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Alta Via Stage Race 2015

Alta Via Stage Race 2015

09.07.15 23:32 4.856NoBrain quälte, genoss und havarierte sich durch die vierte Auflage des ligurischen Etappenrennens - sehens- und lesenswert!09.07.15 23:32 4.908

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09.07.15 23:32 4.9081 KommentareNoBrain quälte, genoss und havarierte sich durch die vierte Auflage des ligurischen Etappenrennens - sehens- und lesenswert!09.07.15 23:32 4.908

Heuer fand bereits zum vierten Mal das Alta Via Stage Race statt. Acht Etappen lang durften sich willige Mountainbiker rund 500 Kilometer und 19.000 Höhenmeter entlang des Alta Via dei Monti Liguri durch das Hinterland des Beckens von Genua von Bolano bis Airole quälen.
Mit dabei auch drei Vertreter aus Österreich: Axel Strauss , der sich bereits weltweit bei 24 Etappenrennen bewährt hat; Beinahe-Rookie Christoph Pürstl, der erst letztes Jahr bei der Transpyr Blut geleckt hat und schließlich meine Wenigkeit, Silberrücken NoBrain.

Detailansicht

Die Rennstrecke verläuft größtenteils entlang des Alta Via dei Monti Liguri, dem Ligurischen Höhenweg. Laut Homepage der Associazione Alta Via dei Monti Liguri stellt dieser eine Wanderroute mit einer Länge von über 400 km dar.

"Der Weg zieht sich fast vollständig an der Hauptwasserscheide entlang, und zwar an der Grenze von zwei absolut gegensätzlichen Welten: einerseits die sonnenverwöhnte ligurische Mittelmeerlandschaft, andererseits der feuchtere, waldbestandene padanische Hang mit Kontinentalklima.
Der Ligurische Höhenweg bietet aber auch einzigartige Panoramablicke, einerseits auf das Meer bis nach Korsika, andererseits auf die Alpen des Monviso und des Monterosa. Die Route verläuft zum größten Teil auf bequem zu begehenden, gut trassierten Wegen und ebenso bequemen Karrenwegen (...)."

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Die wesentlichsten Unterschiede zu den meisten MTB-Veranstaltungen in Österreich:
  • Die Strecke wird nicht vom Veranstalter ausgeschildert. Stattdessen werden GPS-Tracks zur Verfügung gestellt, denen mittels entsprechender Geräte gefolgt wird.
  • Die Strecke ist größtenteils nicht gesichert. Die Teilnehmer müssen eigenverantwortlich entscheiden, wo gefahren wird, oder wo es besser ist, das Rad zu schieben oder zu tragen.
  • Außerdem gibt es eine Reihe an Dingen, die bei jeder Etappe verpflichtend mitzuführen sind: Pfeife, Alu Schutzdecke, Stirnlampe, Radbeleuchtung, Regenschutz, warme Kleidung, Erste Hilfe Kit, ein eingeschaltetes Mobiltelefon und natürlich Ersatzmaterial für das Rad inklusive passendem Werkzeug. Dies wird auch stichprobenartig beim Start kontrolliert und im Falle einer Missachtung mit einer Stunde Zeitstrafe belegt.
  • Die Strecke führt entlang eines Wanderweges, deshalb sind Tragepassagen (sogenannte Portagen) an der Tagesordnung – teilweise lang und unwegsam, bergauf sowie bergab.
  • Entschädigt für die Strapazen wird man durch schier endlose Abfahrten, atemberaubende Fernblicke, einmaliges Essen sowohl während als auch nach dem Rennen, und der bekannten herzlichen italienischen Gastfreundlichkeit. Und, eigentlich am Wichtigsten: durch Veranstalter, die jeden von uns umsorgten, als wären wir alle eine große Familie.

Das Rennen

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1. Etappe

Vom Startort Bolano ging es in 57 Kilometern Richtung Sesta Godano. Diese erste Etappe war mit Abstand die leichteste, der Weg führt entlang von ausgewaschenen Schotterstraßen, Karrenwegen, Trails. Nur der letzte 400-Höhenmeter-Anstieg war schwer und steil; teilweise musste ich das Rad schieben.
Am ersten Tag präsentierte sich das Wetter noch von seiner schönen Seite. Ich beendete die Etappe als Sechster. Axel landete nach zwischenzeitlicher Führung aufgrund eines unfreiwilligen Umwegs am dritten Platz. Den Sieg sicherte sich der Deutsche Christian Meyer.

