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33+ Gravelstyria

33+ Gravelstyria

10.09.21 07:12 11.886Text: Michael Sammer, NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Fotos: Magdalena Zink (Fotos), groox Film (Film)
Es wird wieder dreckig! Am 2. Oktober steigt die zweite Auflage des Gravel-Rides rund ums steirisch-slowenische Grenzgebiet in Klöch.10.09.21 07:12 11.963

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10.09.21 07:12 11.96366 Kommentare Michael Sammer, NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Magdalena Zink (Fotos), groox Film (Film)
Es wird wieder dreckig! Am 2. Oktober steigt die zweite Auflage des Gravel-Rides rund ums steirisch-slowenische Grenzgebiet in Klöch.10.09.21 07:12 11.963

Fast 3.000 Wörter aus purem Spaß an der Freud'. 20.000 Zeichen echtes Lesevergnügen, einfach so. Derlei erreicht uns selten. Tatsächlich gibt’s das ungefähr so oft, wie Gravel-Events in der Südoststeiermark: einmal im Jahr, oder vor 2020 noch seltener, nämlich nie.
Deshalb beschreiten wir im Folgenden ungewöhnliche Wege: Als „kleine“ Vorschau auf 33+ Gravelstyria, das letztes Jahr noch 33+Gravelfondo hieß, dies aber auf Geheiß deutscher Ebenfalls-Veranstalter heuer nicht mehr darf, veröffentlichen wir hier eine (leicht gekürzte) Rückschau, verfasst von Mitorganisator Michael Sammer. Prädikat: lesenswert!

Wer nicht so viel Zeit hat und schneller zum Wesentlichen kommen möchte, begnügt sich mit den Fakten im Überblick:
Was? Sportliche Gravel-Ausfahrt auf Allroad-Bikes mit empfohlener Mindestreifenbreite von 33 mm
Wann? 2. Oktober, Start 9:00 Uhr
Wo? Klöch im Vulkanland, im steirisch-slowenischen Grenzgebiet
Wohin? Zwei Rundstrecken über Sveta Ana – Gornja Radgona/Bad Radkersburg zur Wahl, ca. 100 km/1.300 Hm oder 70 km/700 Hm
Wieviel? € 39,- Startgeld, beinhaltet Startnummer, regionstypisch ausgesuchte Verpflegung entlang der Strecke und im Ziel sowie ein Finisher-Geschenk
Warum? Wegen des Backhendls im Ziel, runtergespült mit einem Gläschen Traminer
Wie? www.gravelstyria.at

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Am Anfang machten wir uns noch lustig darüber. Wer braucht denn bitte sowas? Ein Mountainbike mit Rennlenker? Ein Rennrad mit viel zu dicken Reifen? Echt jetzt?
Na gut! Die Testberichte und Reisereportagen waren durchaus spektakulär, die Typen meist cool, die Szenerien höchst reizvoll. Und nirgends nervtötender motorisierter Verkehr! Und waren da nicht die Erfahrungen mit den strade bianche der L'Eroica und ähnlichen Veranstaltungen, die uns gezeigt haben, dass Rennradfahren auch auf unbefestigtem Terrain unbestritten seinen Reiz hat? Dass es geradezu erstaunlich ist, wieviel Vergnügen man mit Rennrädern im offroad-modus haben kann? Mehr noch. Abseits der üblichen Wege schärft sich der Blick für das Wesentliche des Rennradfahrens. Dopingverseuchte Leistungsexzesse, bis ins letzte Watt vermessene Kurbelumdrehungen und von Autos bedrängte Gruppenjagden auf Durchzugsstraßen: Wer braucht denn sowas?

