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Abus AirBreaker im Test

Abus AirBreaker im Test

29.05.19 17:27 24.464Text: NoPain
Martin Ganglberger

Größe: 175 cm
Schrittlänge: 84 cm
Gewicht: 70 kg
Fahrstil/-können: Rennrad & Gravel, gute Ausdauer, wenig Power, volles Risiko bergab - wird allerdings selten belohnt

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Lukas Schnitzer
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, NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Fotos: Erwin Haiden
One for all? Dem Wind ein Schnippchen schlagen, der Hitze entgegenwirken, das Systemgewicht kaum erhöhen - das alles und noch viel mehr soll der neue Deutsche können. Wir haben's ausprobiert ...29.05.19 17:27 26.644

Abus AirBreaker im Test

29.05.19 17:27 26.6443 Kommentare NoPain
Martin Ganglberger

Größe: 175 cm
Schrittlänge: 84 cm
Gewicht: 70 kg
Fahrstil/-können: Rennrad & Gravel, gute Ausdauer, wenig Power, volles Risiko bergab - wird allerdings selten belohnt

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One for all? Dem Wind ein Schnippchen schlagen, der Hitze entgegenwirken, das Systemgewicht kaum erhöhen - das alles und noch viel mehr soll der neue Deutsche können. Wir haben's ausprobiert ...29.05.19 17:27 26.644

Es dauerte 12 Jahre mit immerhin sechs knappen Podiumsplatzierungen, ehe sich Alejandro Valverde in Innsbruck den Traum vom Weltmeistertitel erfüllen konnte. Am Kopf trug er dabei einen Helm, den Ausrüster Abus in enger Zusammenarbeit mit dem Team Movistar speziell für schweißtreibend abwechslungsreiche Kurse entwickelt hatte: den Abus AirBreaker.
Er soll die Brücke zwischen top Belüftung und ausreichender Aerodynamik schlagen, wie sie auf den sommerlichen Rundfahrten vom Schlage einer Tour de France gefragt sind. Anforderungsprofile, von denen auch Feierabend-Helden wie wir profitieren. Denn was hilft es, aerodynamisch auf höchster Ebene gesegnet zu sein, wenn der 700 Hm Anstieg in der drückenden Schwüle des feierabendlich späten Nachmittags den Schweiß unter der Helmschale zum Überkochen bringt?

Im Windschatten des erfolgreichen GameChanger legt Abus also nach und ergänzt sein High-End Sortiment um einen vielseitigen Allrounder. Überragende Ventilation trotz guter Aerodynamik bei geringem Gewicht, so der damit anvisierte Spagat.
Der neue AirBreaker ist entsprechend kein reiner Aero-Helm, lehnt sich in seinem Grundgerüst allerdings doch stark am Erfolgsmodell GameChanger an. Dies macht sich vor allem am sternförmigen Hinterkopf als auch an der erfreulich schlanken Gesamterscheinung bemerkbar.

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Gefertigt wird der AirBreaker übrigens in Italien. Das dort angewandte Produktionsverfahren unterscheidet sich deutlich von traditionellen EPS-Schalen, indem die Außenform die Konstante bildet und die Innenschale bearbeitet wird (praktisch die entgegengesetzte Herangehensweise zum Standard-Verfahren). Dadurch reduziert sich der benötigte Materialeinsatz, was Gewicht einspart und die mögliche Tiefe der Lufteinlässe maximiert.
Zusätzlich konnten die insgesamt 11 Luftein- und 13 Luftauslässe so ausgelegt werden, dass sie der Kopfhaut möglichst viel Schatten spenden. Die Öffnungen sind intern mit sieben Strömungskanälen verbunden. Gemeinsam mit dem flexibel im Helm „schwebenden“ Innenfutter sorgt das für weiter optimierte Kühlung.

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Ein interessanter Ansatz ist das sogenannte Multi Speed Design des AirBreaker. Dabei sind die Öffnungen im oberen, hinteren Bereich mit wabenförmigen Gitternetzen ausgekleidet. Bei langsamer Fahrt, wie etwa beim Klettern in langen Anstiegen, soll die Konstruktion die Hitze vom Kopf ableiten, ergo beim Regulieren der Körpertemperatur unterstüzen. Schüttet sich der Träger in sommerlicher Hitze einen kräftigen Schluck Wasser zur Kühlung über den Kopf, sollen die Waben auch etwas Wasser speichern und verzögert über einen längeren Zeitraum auf den Kopf tropfen lassen. Bei flotter Gangart optimiert das Waben-Netz den Luftstrom und verspricht verbesserte Aerodynamik. Natürlich nicht auf dem Niveau des GameChangers, aber immerhin.