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2. Etappe

Nach einer sehr schwülen Nacht im Zelt ging es am zweiten Tag schon wesentlich anstrengender nach Belpiano. Das Roadbook versprach uns 80 Minuten (600 Hm) „Portage“ hinauf zum Monte Alona und einige kleinere Tragestücke am Weg dort hin. (Merke: Roadbooks lügen nie!)
Zu Beginn fuhren wir immer wieder kleinere Umwege, da Karten lesen auf holprigen Wegen nicht zu den einfachen Dingen zählt. Beim Aufstieg zum Monte Alona wurde zudem auch noch das Wetter schlechter: Regen, Wind, Nebel. Der Weg war steil und schwer zu finden: über moorartige Wiesen mit herrlichen weißen Blumen, schließlich weglos bis zum Gipfel. Fahren konnten wir davon nur wenig. Ich matchte mich mit Pascal Güntensberger um Platz 3. Rutschend und laufend fand ich den Weg ins Ziel. Pascal mal vor, mal hinter mir. Zum Schluss war ich um eine Radlänge vorne - Podium!
Belohnt wurden alle Fahrer mit einem ausgezeichneten Mittagessen und natürlich einem Abendessen, das dem um nichts nachstand.

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3. Etappe

In der Nacht regnete es ständig. Die dritte Etappe beinhaltete erneut zahlreiche Tragestücke. Die zweite Hälfte der Strecke führte fast ausschließlich über Singletrails.
Aufgrund des Regens war der Weg immer rutschig, oder tief, dennoch gelang es mir, mit Axel, Pascal und Christian dem Feld zu entfliehen.
Aus kindlichem Übermut heraus ließ ich die letzte Labestation bei Kilometer 40 aus und wollte die finalen 26 Kilometer alleine ins Ziel fahren. Pascal und Christian schlossen allerdings bald wieder auf. Am letzten Downhill rutschte und lief ich mehr, als ich fuhr. Trotzdem konnte ich diese Etappe ex aequo mit Christian als Erster beenden. Ich habe damit allerdings viele meiner Kräfte verspielt.
Axel und Christoph entschieden sich am Abend, nicht mehr weiter zu fahren. Das Wetter, die dadurch gefährlichen Rennabschnitte und Rückenprobleme zwangen sie zu diesem Schritt.

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 "Ich hatte das Gefühl, mein Rad die ganze Zeit getragen zu haben." 

Teilnehmer Pascal Güntensberger
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4. Etappe

Am Weg nach Varazze am Meer sollten wir 96 Kilometer und 2.480 Höhenmeter hinter uns bringen. Daraus wurde nichts; das Wetter verschlechterte sich zusehends, Donner war an diesem Tag mein ständiger Begleiter.
Bei Kilometer 37, nach knapp drei Stunden, entschied sich der Veranstalter, die Etappe abzubrechen. Informationen von den kommenden Checkpoints verhießen nichts Gutes: orkanartiger Wind, Hagel, Nebel – in diesem Fall ging die Sicherheit der Teilnehmer vor!
In dieser Situation zeigte sich, wie wichtig die verpflichtend mitzuführende Sicherheitsausrüstung war. Wärmende, wasserfeste Kleidung wurde ausgepackt und zitternde Körper in Aludecken gehüllt. Das Krisenmanagement funktionierte ausgezeichnet. Wir fuhren im Konvoi in die nächste Ortschaft zu einer Trattoria. Dort wurden wir mit Pasta versorgt. Mit Polizeieskorte wurden wir anschließend nach Varazze, dem ursprünglichen Zielort, gebracht.

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5. Etappe

Die fünfte Etappe führte wieder weg vom Meer in die 716 Meter hoch gelegene Ortschaft Bardineto im Hinterland von Finale Ligure – bekannt durch das dort stattfindende 24-Stunden Rennen.
Der Weg dorthin war steinig und lang. Mit den schnellen Bikern konnte ich an diesem Tag nicht mithalten. Im Gegenzug blieb mehr Zeit zum Genießen. Einzigartig waren die Strecke und die Tiefblicke zurück zum Meer. Das Wetter zeigte sich von seiner sonnigen Seite. Die Portagen bergauf blieben kurz, die Downhills waren technisch, aber fahrbar.

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6. Etappe

Mit nur 55 Kilometer Distanz schien die sechste Etappe kurz und einfach. Über 90 Minuten Tragepassagen machten aber auch dieses Teilstück sehr fordernd und lang. Wie schon am Tag davor blieb es trocken.
Die Strecke zeichnete sich durch viele Kilometer an Singletrails aus. Der letzte Downhill war, nicht wie sonst üblich, ein Wanderweg, sondern extra für Mountainbiker gebaut. Über meine Platzierung werde ich hier kein Wort verlieren.

