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Ritchey Timberwolf

Ritchey Timberwolf

09.01.16 13:37 25.458Text: Erwin Haiden
Erwin Haiden

Größe: 180 cm
Schrittlänge: 85 cm
Gewicht: 73 kg
Fahrstil/-können: Gemütlicher Allround-Mountainbiker, gerne auch knackig bergab

Rennrad & Gravel: Das Abenteuer steht im Vordergrund

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Fotos: Erwin Haiden
Ein Bike für Hotrod-Fans: Hinter der optisch zeitlosen Hommage an die 1980er-Jahre verbirgt sich eine Idee, die ihre Anhänger finden wird. Das Timberwolf ist ein spaßiges Trail-Bike mit modernen Anbauten, gemacht für Puristen und mit Sicherheit weit abseits des Mainstreams.09.01.16 13:37 25.557

Ritchey Timberwolf

09.01.16 13:37 25.55718 Kommentare Erwin Haiden
Erwin Haiden

Größe: 180 cm
Schrittlänge: 85 cm
Gewicht: 73 kg
Fahrstil/-können: Gemütlicher Allround-Mountainbiker, gerne auch knackig bergab

Rennrad & Gravel: Das Abenteuer steht im Vordergrund

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Erwin Haiden
Ein Bike für Hotrod-Fans: Hinter der optisch zeitlosen Hommage an die 1980er-Jahre verbirgt sich eine Idee, die ihre Anhänger finden wird. Das Timberwolf ist ein spaßiges Trail-Bike mit modernen Anbauten, gemacht für Puristen und mit Sicherheit weit abseits des Mainstreams.09.01.16 13:37 25.557

Es öffnet sich ein Zeitfenster mit Blick zurück zu den Pionieren des Mountainbikesports. Mehr als 30 Jahre nachdem Tom Ritchey das Original-Timberwolf vorstellte, bringt die Firma eine Hommage an das damals für extreme Einsätze konzipierte Bike.
Nun ist die Zeit weder an uns, noch an den Rädern vorübergegangen. Aus den extremsten Downhills, die die Helden von damals mit Stahlrahmen und Starrgabel, Protektoren aus Omas alter Bettwäsche und schrägen eierförmigen und ebenso farbenen Helmen rockten, wurden Wege, die einen modernen Downhiller nichtmal ein müdes Lächeln kosten.

Deshalb ist die Timberwolf-Neuauflage auch kein Stahlrahmen-Downhiller mit Starrgabel, sondern ein Trailbike geworden, mit abfahrtsfreundlichen 67° Lenkwinkel bei 140 mm (25% Sag). Wie sich’s für ein Trailbike gehört, mit der Möglichkeit, eine versenkbare Sattestütze einzubauen, 180 mm Discs zu verwenden und 2,4” breite Reifen zu fahren. Unser Testsetup rollt auf 2,25" breiten Ritchey Trail Bites, mit einer 150 mm Gabel und ohne versenkbare Stütze daher. Der Sitzwinkel ist, denke ich, wie im Showroom-Thread erwähnt, den geraden, klassischen Rohren geschuldet.

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 Ich war positiv überrascht vom Gesamtpaket und von der unkomplizierten Fahrweise auch im anspruchsvolleren Gelände. 

Tom (Large-Rahmen, 192 cm Körpergröße)
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Tech Specs

Rahmen:Ritchey Logic Tubing StahlKassette:11-fach, 10-42 Z.
Größe:S (15"), M (17"), L (19")Laufräder:Ritchey WCS Trail 27,5"
Gabel:RockShox Revelation RL Dual Position Air Vorbau:Ritchey WCS Trail 35, 90 mm
Reifen:Ritchey Trail Bite 27,5x2,25 Lenker:Ritchey WCS Trail Rizer 35
Schaltwerk:Sram X1Griffe:Ritchey WCS
Schalthebel:Sram X1 Trigger Sattelstütze:Ritchey WCS Alloy Trail
Bremsscheiben:Sram Centerline 180mm vo, 180mm hi Sattel:Ritchey WCS Trail
Bremsen:Sram Guide R Gewicht:12,09 kg
Kurbel:Sram X1 1400 m. Kettenblattschutz, 30 Z. Preis:€ 1.295,- (Rahmen)
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Rahmen Specs

