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Conway eWME 727

Conway eWME 727

10.12.17 22:26 20.325Text: Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Erwin Haiden
Edel ausgestatteter Poser oder treues E-Bike für (wirklich) alle Wege? Auf Tuchfühlung mit dem Conway eWME samt Shimano Steps E8000 Antrieb.10.12.17 22:26 20.415

Conway eWME 727

10.12.17 22:26 20.4157 Kommentare Luke Biketalker
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Erwin Haiden
Edel ausgestatteter Poser oder treues E-Bike für (wirklich) alle Wege? Auf Tuchfühlung mit dem Conway eWME samt Shimano Steps E8000 Antrieb.10.12.17 22:26 20.415

Shimano Steps E8000 mit all seinen Vorzügen, moderne Geometrie, durchdachte Ausstattung: Am Papier wie in Natura in den heiligen Hallen der Eurobike wusste die eWME-Serie von Conway geschickt unser Interesse zu wecken. Vier Modelle umfasst die elektrifizierte Palette auf Basis der We Make Enduro - kurz: WME - Bikes. Je zwei Modelle mit 140 respektive 160 mm und in 27,5“ haben die Niedersachsen im Programm. Verwöhnt und verhätschelt, wie wir nun mal sind, orderten wir uns ein eWME 727, das Topmodell mit langem Federweg, in den Test. Wenn schon eBike, dann aber richtig - samt elektronischer XT Di2, spurstabiler Pike RC und eines stattlichen Enduros würdiger Saint. Doch wie schlägt sich, was streng nach Fakten so verlockend scheint, draußen am Berg?

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Technik

Rein äußerlich nimmt Conway mit dem eWME stark Anleihe an der erfolgreichen We Make Enduro Serie in 27,5" Ausführung, setzt allerdings konsequent auf den Werkstoff Aluminium. Sowohl das tief gezogene Oberrohr mit kleiner Dreiecksverstrebung wie auch das durch den Dämpfer respektive dessen Montagepunkte geteilte Sitzrohr und die 27,5" Laufräder erinnern stark an das potente WME. Clevere Details, wie etwa der Fender für den Rock Shox Monarch Plus RC3, zeugen von viel Liebe zum Detail. Aus vielerlei Gründen setzen die Entwickler des eWME auf Shimanos E8000 Antrieb. Zugegeben, der am Unterrohr aufgesetzte Akkupack ist nicht so elegant in den Rahmen integriert wie vielleicht anderswo. Doch dank geschicktem Spiel mit Farbe und Form wirkt das Rad dennoch verhältnismäßig schlank.

Je nach Blickwinkel verlieren sich Akku und Antrieb tatsächlich im Gesamtkonzept. Großen Anteil daran hat wohl auch das insgesamt schmale Shimano-System. Schließlich zählen sowohl der 504 Wh Akku, und erst recht die Antriebseinheit zu den grazilsten Vertretern am Markt. Ausserdem erlaubt die kompakte Bauweise des E8000 Motors erfahrungsgemäß, für eBikes, ausgesprochen kurze Kettenstreben. 435 mm wurden es am eWME. Darüber hinaus liegt der Q-Faktor bei Shimanos neuem System mit 177 mm auf selbem Niveau mit der aktuellen XT. Bei manch anderem Konkurrenz-System kommt diesbezüglich beinahe Cowboyfeeling auf.

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Geometrie

Rahmengröße: 41 44 47 50
Sitzrohr (mm): 410 440 470 500
Oberrohr gerade (mm): 565 590 615 640
Lenkwinkel: 66,5° 66,5° 66,5° 66,5°
Sitzwinkel: 75° 75° 75° 75°
Kettenstrebe (mm): 435 435 435 435
Steuerrohr (mm): 105 110 115 120
Radstand (mm): 1153 1178 1204 1229
Reach (mm): 417 440 470 497
Stack (mm): 596 601 605 610
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Sämtliche Leitungen und Züge - an unserem Topmodell entfallen Bowdenzüge ob der Di2 und werden durch Leitungen ersetzt - verlaufen gut verpackt innerhalb des Hauptrahmens. Sie treten oberhalb des Tretlagers bzw. der Antriebseinheit wieder aus, die Bremsleitung läuft dann an der Oberseite, die Di2 Verkabelung im Inneren der Kettenstrebe zum Zielort. Explizit geschützt wird am Conway ansonsten nur das Motorgehäuse. Hier versucht eine Gummiabdeckung den Antrieb schadfrei zu halten. Solch eine Maßnahme hätte auch dem erweiterten Unterrohr gut zu Gesicht gestanden, und sei es nur zur besseren Geräuschdämmung.

