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Sram XX1 im Überblick

Kaum vorgestellt, schon preisgekrönt. Alle Facts zur Einfach-Kurbel plus Elffach-Kassette, mit der die Amerikaner von XC bis Freeride punkten wollen.

In der Sram-eigenen Kategorisierung der Antriebssysteme rangiert die XX1 von Cross Country über Trail bis All Mountain, bei Freeride hört sie auf. Trotzdem hat vergangenes Wochenende Jérôme Clementz den Downhill-Marathon Mountain of Hell in Les 2 Alpes mit der neuen Gruppe gewonnen. Was lernen wird daraus? Möglichkeit A: Die Sram XX1 ist ein Wunderwuzzi, und die Amis selbst sind sich dieser Tatsache noch gar nicht so bewusst. Möglichkeit B: Jérôme Clementz ist ein Wunderwuzzi und würde auch mit einem Singlespeeder siegen.
Möglichkeit B können wir spontan nicht verifizieren. Möglichkeit A eigentlich auch nicht – aber ein paar facts & figures können wir liefern, auf dass sich die weitere Diskussion auf konkrete Daten stützen kann …

Einfacher, leichter, haltbarer sind die drei großen Vorteile, die sich Sram von der Einfach-Kurbel mit Elffach-Kassette verspricht. Die XX1-Gruppe umfasst nebst Scheibe und Ritzelpaket noch Schalthebel (Trigger oder Grip Shift), Schaltwerk und Kette und soll 1.299 Euro kosten.
Zudem gibt’s speziell designte Hinterradnaben (Basis X0, € 291,-) und hintere Laufräder (Basis Rise 60, 26 od. 29“, 1.005 bzw. 1.036 Euro), weil für die Verbindung von Kassette und Achse mit dem XD Nabenkörper ein neuer Standard erfunden wurde – die gängigsten DT Swiss Naben (und, nachdem Jérôme Clementz auf solchen unterwegs war, künftig wohl auch Mavic-Laufräder) passen aber ebenfalls.
Die mangels vorderem Werfer „fehlende“ Kettenführung soll nicht weiter abgehen: Vom speziell profilierten Kettenblatt sowie dem Type-2-Schaltwerk verspricht sich Sram hinreichenden Schutz vor Kettenschlag und Runterpurzlern. Erhältlich sein soll die XX1 bereits im Oktober 2012.

XX1-Kurbel

Detailansicht

Die Carbon-Arme mit geschmiedetem Alu-Spider sind die edel verpackte Verkörperung der Qual der Wahl. Immerhin gibt's nämlich sechserlei Scheiben (28-30-32-34-36-38), um die ideale Übersetzung für seinen persönlichen Einsatzbereich zu finden. Zum Trost: der Ringwechsel soll dank eines neuen Spider-Designs (Kurbelarm-Abnahme nicht nötig) recht rasch von statten gehen. Die einzelnen Zähne sind in puncto Materialdicke so CNC-gefräst, dass sie die inneren und äußeren Kettenglieder widerspiegeln ("X-Sync", also jeweils ein "engerer/dünnerer" und ein "weiterer/dickerer" Zahn im Wechsel), was der Kettenführung zugute kommen soll. Mit BB-Innenlager (GXP ebenfalls erhältlich) soll die Kurbel lediglich 650 Gramm wiegen.

XX1-Kassette

Detailansicht

Das Ritzelpaket deckt mit elf Kränzen von 10 – 42 Zähnen (10-12-14-16-18-21-24-28-32-36-42) ein recht breites Spektrum ab. Gefräst aus einem Stahlkörper (X-Dome-Design), ist die 260 g leichte Kassette nicht nur recht fesch anzuschauen, sondern soll auch schmutzdurchlässig und langlebig sein.
Der Haken an der Sache: Ein 10er-Ritzel lässt sich nicht einfach auf einen normalen Freilauf montieren. Also erfand Sram mit dem XD-Nabenkörper eine „Hybrid-Technologie“ mit spezieller Befestigung – das 10-Zahn-Cog ist quasi der Verschlussring. Vorteil des neuen Standards sollen eine überlegene Kraftübertragung und ein paar Gramm Gewichtsersparnis sein. Definitiver und massiver Nachteil ist die Tatsache, dass derzeit nur von Sram und DT Swiss passende Naben bzw. Laufräder verfügbar sind.

XX1-Schaltwerk

Detailansicht

Auch im hinteren Werfer verbirgt sich eine neue Technologie, X-Horizon genannt. Das obere Führungsrädchen wurde exzentrisch angeordnet und das Parallelogramm nach rechts gedreht, wodurch es sich nur mehr horizontal bewegt und damit der Abstand zur Kassette konstant bleibt. Schnelle, präzisere Schaltvorgänge und Unabhängigkeit vom Kettenzug sollen die spürbaren Folgen sein.
Zusätzlich sollen die Type 2-Errungenschaften Roller Baering Clutch und Cage Lock das Kettenschlagen reduzieren bzw. den Radein- und -ausbau vereinfachen. Im Führungsröllchen wiederholt sich das X-Sync-Design der Zähne zwecks Verbesserung der Kettenkontrolle, leiser laufen sollen die Rädchen außerdem. Gesamtgewicht des Schaltwerks: 220 Gramm.