RahmenStahl (Ritchey Logic tubing), Steuerlager tapered, optimiert für 140 mm Federgabel, außenliegende Bowdenzüge, Umwerfer-Schelle mit 34,9 mm (optional), Sitzrohr passend für normale und versenkbare Sattelstützen mit 30,9 mm Durchmesser inklusive interner Kabelführung ab Sitzrohr, Post-Mount für 180 mm Discs, auswechselbare Ausfallenden mit 142x12 inkl. Achse (Standard) bzw. für Schnellspanner (Zubehör), Reifenfreiheit bis zu 2,4 Zoll
RahmengrößenS (15"), M (17"), L (19")
Laufradgröße650B (27,5")
SteuerlagerOben Headset WCS 1 1/8” Drop In, unten 1 1/2” WCS Drop In
GeometrieTrail-spezifisch, Werte wurden mit 120 mm Federweg (140 mm Gabel mit 25% Sag) berechnet
Rahmengewicht2.410 Gramm (S/15", nur Rahmen)
Preis€ 1.295,- UVP
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Optimiert für 140 mm Federweg
Geometrie-Berechnung mit 120 mm (140 mm Gabel mit 25% Sag)

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Erster Eindruck

Das Timberwolf ist ein Statement; kein High-End Carbon-Racer, kein Leicht-Enduro, mit dem die schwierigsten Trail gemeistert werden können. Es ist ein Teil für Individualisten, für Puristen und Fans klassischer Rahmenbaukunst, die etwas Besonderes aber Neues suchen und auf Trails Spaß haben wollen, ohne dabei ans Limit zu gehen. Ich fand das Konzept von Anfang an spannend und war extrem neugierig, wie sich so ein Teil fährt, was man von solch einem Bike erwarten kann und was nicht.

Mit 90 mm-Vorbau und Rahmengröße L war mir das Bike etwas zu groß. So wurde das Timberwolf anfangs von Tom bewegt, für den es mit seinen 192 cm Körpergröße gerade noch passte. Wichtigstes Kriterium war, ob einerseits die Geo mit der 150 mm Gabel im steilen Gelände bergauf noch fahrbar ist, und wie es anderseits bergab aussieht, mit dermaßen viel Federweg vorne und Null hinten. Toms erster Eindruck: Es passt.

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Bergauf

Die weiteren Ausfahrten absolvierte ich (180 cm) selbst mit einem 45 mm Vorbau. Ich mag kurze Vorbauten, vor allem in Kombi mit 67° Lenkwinkel und fettem Lenker sorgt das für gute Kontrolle bergab. Und so ging's auf die Hausrunde. Mit dem sonoren Brummen der Reifen im Ohr rolle ich über Asphalt Richtung Westen. Die Sitzposition ist angenehm, die Reifen sind keine Asphalt-Roller.

Bergauf ist trotz 150 mm Federweg ein Absenken der Gabel kein Thema, da setzen vorher Übersetzung oder die Reifen Grenzen. Ich muss dabei nicht mal extrem auf die Sattelspitze wandern, um den Reifen am Boden zu halten. Ich denke, selbst mit einem M-Rahmen würde das Vorderrad nicht aufsteigen.