Drangeschraubt

Knausrig sieht anders aus: Im Conway-Team ist man sich der Bedeutung eines Topmodells zweifelsohne bewusst. So lassen sich die Produktmanager auch bei der Ausstattung des eWME 727 nicht lumpen. Shimano Steps E8000 samt äußerst elegantem Mini-Display und leichter Kettenführung ist ohnehin obligat. Drum herum wartet das Fully mit - via Steps Akku gespeister - Shimano XT Di2, eines schweren E-Enduros würdiger Saint Bremsanlage mit wohl gewählter 203/180 mm Kombi, Rock Shox Pike RC und Monarch Plus RC3 Dämpfer auf. DT-Swiss Spline H1700 Laufräder im Boost Standard rollen auf massiven Schwalbe Magic Mary Pneus auf die Trails. Eine Reverb mit 125 mm Hub sorgt für Beinfreiheit bergab, am Cockpit spendiert man Pro Tharsis Vorbau und Lenker in 800 mm Breite und Carbon. Auf der Waage bringt es unser Testbike in Größe L auf knapp unter 21,4 kg. Bedengt man die robuste Auslegung, absolut kein schlechter Wert.

Tech Specs

Rahmen: CONWAY Fully E8000, Alu 6061, 160 mm Kassette: SHIMANO CS-M7000, 11-46 Z.
Farbe: black matt / grey-blue Kette: SHIMANO HG700
Antrieb: SHIMANO Mittelmotor E8000, 250 W Nenn-Dauerleistung Felgen: DT SWISS Spline H1700, 27,5“
Batterie: SHIMANO Lithium-Ionen mit BMS, 36 V, 14 Ah, 504 Wh Nabe VR: DT SWISS Spline H1700, 27,5“, 15 x 110 mm
Display: SHIMANO, 3-Stufen, Remote Control, Schiebehilfe Nabe HR: DT SWISS Spline H1700, 27,5“, 12 x 148 mm
Sensor: Tretkraftmessung im Motor + Geschwindigkeitssensor Reifen: SCHWALBE Magic Mary, 65-584, faltbar
Gabel: ROCKSHOX Pike RC, Boost Lenker: PRO Tharsis Carbon Di2, Riser, 800 mm
Dämpfer: ROCKSHOX Monarch Plus RC3 Lenkervorbau: PRO Tharsis, 45 mm
Kurbel: SHIMANO FC-E8050, 34 Z., 175 mm Griffe: CONTEC Trail D3 EVO
Innenlager: SHIMANO Sattel: CONTEC Neo Sport
Bremsen: SHIMANO Saint BR-M820, 203/180 mm Sattelstütze: ROCKSHOX Reverb Stealth
Bremshebel: SHIMANO Saint BL-M820 Gewicht: 21,4 kg (Testbike Größe L 21,38 kg)
Schalthebel: SHIMANO Deore XT SL-M8050, Di2 Preis: € 5.999,95
Schaltwerk: SHIMANO Deore XT RD-M8050 Shadow Plus, Di2

Step(s) it up

Detailansicht

Für den Geländeeinsatz optimiert, liefert die kompakte Antriebseinheit mit 70 Nm Drehmoment und ein angepriesen natürliches Fahrgefühl samt Standard Q-Faktor. Die Kraft der Antriebseinheit überträgt eine Hollowtech Kurbel mit 34er Kettenblatt. Dessen Zähne sind zwar speziell ausgeformt, um die Kette fest im Griff zu behalten, dennoch nutzt Conway die optional von Seiten Shimano angebotene Kettenführung - für das gewisse Sicherheitsplus.

Detailansicht

Die Energie bezieht der Antrieb aus dem systemeigenen Akkupack mit 504 Wh. Dieser verschwindet zwar nicht ganz so formintegriert im Unterrohr wie anderswo, sitzt aber dennoch tief genug, um dem Piggyback des Dämpfers Luft zu verschaffen. Platz für eine Trinkflasche entsteht allerdings leider keiner. Binnen zwei Stunden Ladezeit, so verspricht Shimano, sollen 80% der Kapazität, nach fünf Stunden 100% erreicht werden.