In Colle di Nava durften wir in einer alten Festungsanlage, die noch Napoleon erbauen lies, zu Abend essen. Wieder wurde ein viergängige Essen serviert, langes Anstellen ist beim Alta Via Stage Race nicht üblich. Außerdem gab es einen kleinen Bauernmarkt mit Weinen und Mehlspeisen aus der Region. Untermalt wurde das Ganze von der ortsansässigen Gitarrenband. Ein abschließendes Konzert mit mittelalterlichen Instrumenten bildete den perfekten Abschluss.

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7. Etappe

Am siebten Tag stand uns die alpine Etappe bevor. Sich gut aufzuwärmen war angesagt, denn von der Startlinie ging es direkt eine steile Schotterrampe hinauf – knapp 200 Höhenmeter in nur einem Kilometer. Danach wand sich der Weg bis zum höchsten Punkt auf 2.143 Metern empor. Oberhalb der Baumgrenze wurde es zum Teil zu steil zum Fahren. Im flüssigen Mittelstück war der Untergrund mit spitzen, grobkantigen Steinen übersät. Den Abschluss bildete ein fast 1.400 Höhenmeter langer Downhill – alpin, ausgesetzt, steil, steinig, verblockt, kurvig.
Wer hier fuhr, musste sein Hirn einschalten. Es gab eine Stelle, die mit Seilen versichert war. Teilweise sah ich aufgrund der Nebelschwaden nicht, wie weit es neben der Strecke hinunter ging. Der obere Abschnitt gelang mir noch gut, dann setzte Regen ein und machte das Fahren unmöglich. Erst weit unten, wo die Steine am Weg dem Erdreich wichen, fand ich wieder meinen Rhythmus.
Schade, denn nach dem langen Anstieg war ich Zweiter oder Dritter, nach zwei Durchschlägen im Mittelteil und dem Downhill hatte ich allerdings alles verbockt.

Der Zielort entschädigte allerdings für die Mühen. Pigna ist eine wunderschöne Ortschaft an den Hängen der Berge an der Grenze zu Frankreich – alte Häuser, kleine Gassen, gutes Essen. Der Tischwein an diesem Abend stammte bereits aus den Weingärten oberhalb von Airole, unserem Ziel.

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8. Etappe

Gestartet wurde in gestürzter Reihenfolge des Klassements. Uns erwartete ein langer Anstieg über 23 Kilometer, gefolgt von einem technischen Singletrail downhill von neun Kilometern. Wieder wurden sämtliche Qualitäten der Biker gefordert.

Den Sieg in der Gesamtwertung sicherte sich Christian Meyer (GER) mit einer Zeit von 28:43:15 vor Ignacio Miravalles (ESP). Dank einer starken, konstanten Leistung während der ganzen acht Tage konnte sich Pascal Güntensberger klar am dritten Platz behaupten. Mit etwas Respektabstand landete ich am sechsten Platz.

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Der Abschluss des Events war ein Würdiger: Zuerst ein ausgiebiges Mahl gleich beim Zielbogen am Weinberg inklusive herrlichen Tiefblicken nach Airole bzw. bis nach Ventimiglia und das Mittelmeer. Danach stand die gemeinsame Abfahrt nach Airole am Programm. Dort fand noch ein gut dreistündiges Abschlussfestmahl samt Siegerehrung und Verabschiedung aller Teilnehmer statt.
Glücklich über den sechsten Gesamtrang und stolz, die Herausforderung geschafft zu haben, ging es tags darauf zurück nach Österreich.

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Resümee

Das Rennen führt durch eine außergewöhnliche Landschaft entlang des ligurischen Höhenweges. In den acht Tagen passiert man alle Provinzen der Region Genua: La Spezia, Genua, Savona und schließlich Imperia. Man lernt nicht nur eine bemerkenswerte Gegend kennen, sondern wird von den einheimischen Köchen mit Spezialitäten der regionalen Küche belohnt.
Da die Strecke meist dem Wanderweg folgt, muss man als Mountainbiker auch immer mit Gefahren (Abbrüche, Drops, enge Kurven) rechnen.

Wichtige Voraussetzungen für die Teilnahme am AVSR:
  • Ein gutes Trainingsniveau und ausreichend technisches Können
  • Fahren mit Hirn, lieber Mal vor einem Hindernis absteigen, als im Graben zu landen
  • Zeit nehmen, hetzen kann gefährlich sein und bringt nichts, das Rennen ist lang
  • Das richtige Schuhwerk mit einer Sohle, die beim Gehen guten Halt bietet
Wenn man das alles mitbringt bzw. beachtet, darf man sich auf eine einzigartige Woche freuen, wird Trails befahren, die man sonst nicht zu Gesicht bekommt und wird lernen, wie man ein MTB auf einen Berg trägt. Und das vielleicht Wichtigste: man lernt garantiert viele interessante Menschen kennen ...
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