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Bergab

Bergab bietet das Timberwolf unendlich mehr Reserven, als man das von einem historischen Rahmen mit ähnlicher Optik erwarten würde. So war die Sorge, in sehr steilem Gelände oder bei höheren Hindernissen über die einfedernde Gabel katapultiert zu werden, völlig unbegründet. Klar wird aus einem Trail-Hardtail kein Vollblut-Enduro, mit dem man einfach hinhalten kann; aber das sind auch nicht die Ansprüche dieses Konzepts.
Am meisten Spaß hatte ich auf mittelschweren, flowigen Trails mit kleinen Sprüngen und rutschigen Kurven, wo man am Hardtail super Kontrolle über den Hinterreifen hat. In druckvolleren Kurven merkt man, wie der Rahmen ein wenig schwammig wird, nicht störend, aber da muss man einfach ein wenig mehr arbeiten. Hier kommt das Material Stahl im direkten Vergleich mit modernem Carbon oder konifiziertem Alu einfach an seinen Grenzen.

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Das Setup

Der Testaufbau entspricht ziemlich meinen persönlichen Vorlieben. Die Sram Guide fahre ich seit kurzem auch auf meinem Enduro, und die Ritchey WCS Trail-Teile sind über jeden Zweifel erhaben. An der Gabel stört mich ein wenig der Reverse-Lockout, weil's mir im Test zwei Mal passiert ist, dass die Gabel versehentlich gesperrt wurde, weil ich anscheinend im Eifer des Gefechts am Lock-Hebel angekommen bin. Außerdem würde ich die Revelation mit vielen Tokens und sehr progressiv fahren, damit die letzten Zentimeter Federweg wirklich nur im äußersten Notfall gebraucht werden. Dann passt das Gesamt-Setup recht gut zum leicht dämpfenden Stahl-Hinterbau.
Mit den Reifen bin ich ganz gut zurecht gekommen, außer bei nassen Bedingungen, da gibt's eigentlich keinen Spielraum im Grenzbereich. Wobei mit dieser Problematik auch andere amerikanische Hersteller immer wieder kämpfen. Die 1x11 Gruppe passt gut zum puristischen Rahmen, sollte aber genau auf die persönlichen Anforderungen abgestimmt werden. Für noch mehr Entspannung bergab und weil es auf die paar Hundert Gramm auch nicht mehr ankommt, würde ich persönlich noch eine Reverb Stealth einbauen.

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Fazit

Ritchey Timberwolf
Modelljahr:2016
Testdauer:2 Monate, ca. 200 km
+Jetzt schon ein Klassiker
+Universelle Geometrie
+Gute Rahmendämpfung
+Steifigkeit Cockpit
+Auf- und Umbaumöglichkeiten
oSeitensteifigkeit
BB-Urteil:Klassicher, puristischer Hotrod der Spaß am Trail garantiert und cool ist

Das Timberwolf ist für mich das, was man im Autobereich einen Hotrod nennt. Ein top restaurierter Oldtimer im alten Kleid, aber mit modernem Motor und Fahrwerk, ohne Rost und ohne Startschwierigkeiten im Winter. Während man sich auf alten Stahl-Mountainbikes heutzutage vorkommt wie auf einem Rennrad, fährt sich das Timberwolf angenehm neutral, bergauf wie bergab mit genügend Reserven.

Es ist sozusagen das Anti-Race-Hardtail, ein Statement gegen ultimativen Leichtbau aber mit der Möglichkeit, selbst auf anspruchsvolleren Trails viel Spaß zu haben. Angepasste Geschwindigkeit vorausgesetzt, denn einen kleinen Wermutstropfen hat die Materialwahl Stahl. So braucht es gelegentlich in schnellen Kurven, auf griffigem Untergrund oder in Anliegern ein wenig mehr Nachdruck und Arbeit, weil der Stahlrahmen nicht ganz so steif ist wie moderne Materialien. In steileren Abfahrten hingegen, bei gemäßigtem Tempo, hat man dank konischem Gabelschaft und fettem Cockpit gute Kontrolle.