Detailansicht

Shimanos SC-E8000 Display als Kontrolleinheit über den Antrieb. Firebolt Schalter zur Linken navigieren durch die Unterstützungsmodi Eco, Trail und Turbo, sowie Walk und Off. Intuitiv, als würde man am großen Kettenblatt schalten, lassen sich so die Modi kinderleicht und mit sicherem Griff anwählen. Im Falle unseres Testmodells wechselt zusätzlich ein 11-fach XT Di2 Umwerfer elektronisch die Gänge, das System drosselt währenddessen gezielt die Leistung. Angesteuert wird, no na, mittels Trigger zur Rechten und mitversorgt durch den Steps-Akku. Ohne aktivierten Steps Antrieb gibt's so allerdings auch kein Schalten und Walten...

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Kabellos via Bluetooth oder ANT Private kommuniziert die Elektronik mit Shimanos hauseigener E-Tube Software. Änderungen der Motorcharakteristik in den einzelnen Modi, individuelle Zuweisung von Tasten oder umgedrehte Schaltlogik - sowohl via PC, Tablet oder Smartphone stehen damit dem Endkonsumenten unzählige Konfigurationsmöglichkeiten zur Wahl.

Die Motorcharakteristik der Modi Eco, Trail und Turbo lässt sich mittels E-Tube so etwa den individuellen Bedürfnissen anpassen. Vorgefertigt stehen neben der Basiskonfiguration die Setups Explorer mit Reichweitenoptimierung sowie Dynamic für mehr Bums zur Wahl. Wem dies nicht genügt, der darf über die Custom-Option den Unterstützungsgrad für jeden Modus selbst bestimmen.

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Im, über und neben dem Sattel

Langsam wechselt die Himmelsausleuchtung von dämmrig auf dunkel, während ich mit verschmierten Fingern versuche, an der Kette zu retten, was zu retten bleibt. Nicht am Conway eWME hatte mich das Glück verlassen, sondern am aus journalistischen Gründen gesattelten Hardtail. Leichte XC-Feile gegen kräftiges E-Bike im mehrstündigen Toureneinsatz wäre der Plan gewesen. Mein Onkel am Enduro sitzend, ich am Rennhobel schwitzend, auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, ob der künstliche Rückenwind unterschiedliche Leistungsniveaus ausgleichen kann. Zwecks der Abwechslung, so dachten wir, könne man doch bei der Gelegenheit gleich neue Wege zum Hochplateau des Hausbergs auskundschaften… zig Sackgassen und gute 1000 Höhenmeter später beendet jäh ein Steinchen im Antrieb unsere Pläne. Kette tot, Wiederbelebungsversuche ob defektem Nietstift gescheitert, das Tageslicht zum Feind und nach antriebsloser Abfahrt noch einen letzten Gegenanstieg vom rettenden Zuhause entfernt, machen wir uns den Shimano Steps Antrieb des Conway zu Nutze. Auf glatter Oberfläche, mit mittlerer Steigung, „teilen“ wir uns den Motor. In bester Madison-Manier zieht mich mein Onkel über die finalen Höhenmeter - ohne eine einzige Kurbelumdrehung meinerseits. Beeindruckend, die Kraft des eWME.

Ja, kräftig ist er, der Motor des eWME. Wie stark die einzelnen Stufen des Steps E8000 dann tatsächlich sind, sprich um welchen Faktor sie die selbst erbrachte Leistung multiplizieren, kann jeder über die eTube App selbst bestimmen. In der Standardkonfiguration, jene, in der wohl das Gros der Käufer unterwegs sein wird, reicht der Eco-Modus für die meisten Asphalt- und Forstanstiege mehr als aus. Erst wenn es sehr steil wird, lohnt der intuitive Griff zum Trigger, um in den Trail-Modus zu wechseln. Nur in den seltensten Fällen und dort eigentlich immer eher aus Spaß denn aus Bedarf hatten wir den Turbo-Modus aktiviert. Ein Bedürfnis, die Plattform am Dämpfer zuzuschalten, kommt höchstens auf flachen Asphaltpassagen über 25 km/h - sprich ohne Motorunterstützung auf. Im echten Gelände und auch auf welligen Abfahrten ist eindeutig der Trail-Modus die beste Wahl. Nicht (nur) wegen der höheren Unterstützungsleistung, sondern auch, weil er gefühlt schneller auf Trittfrequenzänderungen reagiert und sowohl sitzend als auch im Wiegetritt mehr Gefühl zulässt und dadurch höheren Grip liefert.

