel am Ritzelpaket lässt sich an der Front ein kleineres Kettenblatt als gewöhnlich montieren, wodurch sich die Bodenfreiheit erhöht.

Auf der Suche nach einem Kritikpunkt fällt mir, ehrlich gesagt, nur der Preis ein. Die X01 DH-Gruppe ist definitiv ein Premium-Produkt, welches seinen Preis allerdings auch wert ist.
Abgesehen davon hat Sram gerade die GX DH vorgestellt, die zahlreiche Features der X01 DH übernimmt und zu einem Kampfpreis angeboten wird. Natürlich muss man höherem Gewicht und vermutlich gewissen Einbußen der Schaltqualität (und 11er Ritzel bei Einsatz eines herkömmlichen Freilaufkörpers) hinnehmen, aber es ist gut zu wissen, dass bald auch Einsteiger in den Genuss von 7-fach kommen können.

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Fazit

Sram X01 DH
Modelljahr:2015
Testdauer:3 Monate
+präzise Schaltfunktion, selbst unter Last
+schnelles Durchschalten der Bandbreite
+sehr geringes Gewicht
+kaum schmutzanfällig
+kein Herunterfallen der Kette vom NarrowWide Kettenblatt, erlaubt sogar die Nutzung ohne Kettenspanner
-sehr teuer
BB-Urteil:Leicht, stark, leise und präzise sind eine unschlagbare Kombination – solange man sie sich leisten kann.

Die X01 DH-Gruppe ist zwar teuer, aber jeden Cent wert. Mit leichtem Gewicht und reibungsloser Funktion bei perfekt einrastenden Schaltvorgängen steigt der Downhill-Spaß auf ein neues Niveau.

Mit der Option für Park-Piloten, das Setup ohne Chainguide zu nutzen, fällt weiteres Gewicht vom Bike ab und wird der flüsterleise Betrieb des Gesamtsystems unterstrichen.


die kassette kostet online 199euronen. der preis (ob gerechtfertigt oder nicht) ist absurd!

die gruppe ist sicher feinste ware, aber in anbetracht der hohen verschleisserscheinungen beim DH fahren vollkommener wahnsinn.

ich habe vor 2 wochen auf zee schaltwerk, mit slx 10fach shiftern, XT 10fach kassette (mit spacern auf 7fach reduziert) und race face NW 36er kettenblatt umgeruestet und koennte nicht gluecklicher sein. das ist finanziell das absolute kontrastprogramm funktioniert aber spitze!

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die kassette kostet online 199euronen. der preis (ob gerechtfertigt oder nicht) ist absurd!

die gruppe ist sicher feinste ware, aber in anbetracht der hohen verschleisserscheinungen beim DH fahren vollkommener wahnsinn.

ich habe vor 2 wochen auf zee schaltwerk, mit slx 10fach shiftern, XT 10fach kassette (mit spacern auf 7fach reduziert) und race face NW 36er kettenblatt umgeruestet und koennte nicht gluecklicher sein. das ist finanziell das absolute kontrastprogramm funktioniert aber spitze!

 

Ich fahrs auch so (aber saint Shifter und Saint Kurbel) und bin sehr zufrieden.

 

Die X01 ist ein Traum, der Preis leider ein No-Go...

 

XT Kassette auf 7-fach mit Spacer wiegt übrigens auch grad mal 180gr mit 11-25... :)

 

Das mit ohne Kettenführung hat sich im Freundeskreis nicht bestätigt - alle fahren im Park wieder Führung weil die Kette doch mal gesprungen ist...

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Äh..andere Frage: Sind die Knieschoner zufällig die ION K_pact? Wie bist denn mit denen zufrieden?

 

@Zap: Ja, das sind die Ion K_pact. Für mich (oder meine Beine) sind es die momentan am besten passenden Schoner, die ich bis jetzt probiert habe (knapp dahinter die iXS Carve Evo). Auch nach einem ganzen Tag im Park oder auf beim Enduro-fahren kein Scheuern oder Verrutschen. An einem heißen Tag sind sie etwas wärmer, aber auch nicht mehr als andere baugleiche Schützer.

 

Also meiner Meinung nach sind sie extrem empfehlenswert.

 

Enjoy, Ralf

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