XX1-Schalthebel

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Zur Wahl stehen Trigger und Grip-Shift, beide mit Gores Ride-On-Schaltzügen. Erstere sind mehrfach verstellbar, MatchMaker X-kompatibel und haben eine leichte Carbon-Abdeckung. Letztere ähneln nicht umsonst den erst kürzlich vorgestellten Zehnfach-Shiftern: Carbon-Abdeckung, Schraubgriff, Rolling Thunder-Kugellagertechnik, Speed Metal-Indexierung ...

XX1-Kette

Detailansicht

Logischerweise braucht eine Elffach-Kassette auch eine Elffach-Kette, detto ein 11-Gang-Power-Lock. Das Design ist auf die Anforderungen eines ohne Kettenführung auskommenden Systems optimiert, womit Sram eine gegenüber den 10-fach-Pendants nochmals verbesserte Reiß- und Verschleißfestigkeit meint. Ein spezielles Link-Finish soll zudem die Lebensdauer erhöhen.

Hier eine Tabelle, in der man eine ungefähren Überblick über die Bandbreite der Gänge sieht. Folgende Gruppen wurden für den Vergleich herangezogen:
  • SRAM XX 2-fach mit 28-42 vorne und 11-36 hinten
  • SRAM XX1 1-fach mit 32 bzw. 38 vorne und 10-42 hinten
  • Shimano XTR 3-fach mit 42-32-24 vorne und 11-34 hinten
Der Reifenumfang ist mit angenommenen 2100mm immer gleich, die Entfaltung entspricht der zurückgelegten Distanz pro Kurbelumdrehung.

Beispiel: Entfaltung (Bandbreite) der Gänge

Gruppe VorneHintenReifenumfangEntfaltung
SRAM XX 28-36283621001,63m
SRAM XX1 32-42324221001,60m
SRAM XX1 38-42384221001,90m
Shimano XTR 24-34243421001,48m
SRAM XX 42-11421121008,02m
SRAM XX1 32-10321021006,72m
SRAM XX1 38-10381021007,98m
Shimano XTR 42-11421121008,02m


Gestern auf Eins Extra gab's bei der Doku "Schmeiß weg, kauf neu! - Warum nicht mehr repariert wird" die Antwort

So toll die Neuigkeiten und Innovationen auch sind, so schade finde ich es, dass wieder neue Standards bzw. Komponenten benötigt werden.

Kein Ende im Technologiedschungel der Normen (Kompatibilität) :(.

Naja, die Bastler und Freaks werden daran ihre Freude haben :zwinker:

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Gestern auf Eins Extra gab's bei der Doku "Schmeiß weg, kauf neu! - Warum nicht mehr repariert wird" die Antwort

 

Ja, ist natürlich auch für den Handel ein Wahnsinn, wobei das im Rennrad-Bereich mMn noch ärger ist, die vielen Lager- und Kurbelstandards, Campa, Shimano, 10-fach, 11-fach ...

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Prinzipiell eine logische Weiterentwicklung und gute Sache. In der Praxis völlig überteuert wie alles von Sram und das Ritzelpaket ist Schrott, wenn sich das 10er nach ein paar 100 Kilometern verabschiedet. Ob die Bandbreite ausreicht (einem Sonntagsfahrer wohl nicht), sei noch dahingestellt. Dennoch, die Richtung (Nabenantrieb!!!!) stimmt.
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Ich finde die Innovationskraft von SRAM echt vorbildhaft, die haben in den letzten Jahren den MTB Markt komplett neu aufgestellt und einfach etabliertes hinterfragt und durch besseres ersetzt, bei MTB Schaltungen keinen Stein auf dem anderen gelassen und das dominante Design einfach abgelöst. Schon XX war mMn ein Quantensprung, das hier ist der größere. Kein Problem mehr mit Carbon Rahmen da keine Chainsucks, kein klappern an den Streben mehr, bessere Kennlinie, einfacherer Radwechsel (alleine wenn man im Weltcup sieht wie viel Zeit die oft verschwenden um das Hinterrad zu wechseln), theoretisch geringerer Q-Faktor. Schon alleine weils einfach zu reiningen ist verzichte ich gerne die zwei Gänge und schraube einen neuen Freilaufkörper auf die Nabe - ich vermute mal dass sich die Naben damit konvertieren lassen müssten. Schade nur dass die Kettenblätter mit nix kompatibel sind, es wird wieder Jahre dauern bis es ein SRM oder ein anderes PowerMeter dazu gibt. Aber vielleicht bauens ja den QUARQ ein so wie bei der Red.

 

Hier noch das Video zur Entwicklung: http://www.youtube.com/watch?v=nI1qz4OB5Rs

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Am Stadtrad sowieso nur Nabenschaltung mit Carbon/Zahnriemen Antrieb, am Tourenbike könnte ich mir auch eine Rohloff vorstellen - die soll ja unkaputtbar sein. Allerdings ist das dann auch oft wieder ein Fully und es wird ein Spanner für die Kette benötigt und die Kette muss so oder so gewartet werden. Bleiben also wieder die Nachteile bezüglich höherem Gewicht und geringerem Wirkungsgrad zumindest in den unteren Gängen und bei gut gewarteter Kette, bei versiffter Kette wirds bei Kettenschaltungen auch schlecht.

 

Am Race Bike würde ich niemals eine Nabenschaltung montieren. Vor allem nachdem die XX1 so ziemlich jedes Problem, das es mit Kettenschaltungen gibt, eliminiert und zudem leicht ist. Brauch jetzt halt nur noch mehr Wumms in den Beinen für den Wegfall der unteren Gänge.

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