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Magura MT1893 - Pure Entschleunigung

Magura MT1893 - Pure Entschleunigung

17.11.18 21:31 15.463Text: Gabriel Waringer
Gabriel Waringer

Name: Gabriel Waringer Alter: 33 Jahre Größe: 183 cm Schrittlänge: ehrliche 843 mm Gewicht: ~ 82kg Fahrstil/ -können: Ein Gravelbike ersetzt (k)ein MTB!

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Fotos: Michaela, Erwin Haiden
It's time for a Brake. Update.
Langzeittest der limitierten Deluxe-Scheibenbremsen aus Bad Urach.17.11.18 21:31 15.592

Magura MT1893 - Pure Entschleunigung

17.11.18 21:31 15.5921 Kommentare Gabriel Waringer
Gabriel Waringer

Name: Gabriel Waringer Alter: 33 Jahre Größe: 183 cm Schrittlänge: ehrliche 843 mm Gewicht: ~ 82kg Fahrstil/ -können: Ein Gravelbike ersetzt (k)ein MTB!

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Michaela, Erwin Haiden
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Langzeittest der limitierten Deluxe-Scheibenbremsen aus Bad Urach.17.11.18 21:31 15.592

Weniger ist mehr. Dieses Motto ist landläufig bekannt. Allerdings ist es auch sehr falsch, denn weniger Bremspower zum Beispiel ist eher das Gegenteil von geil. Und ein Weniger an Style lockt mich jetzt auch nicht gerade hinter der Ofenbank hervor. Zum Glück hielten sich die guten Menschen bei Magura nicht an dieses bescheuerte Motto und verpassten der MT7 im Zuge ihres 125-jährigen Firmenjubiläums einen neuen Anstrich. Das Resultat ist ein technisch und farblich gepimptes, limitiertes Sondermodell, genannt MT1893, und ich muss sagen: mir gefällts!

Fun Fact: Ich war (zu Anbeginn meiner Zweiradkarriere) ja in dem Glauben, dass es sich bei Magura um ein japanisches Unternehmen handeln würde - stimmt aber gar nicht. Das Firmenkürzel ist eine Verschmelzung des Gründers Gustav Magenwirth und dessen Heimatort, Bad Urach in der Schwäbischen Alb... aber genug hiervon, weiter im Text.

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125 Jahre Magura

Magura ist heutzutage neben SRAM und Shimano ein Fixstern am Himmel der Bremsanlagenhersteller im MTB- und Trekkingbereich und besitzt auch eine eigene Motorsportabteilung mit einer gigantischen Auswahl an Radial-Geber-Zylindern, hydraulischen Kupplungssystemen und jeder Menge Powersports-Zubehör. So oder so ist es nicht verwunderlich, dass die Magura-Bremsen zu den Favourites vieler Profis zählen. Der mehrfache Downhillweltmeister Loic Bruni etwa holte in Lenzerheide auf seinem S-Works Demo 8 mit den MT7 erst im September erneut Gold. Magura unterstützt aber nicht nur aus Werbezwecken, sondern lässt das wichtige Feedback der Profis in ihre Produkteentwicklung einfließen - so geht der großartige HC3-Bremshebel auf die Zusammenarbeit mit Trial-Legende Danny MacAskill zurück.

Um das 125-jährige Bestehen des Unternehmens ordentlich zu zelebrieren, kombinierte man kurzerhand die potenteste MTB-Bremse des Lineups, die MT7, mit den HC3 Bremshebeln, verpackte das ganze in schickem Chromfinish und limitierte es auf 1893 Stück. Ein Sammlerobjekt also? Weit gefehlt, denn die MT1893 schaut nicht nur edel aus, sie ist auch scharf wie Nachbars Lumpi.

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Sachertorte mit Wumms

Geliefert wird die MT1893 in einer edlen Holzbox mit Vorhängeschloss. Die Holzkiste erinnert ein bisschen an die Schachteln, in denen man Sachertorten kaufen kann, aber wenn die Zahlenkombination einmal geknackt ist (Tipp: es sind 4 Ziffern) offenbart sich die Bremse in all ihrer hochglanzpolierten Chrompracht. Im Lieferumfang befinden sich die zwei Bremsen (na no na ned) und eine ganze Fülle an farbigen beilagscheibenartigen Kunststoffringen, gedacht um den Bremskörpern einen individuell auf den Rahmen abgestimmten farbigen Touch zu geben.