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Abus Airbreaker

Größen Small (51-55 cm), Medium (52-58 cm), Large (58-62 cm)
Farben Shrimp Orange, Neon Yellow, Celeste Green, Fuchsia Pink, Blaze Red, Gleam Silver, Steel Blue, Velvet Black, Polar White, Moviestar
Gewicht 200 g (Small), 220 g (Medium, gewogen)
Zertifizierung CE EN107
Aero Multi Speed Design: Wabenkonstruktion für Belüftung bei langsamer und Aerodynamik bei flotter Fahrt.
Flow Straps: Aerodynamisches und flatterfreies Gurtsystem.
Belüftung Forced Air Cooling: durchdachtes Belüftungssystem für optimales Kopfklima, 11 Luftein- und 13 Luftauslässe, intern durch 7 Kanäle verbunden
Schutz Multi Shell In Mold: für langlebige Verbindung der Außenschale mit dem stoßabsorbierenden EPS der Innenschale
ActiCage Lite: Im EPS-Kern integrierte Strukturverstärkung
Einstellsystem Zoom Ace: Feinjustierbares Verstellsystem mit griffigem Verstellrad für individuellen Sitz
Brillenhalter AirPort: Integrierte Brillenhalterung
Preis (UVP) € 249,-
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Farbvarianten

  • Shrimp OrangeShrimp Orange
    Shrimp Orange
    Shrimp Orange
  • Neon YellowNeon Yellow
    Neon Yellow
    Neon Yellow
  • Celeste GreenCeleste Green
    Celeste Green
    Celeste Green
  • Fuchsia PinkFuchsia Pink
    Fuchsia Pink
    Fuchsia Pink
  • Blaze RedBlaze Red
    Blaze Red
    Blaze Red
  • Gleam SilverGleam Silver
    Gleam Silver
    Gleam Silver
  • Steel BlueSteel Blue
    Steel Blue
    Steel Blue
  • Velvet BlackVelvet Black
    Velvet Black
    Velvet Black
  • Polar WhitePolar White
    Polar White
    Polar White
  • MoviestarMoviestar
    Moviestar
    Moviestar

Im Verzicht auf MIPS und sonstige Features mit widersprüchlicher wissenschaftlicher Datenlage verspricht Abus für den Airbreaker in Größe Small ein Gewicht von kaum spürbaren 200 g. Unser Testmuster in Größe Medium bringt es auf 220 g. Möglich macht dies nicht nur das erwähnte Produktionsverfahren, sondern auch die von Abus bereits in anderen Modellen Eingesetze ActiCage Light Technologie. Hinter diesem Marketing-Begriff verbirgt sich eine innovative Käfig-Architektur, dank derer es den Deutschen möglich wird großflächige Belüftungsöffnungen zu integrieren, ohne dabei die im Sturzfall lebensrettende strukturelle Festigkeit negativ zu beeinflussen.

Das fein justierbare Mikro-Verstellsystem Zoom Ace bietet 23 mm an Höhenverstellung, die ohne Riemchenteiler geführten Gurte borgt sich der AirBreaker vom GameChanger. Langhaarige sollen mit dem Ponytail Outlet - einer großzügigen Öffnung im Verstellsystem - glücklich werden. Und vorne rundet eine ebenfalls nach aerodynamischen Gesichtspunkten optimierte Brillenhalterung mit Bügelführung die Liste der Features mit einem essenziellen Gimmick ab.

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Individuelle Passform und Fahreindrücke

Der Airbreaker landete mit einigen Vorschusslorbeeren bedacht auf zwei denkbar ungleichen Testköpfen. Dem GameChanger in einigen Aspekten mehr als nur ähnlich, spekulierte der kahlköpfige Schmerzlose mit ähnlichem Trage- und Bedienkomfort. Die dick- und langhaarige NoMan hingegen freute sich auf einen leichtgewichtigen Kopfschutz mit Weltmeister-Bonus - das richtige Image ist beim hobbettenhaften Herumrollen schließlich die halbe Miete. Beiden Erwartungshaltungen wurde der Allrounder gerecht - allerdings mit kleinen Abstrichen ...