Gravel, oder noch besser Allroad, befreit die bedrängte Rennradlerseele und knüpft dort an, wo einst alles begann. Auf schlechten, von Autos kaum befahrenen Straßen und Wegen. Und damit stellt sich ein Gefühl wieder ein, dass hinter gebogenen Lenkern trotz oder wegen aller technischen Optimierungen zuletzt immer seltener wurde: Die Abenteuerlust!
Das hat - mit Bedenkzeit zwar - auch die Generation Felgenbremse mittlerweile verstanden. Aus den nicht ganz ernst genommenen Gravelpionieren und Allroadafficionados in der eigenen Rennradgruppe wurden Trendsetter, die ihren Alpha-Status nunmehr genießen und die immer häufigeren entsprechenden Ausfahrten stolz anführen.
Alles gut also? Was jetzt noch fehlte, waren die entsprechenden Veranstaltungen. Die neu entdeckte Leidenschaft, und erst recht die neuen Räder samt Outfit, wollen doch auch mit möglichst vielen geteilt werden. Und das nicht nur auf Strava und Insta(gram). Außerdem: Ein bisschen kompetitiv darf's auch abseits der Straßen sein. Im Osten Österreichs jedenfalls gab's bislang keine Veranstaltung dieser Art.
"Daher haben wir beschlossen, das gleich selbst zu erledigen. Und uns dafür das südoststeirische Hügelland ausgesucht. Nicht nur wegen der Hügel, sondern auch wegen dem staubig-steinigen und teils schwarzen Vulkanboden.” So einer der Veranstalter der ersten Hybridveranstaltung aus Gravel und Granfondo in weitem Umkreis.

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 Wo die Grenzen verschwimmen 

Graveln im Vulkanland

Genau dort, wo sich Österreich und Slowenien einen Landstrich teilen, der irgendwann zusammengehörte, liegt mit dem malerischen Dorf Klöch samt alter Burgruine auch der Ort, an dem alles beginnen sollte. Und enden. Mitten in einer Region, die vor allem als Weinanbaugebiet und Thermenland bekannt ist. Und ob seiner kulinarischen Qualitäten bei Feinschmeckern unter der Marke Vulkanland schon längst kein Geheimtipp mehr ist. Auch dank des milden Klimas. Doch dazu später mehr.
Eine abwechslungsreiche Strecke mit möglichst wenig störendem Verkehr, dafür mit vielen abwechslungsreichen Offroad-Passagen sollte es werden. Nicht zu schwer, aber auch nicht zu flach. Nicht zu kurz und auch, zumindest noch nicht, allzu lang. Gesagt und …
Naja … zumindest nicht sogleich getan. Eine Allroadstrecke zu planen, ist eine neue Herausforderung. MTB-Strecken mit Rennradstrecken zu mischen geht nicht. Wo die traditionellen MTB Strecken zu steil und schwer sind, sind die üblichen Rennradstrecken zu flach und zu fad, mit zu viel Verkehr.
Ortskundige Kompetenz, von Fahrradfachhändlern bis zur Profi Mountainbikerin, von Bürgermeistern über alte Radhaudegen und einige Zufallsfunde Ortsunkundiger lieferten sukzessive sachkundige Hinweise und lotsten uns auf mitunter fast geheimen Wegen in die Regionen hinter den herkömmlichen Straßen. „Und so hatten wir am Ende eine Strecke, die ein paar richtige Leckerbissen offenbarte und uns ob der Aus- und Einblicke in die Region ein dauerhaftes Grinsen ins verschwitzte Gesicht drückten!”. So Robert Gölles, ortsverbandelter CEO, also chief exploring officer. Die Daten: 106 km mit herzeigbaren 1.300 Hm. Oder in etwas sanfterer Form: 71 km mit 700 Hm.

Somit war klar: 33+GRAVELFONDO konnte wie geplant am 17. Oktober 2020 über die Bühne gehen. Wobei 33+ als dezenter Hinweis auf die empfohlene Mindestreifenbreite zu verstehen ist.
Fehlte nur noch eine Website, die GPS-Tracks, Plakate, ein eigener Insta-Account, Buffet, Leihräder, kulinarisch ansprechende Verpflegungsstationen, Streckenmarkierung, Sponsoren, Partner, ein Serviceteam, Pressebriefing, Kamerateam, Fotografin, Freunde, ein DJ, eine Finisherthrophäe und das eine oder andere Heinzelmännchen und -fräulein … und fertig war das Gesamtpaket. Fast!

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Klimawandel

"Mitte Oktober haben wir hier in der Weingegend immer ein stabiles Hochdruckgebiet", versicherten uns Touristiker und Winzer im Vorfeld, "macht euch da bloß keine Sorgen". Taten wir auch nicht. Die Überraschung in Form ausgiebiger, teils stürmischer und vor allem anhaltender Regenfälle in den Tagen davor war somit gelungen. Inklusive niedriger einstelliger Temperaturen.
Was soll's! Gehört eben zum Graveln dazu so ein überschwemmter Schotterweg, teichgroße Pfützen und komplett matschige und durchtränkte Wiesen. Auch der feuchtrutschige Laubboden in abschüssigen Waldpassagen und eine richtig fette Buche, die sich am Abend vor dem Start sanft über den Weg gelegt und ihn in einem Meter Höhe komplett versperrt hatte. Dass wir den geplanten Startort in Form eines spektakulären Steinbruches ob des Dauerregens bereits zwei Tage zuvor verloren hatten, darüber reden wir erst gar nicht.

