Vielmehr entpuppt sich das Bike binnen kürzester Zeit als unkomplizierter, zuverlässiger und nicht umzubringender Partner für alles abseits von Rekorden, Maximalleistungen und Speed. Was nicht heißen soll, dass man auf dem KTM keinen Geschwindigkeitsrausch erleben kann. Denn einmal in Fahrt, rollt es durchaus beglückend dahin: laufruhig, spurtreu, stabil.
Kein Grund also, es bergab vorsichtig angehen zu lassen – außer, es wartet ein enges Zickzack, denn für Richtungsänderungen braucht's Nachdruck und auch spürbar mehr Zeit als z.B. auf einem ausgereizten Rennhobel. No na, bei einem Lenkwinkel von 70 Grad …
Was eine echte Endurofelge ist, lässt sich durch ein bisschen Gravel-Gehopse natürlich nicht aus der Reserve locken. Insofern ist das Schlagloch, welches dem X-Strada einen „Achter“ anhängen könnte, noch nicht gefunden. Die robusten Rundlinge sind ein eindeutige und sehr positive Kehrseite des Gewichts-Aspekts. Ihre Stunde schlägt natürlich vor allem im Geländeeinsatz, aber auch vollbepackt oder auf schlechten Straßen verhelfen sie zu einem angenehm sorglosen Umgang mit dem Thema Bodenbeschaffenheit.
Erfreulicherweise passen die Reifen zu diesem Habitus wie der Deckel zum Topf: Mit der Bite-Version des Schwalbe G-One kann eigentlich kommen, was will – der Allrounder mit der Extraportion Biss fürs Gelände wird’s halbwegs souverän packen. Er paart gute Rolleigenschaften und wirklich überzeugenden Pannenschutz mit viel Kurvenhalt und Grip im Trockenen bis Feuchten. Im schmierigen Gatsch neigt er bergab zum Aufschwimmen, bleibt dabei aber paradoxerweise kontrollierbar und entlockt sogar Ridern, die derlei normalerweise entbehrlich finden (also z.B. mir) manch absichtlichen und präzise setzbaren Hinterrad-Drift. Bergauf hat natürlich jedes Gravel-Profil seine Grenzen, jenes des G-One Bite garantiert hinreichende Traktion aber zumindest deutlich länger als manch Mitbewerber.