Insgesamt war das Timberwolf für mich eine sehr interessante Erfahrung. Es hat mit einem konventionellen Hardtail ebenso wenig gemein wie mit einem 160 mm-Enduro oder Allmountainbike, ist aber als eigene Art absolut stimmig. Dazu bietet es viele Auf- und Umbau-Möglichkeiten, von den Reifenbreiten über die Sattelstütze bis hin zur Wahl des Federwegs. Wie eingangs erwähnt ist es ein Gerät für Individualisten, Fans von klassischen Rahmenformen und Stahl, die auch nette Singletrails zu schätzen wissen. Das Timberwolf ist ein Hotrod, gebaut um cool zu sein und damit Spaß zu haben.

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Herstellerlinks
Tests/Berichte über

Die innen Aufnahmen vom Erwin sind wie immer top :toll: (darf ich auch mal mit einem von meinen Rädern vorbei kommen :wink:)?.

 

So gesehen würde aus einem Krapfen auch ein schönes Bike (abgelichtet) werden; und schön, vor allem so lange sie noch sauber sind, sind sie eh alle :).

 

Nur habe ich bis jetzt noch nicht herausgefunden, wessen Rad das jetzt ist?

Erwin oder Tom? Und Martin (NoPain) hat sich auch (wiedermal) eines (in M) gekauft?

 

Habt ihr das Rad fix fertig, bis auf die Gabel, bestellt oder selbst individuell aufgebaut?

Was ich nicht ganz verstehe, ist der Vorbau bzw. der Lenker: Warum nimmt man sich diese in dem unmöglich und meiner Meinung nach unnötigen 35mm ° Format?

 

Ansonsten viel Spaß mit dem entschleunigten ;) Rad!

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Beim Testrad handelt es sich um ein aufgebautes Vorführrad von Ritchey. Wohl eines von den Eurobike Media Days.

 

Ich war daran interessiert, welche Größe ich bräuchte und ob es wohl auch mit der leichten Pike Solo-Air bergauf "funktionieren" würde", ohne mit dem Vorderrad den Bodenkontakt zu verlieren.

 

Getestet haben Tom und Erwin (mit kurzem Vorbau).

 

Mir ist nun eindeutig klar, dass Medium genau meine Größe ist und, dass auch trotz des nicht-versenkbarem 150mm Federwegs das Vorderrad bergauf am Boden bleibt. Die 35mm von Vorbau/Lenker empfinde ich auch übertrieben.

 

Bin mir sicher, dass mein M trotz Stealth Stütze mit XX1, Pike Solo Air und 31.8 WCS Trail Teilen deutlich leichter sein wird.

 

Tipp: wegen des argen Slopings braucht man wohl die Reverb Stealth in der längsten Länge. Nicht überall auf Lager!

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@Kitzi: nein, das sind die Fischauer Vorberge mit Blick Richtung Rosalia

 

Was die Größe angeht, hat der Martin eh schon alles beantwortet. Der 35mm Vorbau macht halt bergab im steilen Gelände und mit dem Stahlrahmen schon einen Unterschied. Man hat vorne richtig viel Kontrolle, da ist's dann fast egal was das Heck gerade macht :) Sind halt Feinheiten, ich mochte den fetten Lenker auch am Pasculli. Auf meinem leichten Race-Hardtail fahr ich einen Syntace-Lenker mit 31,8mm, der ist auch schön steif... ich hasse weiche Lenker und Vorbauten :D ... Abgesehen davon sind 35mm was alle Arten von Halterungen angeht halt sehr unpraktisch

 

@Dr.H: Da muss man halt echt Äpfel mit Äpfel vergleichen, deshalb hab ich auch geschrieben "im Vergleich zu modernen Alu- oder Carbon-Rahmen". Stahl hat eine fast 3x so hohe Dichte wie Aluminium. Ich denke dass Ritchey hier einfach einen vernünftigen Mittelweg gegangen ist und Hauptaugenmerk auf die schnörkellose, klassische Rahmenform gelegt hat.

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