Und, wer es schon vergessen hat, da war nach einem etwas entspannteren Sommer auch noch COVID.
Am Abend vor der Veranstaltung erreichte uns aus Slowenien die Hiobsbotschaft, dass unser Partner für die Hauptverpflegungsstation zu Mittag sein Lokal mit sofortiger Wirkung sperren muss - rote Zone! Nach längerem hin und her, und einem worst case ganz ohne Mittagessen, wurde im Laufe des Abends dann doch noch eine Lösung gefunden. Das Essen wird geliefert. Vom Lokal nicht in den Gastgarten, sondern auf die Wiese davor. Denn Lieferservice war schließlich noch erlaubt! Eine grenzüberschreitende steirische Lösung. Darauf ein großes Glas Traminer! Der Wein mit dem Duft der Rose für den der Startort Klöch weithin bekannt ist. Gute Nacht!

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Knackige 4, vielleicht auch 6 Grad waren es am frühen Morgen der Veranstaltung. Aber immerhin, der Regen hatte aufgehört. Ca. 75 Verwegene füllten zügig den kleinen, mit Weinlauben geschmückten Platz im Zentrum Klöchs. Viele von ihnen aus dem Raum Graz - mindestens zwei davon waren am Vortag im Regen bereits über Wälder und Wiesen mit dem Rad angereist, chapeau! Sowie etliche Unverfrorene aus der Region und dem benachbarten Slowenien. Sogar aus dem 200 km entfernten Wien kam eine kleine feine Abordnung. Die Stimmung war da noch etwas steif in den kalten Knochen, aber gut, und es überwiegte bei allen die Neugier.
Der Bürgermeister ließ es sich nicht nehmen, den Kaffee persönlich zu servieren. Wahlweise mit herzhaften Aufstrichbrötchen oder aber frisch gebackenen Kuchen. Doch bei allen Leckereien: zum gemütlichen Beisammenstehen fehlten ein paar Grad. Man wollte dann doch so schnell als möglich los.

Am Campingplatz vorbei raus aus dem Ort, und nach ein paar hundert Metern ging's auch schon auf Schotter hinein und dann hinauf in den gut bewässerten Wald. Die streckenverantwortlichen Pacemaker reduzierten sogleich das Tempo, wussten sie doch genau, wo die bereits erwähnte, gestürzte Buche den Weg auf einem Bergabstück komplett versperrte. Und so mussten sich auch die rennerprobten Spitzenreiterinnen vorerst zurückhalten und am Schauplatz selbst wohl oder übel vom Rad. Bestes Cyclo-cross-feeling! Blieb nur mehr die Frage: oben drüber, unten durch oder über den tiefen Waldboden außen herum.
Der Stau löste sich schnell auf und danach gab's für so manchen Adrenalinbefüllten bis auf Weiteres kein Halten mehr. Zu schön ließ es sich nordwärts entlang des kleinen slowenisch-österreichischen Grenzbaches Kutschenica/Kučnica flach auf einer kilometerlangen Basaltsplittstrecke dahinbrettern. Und dank der unzähligen großen Pfützen konnte man das Rad und sich selbst gleich einmal so richtig einsauen äh… patinieren. Sehr fotogen allemal!