So spartanisch der Innenraum des AirBreaker ausgestattet ist, so gut ist die Passform. NoPain goutierte den ausreichenden Komfort der relativ dünnen Polsterung mit Dreipunkt-Fixierung (aka "schwimmend gelagert"), NoMan, die kraft ihrer dichten Borsten ja quasi ohne Pads auskommen würde, schätzte deren ziepfreie Ausführung. Beide bemerkten positiv, dass, was nicht aufträgt, auch nicht lange triefnass bleiben kann. Sollten sich die Polster also mal mit Schweiß vollsaugen, trocknen sie anschließend wohl rasch wieder ab.
Im für die Größe Medium angegebenen Spektrum des Kopfumfanges bewegen sich die beiden Tester in der Mitte bzw. am oberen Limit, weisen jedoch recht unterschiedliche "Querschnitte" auf. Interessant insofern: Beide trugen von der Innenschale nicht die kleinste Druckstelle davon, umgekehrt klagte aber auch keiner über ein zu lockeres Tragegefühl. Von Grund auf hat hier Abus also einiges richtig gemacht. Davon abgesehen, dass das in Höhe und Umfang fein justierbare und leicht bedienbare Verstellsystem sich an sehr viele Kopfformen anzupassen vermag.
Nicht unbedingt überzeugen konnte das Ponytail Outlet. In der Tat viel großzügiger geschnitten als bei manch Mitbewerber, bleibt das Durchfädeln der Haarpracht trotzdem eine lästige, langwierige Fummelei. Dann lieber wie gehabt Zopf ganz tief binden und einfach Deckel drauf.

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Was die Riemen betrifft: Einmal passten die dünnen, haptisch angenehmen Gurte perfekt, einmal fiel das vordere Bändchen zu lang aus. Den einen freut's („keine lästigen Riemchenteiler“), die andere musste damit leben („keine Verstellmöglichkeit“), wobei die Überlänge nicht so gravierend war, dass sie mit einem Sicherheitsrisiko im Falle eines Sturzes behaftet gewesen wäre. Und: Auch bei dieser „gewellten“ Trageweise flatterte der Gurt ob seiner doppelt genähten Vorderkante nicht im Wind; straff anliegend sowieso nie.

Über Geschmack lässt sich immer streiten, für ein aerodynamisch optimiertes Modell kommt der Helm aber doch leidlich fesch rüber – schlank in der Silhouette, etwas hoch vielleicht im Aufbau, dezent im Design. Hochwertig verarbeitet und robust wirkt er allemal.

Etwas verwirrt ließ uns das Aero-Gitter zurück: Sieht aus wie ein Fliegennetz an der falschen Stelle, und beschwört damit umgehend Horrorszenarien von im Helm gefangenen und in ihrer Panik wild um sich stechenden Insekten herauf, die mangels echtem Fliegennetz zwar vorne reinkommen, hinten aber nie mehr raus. Tatsächlich hatten wir Kurzbesuche von flugfähigem Getier im Helminneren zu verzeichnen, längeres Verweilen oder gar tätliche Attacken blieben aber aus. Wahrscheinlich wurden die Viecher durch den Unterdruck der internen Luftkanäle und die gnadenlos ansaugende Wabenkonstruktion förmlich hinauskatapultiert.
Den Nebeneffekt des Multi Speed Design bei langsamer Gangart, die Ableitung der Hitze, konnten wir mangels wirklich heißer Tage bisher noch nicht nachvollziehen. Anzunehmen ist jedoch, dass es ihn – ähnlich den guten Werten für Aerodynamik, Ventilation und Gewicht – tatsächlich gibt. Was sonst hätte bei Valverde nach sechs knappen Leider-Neins den entscheidenden Unterschied gemacht?

Fazit

Abus AirBreaker
Modelljahr: 2019
Testdauer: 3 Monate
+ Passform
+ Gewicht
+ Ventilation & Kühlung
+ flatterfreie, weiche Gurte
+ kein Riemchenteiler
o Ponytail-Outlet
- kein Riemchenteiler
BB-Urteil: Toller Allrounder für alle zur fixen Riemenlänge passenden Köpfe.


Ein Tausendsassa am Papier, in echt ein leichter, vielseitiger und gut belüfteter Schutz für alle Köpfe, die mit der fixen Gurtlänge zurande kommen. Das spartanische Interieur belegt, dass weniger auch mehr sein kann, das feinstufige und leichtgängige Verstellsystem gefällt, auch ohne die Langhaar-Option zu nutzen.
Ganz günstig ist der Spaß nicht, dafür dürften auch Freunde peppigerer Designs glücklich werden. Immerhin ist der Abus AirBreaker in acht Farben und drei Größen zum UVP von € 249,00 erhältlich.

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