Magura MT1893

Einsatzbereich Gravity, Enduro, E-MTB
Prinzip Hydraulischer Vierkolben-Festsattel auf Mineralölbasis
Material Carbotecure SL (Bremshebelgehäuse), Aluminium (Kolben, 1-Finger HC3 Hebel, Befestigungsschrauben und Lenkerschelle)
Gewicht ~ 245 g (Herstellerangabe)
Farbe Schwarz-Chrom (Geber), Schwarz (Hebel), Chrom (Kolben)
Belagsnachstellung Automatisch
Befestigung Postmount Direktanbau, IS mit Adapter
Bremsscheiben Storm HC bzw. Storm CL in 203, 180, 160 (vorne und hinten)
Scheiben-Befestigung 6-Loch bzw. Centerlock
Bremsmedium Magura Royal Blood Mineralöl
Bremsleitung Magura Disctube (kürzbar)
Bremsleitungsanschluss Banjo Fitting (Drehbarer Leitungsanschluss)
Bremsbeläge 9.P/9.C Performance (4 Kolben 2 Einzelbeläge), 8.P/8.R (4 Kolben 4 Einzelbeläge)
Features Hebelweitenverstellung per 3 mm Inbus, EBT (Easy Bleed Technology), Shift Mix-Triggerbefestigung, keine BAT-Druckpunkteinstellung, MagnetiXchange Bremskolben für einfachen Belagwechsel
Preis € 499,90 UVP fürs Set

MT Zubehör

Detailansicht
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Darf es etwas mehr sein?

Für mein Reign habe ich die Storm HC-Bremsscheiben mitgeordert - in zünftigen 203 mm vorne und hinten, denn ich erinnere an das eingangs beschriebene Motto: Mehr ist mehr.
Die vier Kolben sollen ja auch was ordentliches zum Greifen haben, und nachdem mir Gewicht herzlich egal ist, war die Entscheidung für die Pizzateller keine schwere. Für die reibungslose Montage möchte ich darauf hinweisen, dass die Shimano/SRAM-Adapter nicht mit den Magura Bremskörpern kompatibel sind, deshalb im Zweifelsfall gleich die passenden Teile mitbestellen, das erspart Zeit und Frust.

Ist die Bremsanlage erst einmal fix montiert, gehören die Leitungen gekürzt - mit dem richtigen Werkzeug und etwas Geduld ist dies aber kein Thema. Das Banjo Fitting, ein drehbarer Leitungsanschluss am Bremssattel, erlaubt es zudem, die Leitung sehr sauber an den Rahmen anzuschmiegen. Wenn alles sitzt, kommt noch der letzte Schritt, das Entlüften. Magura verwendet im Gegensatz zu einigen seiner Mitbewerbern keine Dot-Flüssigkeit, sondern ein Mineralöl namens "Royal Blood”. Um beim Entlüften nichts falsch zu machen, habe ich mich im Internet über die empfohlene Vorgehensweise schlau gemacht. Im Prinzip ist es keine Raketenwissenschaft. Am vertikal hängenden Bremskörper wird eine mit Bremsflüssigkeit gefüllte Spritze montiert und am horizontal ausgerichteten Geber wird am sogenannten "Easy Bleed Port" ebenfalls eine Spritze hineingesteckt...

Aber bevor ich jetzt versuche, den Vorgang langwierig zu erklären und mich vielleicht noch in einen Strudel schreibe, zeige ich euch einfach das folgende Video:

In Rekordzeit ist die Bremse entlüftet und das Rad steht da wie eine Augenweide - bereit für die erste Ausfahrt.