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Grenzverkehr

Über eine kleine Brücke ging es danach erstmalig über die Grenze nach Slowenien und sofort steil hinauf in die Weinberge. Von der Anhöhe entlang eines herrlichen, sich in leichten Wellenbewegungen dahinschlängelnden Feldweges hatte man, sofern man sich nicht ausschließlich auf den Hinterreifen des Vordermannes oder der Vorderfrau konzentrierte, einen filmreifen Blick. Die Nebel des Morgens in den Tälern lichteten sich fast schon mystisch und legten die umliegenden Vulkankegel frei: Gleichenberger- und Stradner Kogel, Klöcher Königsberg.
Spätestens am historischen Grenzstein der österreichischen Kaiserin Maria Theresia von 1756 verschwammen die Trennungslinien zwischen hüben und drüben, zwischen Asphalt, Schotter und Waldboden, was nicht nur an den verschmierten und angelaufenen Fahrradbrillen lag. Gebrochene Pflasterfragmente der alten Grenzstraße, anspruchsvoll, glitschige Waldwege, kurz: entlang der geopolitischen Grenze wurde es auch untergrundtechnisch grenzwertig. Vollste Konzentration war gefragt. Das schmutzige Feld war bereits weit auseinandergezogen.

Vorbei am spektakulär gelegenen Weinbauort St. Anna am Aigen steuerte die Route nun mit dem Stradner Kogel einen der markantesten und größten Vulkankegel der Region an. Nach einer kurzen Passage über Asphalt ging es sogleich wieder auf Schotter und in den Wald. Steil bergauf bis zur Schemming Kapelle, die um 1850 ein von seinem Augenleiden genesener Mann als Dank erbauen ließ, und einen großartigen und weiten Blick Richtung Süden auf St. Anna und tief hinein nach Slowenien öffnet. Und nein. Das Meer war nicht zu sehen!

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In Hochstraden, auf dem Plateau unterhalb des Stradner Kogels, haben sich auf einer großen Lichtung auch die Mitveranstalter vom Fahrradfachgeschäft aus Bad Radkersburg idyllisch positioniert. Zum technischen Service haben die beiden Jungs auch eine zünftige und kräftigende steirische Jause mitgebracht: Kernöl und Kürbiskerne, Verhackertes, Fleisch, Käse, Obst und sogar Mehlspeisen und Kaffee. Auch der eine oder andere Schluck Bier wurde getätigt.
Nachdem ein Gravelfondo kein Rennen ist, nimmt man sich für so ein kulinarisches Vormittagsfeuerwerk mehr Zeit als man das an klassischen Labestationen üblicherweise tut. Und so trafen auch Spitzenfahrerinnen und etwas weniger kompetitive Fahrerinnen wieder aufeinander. Wenngleich erstere wohl darauf bedacht waren, auch wieder als Erste aufzubrechen. Aber dem einen oder anderen gelang hier in beide Leistungsrichtungen der überraschende Gruppenwechsel.

Weiter ging es über den Stradner Kogel und eine kurze anspruchsvolle Downhill-Waldpassage. Ein Vorteil, den die handverlesenen MTB Mitfahrerinnen - Gravelbikes waren ob der Lieferengpässe in Zeiten von Corona nicht für jeden verfügbar - mit Genuss zelebrierten, indem sie den Gravellern zumindest kurz enteilen konnten.
Doch der weitere Teil des rasanten „Abstieges“ hinunter in den Weinbauort Tieschen wechselte ca. bei der Hälfte auf Asphalt. Auf gut gemischtem Belag ging es dann - endlich! - flach erst einmal Richtung Süden zur Mur. Und via der Fahrradbrücke bei Donnersdorf auch über die Mur. Wieder einmal „hinüber” nach Slowenien.
Zwischenzeitlich nahte bereits die Mittagsstunde. Und damit die Bicikl Bar mit ihrem „Lieferservice”. Und weil das kontaktlose Aushändigen der ersten Burger und Getränke so stimmungsvoll war, ließ sich sogar die Sonne blicken. Zum ersten Mal an diesem Tag, wenn nicht überhaupt seit Tagen! Ein nicht nur herzerwärmender Moment.

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Auch hier trudelten nach und nach Haupftfeld und Nachzügler ein. Und wieder gab's im Weiterfahren der Tagesform entsprechenden Anpassungen. Zumal man sich an dieser Stelle auch entscheiden musste: den kurzen Weg zurück ostwärts entlang der Mur Richtung Bad Radkersburg, oder weiter gen Westen, in Richtung Mureck.
Spätestens auf der anspruchsvollen Schotterstrecke direkt entlang der Mur begann auch bereits das inoffizielle Ausscheidungsrennen in Richtung Ziel. Bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein ging's von der Mur weg über eine fiese, ausgeschwemmte Schotterrampe hinauf in Richtung slowenischen Süden. Es wurde gestöhnt, geschnauft, und auch das Material ächzte und knirschte mittlerweile bei manch einem erheblich.

Auf der Rampe hinauf nach Sveta Ana, dem slowenischen Namenspendant zum vormittäglichen St. Anna, wurde es richtig warm. Wieder einmal belohnt mit einem prächtigen Rundumblick auf die Hügeln diesseits und jenseits der Grenze, ging's von Sveta Ana hinab in den flacheren Teil. Über richtig schön schlechte Straßen und weitere Schotterpassagen sowie schwer zu befahrende Feldwege, die an manchen Stellen so tief waren, dass man sich gegen das Versinken stemmen musste, wurden die Schlamm- und Dreckkrusten an Beinen und Rädern immer dicker.
Kurz vor Bad Radkersburg näherte sich der Kilometerzähler hurtig der dreistelligen Granfondo-Marke. Wobei, wie nicht nur ein Teilnehmer am Hauptplatz von Radkersburg bei Kaffee und Kuchen sitzend bemerkte, sich das auf dem schwierigen und tiefen Untergrund an diesem Tag nach ungefähr dem doppelten Pensum anfühlte.

 Wer braucht schon Watt, wenn er Gatsch haben kann? 

Teilnehmerin Barbara Tesar
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In der wunderschönen Grenzstadt Bad Radkersburg/Gornja Radgona mit ihren Renaissance-Häusern, die durch den Vertrag von St. Germain 1919 geteilt wurde, erwiesen die meisten auch dem größten österreichischen Fahrradpionier Johann Puch (Janez Puh) vor seiner ersten Wirkungsstätte die gebührende Ehre, indem sie sich fotogen vor dem so genannten Puch-Haus arrangierten.
Im ersten Erzählen und Austauschen der bisherigen Highlights des Tages wurde hier nicht nur die Spitzengruppe wieder gestellt. Gut versteckt hinter dem Schloss und der Skyline von Bad Radkersburg gelang es auch den flott heranziehenden, finsteren Wolken, sich von den meisten unentdeckt zu nähern. Höchste Zeit für die letzte Etappe über Schotterwege und entlang der Kutschenica/Kučnica zurück nach Norden und somit wieder nach Klöch! Allein, Wind und Wolken waren schneller, und so wurde es auf den letzten Kilometern auch von oben noch einmal für alle nass.

Doch das tat der Freude im Ziel keinen Abbruch. Im Gegenteil. Geschafft, dreckig und zufrieden klopfte man sich coronaadäquat kurz ab und gönnte sich eine erste schnelle Erfrischung und Stärkung. Mal flüssig, mal fest. Mal mit, mal ohne ein wenig Alkohol.
In zumindest teilweise trockenem Gewand traf man sich danach zum gemeinsamen Backhendl- bzw. Nudelessen beim Gasthof Domittner gleich neben der Zielarena, wo außerdem auch die Räder durch die hoteleigene Waschstation geschleust werden konnten. Bei aller wohlverdienten Müdigkeit gab es sehr viel zu besprechen. Denn es sind die vielen, vielen Details eines langen Tages im Sattel, die diese Veranstaltung zu dem machen, was sie definitv war: ein gemeinsames Abenteuer auf neuen Wegen hinter den Straßen.

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Do it again!

Selbst, wenn aus der großen Party coronabedingt nichts wurde: Die Fahrradfachexperten bewiesen auch als DJ ihr Talent und bereiteten im Zielbereich den Abfahrenden noch einen beschwingten Abschied aus Klöch.
Die unter mehrfach erschwerten Bedingungen stattgefundene erste Auflage von 33+ GRAVELFONDO darf somit zurecht als gelungen bezeichnet werden, und so manch einer war mit den Gedanken, kaum draußen aus Klöch, auch schon im Jahr 2021, wo unter hoffentlich leichteren Vorzeichen (und damit ist nicht die Strecke gemeint) ein dreckiges da capo stattfinden wird. Hier im steirischen Grenzgebiet, wo offenbar nicht nur Ländergrenzen und jene zwischen den Radgattungen und den damit befahrbaren Untergründen verschwimmen, sondern auch so manche Grenze im Kopf.

Und so kommen wir am Ende nicht nur zum Schluss, sondern auch wieder zurück an den Anfang. Wer braucht denn bitte sowas? Wir hätten da eine Antwort!

  • 33+ Gravelstyria

  • 2 Wochen später...
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