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Heartbraker

Wochenende, schönes Wetter, neue Bremsen - das schreit förmlich nach Bikepark, also rein ins Auto und ab gehts zu den Wexl Trails in Sankt Corona, um den MT1893 ordentlich auf den Zahn zu fühlen. Rein ins Vergnügen also! Die ersten Anlieger werden geshredded und die auf meine Vorlieben angepassten HC3-Bremshebel fühlen sich erstklassig an. Doch je länger ich unterwegs bin, desto schwächer wird mein Druckpunkt an der Hinterbremse. Das kann doch nicht sein? Unten am Trailende angekommen verschaffe ich mir einen Überblick: Die Leitung ist dicht, keine Flüssigkeit tritt aus. Seltsam, denn der Leerweg des Hebels hat sich innerhalb einer Abfahrt von nur 300 Höhenmetern drastisch verschlechtert. Das ist oasch, denn jetzt kann ich mir entweder ein Leihbike ausborgen oder mit einer halbherzig funktionierenden Hinterbremse fahren. Da fängt der Tag ja schon gut an.

Zuhause angekommen wird die Bremse erneut entlüftet. Irgendwie muss da Luft hineingekommen sein. Vielleicht habe ich ja beim letzten mal etwas falsch gemacht oder übersehen? Und wenn ich schon dabei bin, mache ich die vordere auch gleich mit - kann ja nicht schaden. Meine zweite Runde drehe ich vorsichtshalber in den Wiener Hausbergen, im Trailcenter Hohe Wand Wiese, und auch diesmal habe ich nach wenigen Höhenmetern einen wandernden Druckpunkt - nur diesmal vorne. Irgendetwas mache ich verkehrt, denn an ein fehlerhaftes Produkt kann ich nicht glauben.

Nach einer erneuten Internetrecherche stosse ich in einem Online Portal auf einen leiwanden Beitrag übers "Schnellentlüften von Magura Bremsen":

Tibor Simai macht es vor, ich mach es nach und siehe da: es funktioniert. War wohl irgendwo Luft im Hebel. Komisch. Wurscht.

Der neu eingestellte Druckpunkt ist definiert, knackig und bleibt auch genau da wo ich ihn haben will. Danke Tibor, danke Bikeboard!

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Fazit

Magura MT1893
Modelljahr: 2018
Testdauer: 4 Monate
Preis: € 499,90
+ Chrom macht glücklich
+ HC3 Bremshebel fetzt
+ Custom Design-Optionen
+ Remote/Shifter-Mix optional
+ Hightech im Retrofinish
+ Vier Kolben > zwei Kolben
o Entlüften etwas tricky
- Sehr teuer
BB-Urteil: Sachertorte mit Wumms!


Sondereditionen haben ja im Hause Magura eine Tradition. Die MT7 etwa gab es bereits als Danny MacAskill Version oder als MT T. Mit dem neuesten Zugang, der MT1893, zeigen die Schwaben, dass Downhill oder Enduro durchaus auch Retro-Bling-Bling verträgt, und dass Style immer Saison hat. Darüberhinaus bietet Magura eine Vielzahl von nützlichen Erweiterungen an, wie etwa den Remote oder Shift Mixer, mit dem man die Schaltung oder den Hebel für die Dropper Sattelstütze formschön und schlicht direkt mit der Bremse am Lenker fixieren kann. Im direkten Vergleich zu meinen alten SRAM Guide R Bremsen fällt mir natürlich zuerst die Optik als positive Aufwertung ein, aber auch die technische Überlegenheit liegt auf der Hand: Dosierbarkeit, Zuverlässigkeit (wenn man sie mal richtig entlüftet hat) und eine perfekte Ergonomie.

Bezüglich der Funktion möchte ich euch an den MT7/HC3-Testbericht meines Kollegen Ralf Hauser verweisen. "Die MT7 mit HC3-Hebeln ist eine überragende Bremse, die exzellent zu dosieren ist und dem persönlichen Geschmack in seiner Bissigkeit und Druckentfaltung angepasst werden kann. Dabei legt sie eine Bremskraft und Standfestigkeit an den Tag, die ihresgleichen sucht. Die erstklassige HC3-Ergonomie mitsamt der verbesserten Griffweitenverstellung ist Gold wert und machen eine großartige Bremse noch besser."

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