Aus dem Keller steigt die Leistung mit zunehmender Trittfrequenz kontinuierlich an. So als wäre man heute einfach mit besseren Beinen aus dem Bett gekrabbelt. Gut wenn es rollt, aber zum Preis leichter Anfahrtsschwächen. Will man berghoch etwa eine Stufe überwinden und nimmt abrupt die Kraft vom Pedal, reagieren die Sensoren nicht ganz so schnell wie etwa bei Yamahas System. Um in diesen Fällen ein an der Kante durchdrehendes Hinterrad und den damit verbundenen Abgang zu vermeiden, bedarf es etwas an Gewöhnungszeit. Zeit, die es auch benötigt, um die Gewichtsverlagerung in wirklich steilem Gelände auf den Punkt zu bringen. Denn die eher aufrechte, sehr entspannte Sitzposition sorgt zwar einerseits für unaufgeregtes Vorankommen, verlangt aber anderseits in sehr technischen, steilen Uphills nach ruhiger Hand und einigem Druck am Lenker, um das Drehmoment des Motors auch tatsächlich in effizienten Vortrieb umzuwandeln. In freier Wildbahn dürften wohl nur wenige regelmäßig in derlei Geläuf berghochstrampeln. Im klassischen Forstautobahn hoch, Zuckertrail hinunter, sind E-Enduros wie das eWME jedenfalls eine Macht. Denn während man früher nur einmal hochkurbelte, fährt man nun eben zweimal. Weniger geschafft ist man danach jedenfalls selten.

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Apropos geschafft - wie lange hält eigentlich der Akku? Touren von um die 60 km bei gut 1600 hm mit gemischtem Anteil aus teils unterstützungslosen Asphaltzu- und Heimfahrten, Forststraßenauffahrten mit flottem Schnitt, Trails und steilen Wiesenrampen, großteils in Eco- und immer wieder in Trail-Modus liegen im sicheren Rahmen. Fällt der Akku aus, saugen die 21,4 kg wie bei jedem E-Bike rasch die Energie aus den Beinen. Vor allem dann, wenn man zuvor nicht in den gewünschten Gang geschalten hat. Denn in Steps integrierte Di2 bedeutet: Ohne Akku kein Schaltvorgang. In diesem Bezug ist wohl die eWME Variante mit mechanischer XT die sicherere Bank, zumal die fühlbaren Vorteile der Di2 am MTB ohnehin nicht so greifbar sind wie am Rennrad. Am eWME 727 wäre jedenfalls ein normaler Di2 Akku angebracht. Bei einem Radgewicht jenseits der 21 kg kann es an dessen paar Gramm ja nicht liegen. Weil es auch zum Thema passt - tritt man den Steps-Antrieb ohne Unterstützung, sei es über 25 km/h oder aus Akku-Gründen, hält sich der innere Widerstand des Motors, welchen es bei jeder Kurbelumdrehung zu überwinden gilt, absolut im Rahmen.

Und die Antwort auf die eingangs strapazierte Frage nach der Tourenkompatibilität zwischen E-Bike und mit reiner Muskelkraft betriebenem Hobel? Nun ja, die Leistungskurven müssen schon deutlich auseinanderklaffen, um beide Piloten gleichermaßen zu fordern. In der Praxis wird der durchschnittlich fitte E-Bike Pilot bei gemeinsamen Tempo nur in Ausnahmefällen aus der Puste kommen. Bei höheren Unterstützungslevels bleibt ein unmotorisierter Begleiter aus eigener Kraft chancenlos. Fitte Biker können dafür im Gegenzug problemlos eher natur- denn schweißverliebte Partner mit ins Bergerlebnis entführen. Soll sich die sportliche Herausforderung für alle Beteiligten trotz unterschiedlicher körperlicher Verfassung auf ähnlichem Niveau einpendeln, ist es wohl schlauer, die gesamte Gruppe greift zur elektrischen Unterstützung - nur eben in unterschiedlichen Unterstützungsstufen.

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To the down

Kommen wir zum wohl eigentlichen Grund, sich ein E-Enduro wie das Conway eWME 727 in den heimischen Fuhrpark zu stellen: Der Trail. Hier muss sich das Conway keinesfalls vor der Konkurrenz verstecken. Langer Reach, breiter Lenker und angenehme Cockpithöhe sorgen für viel Kontrolle und ein ausbalanciertes Gefühl sowohl über Wurzeln und flotte Passagen, wie auch in und um Kurven aller Radien. Behände schlängelt sich das eWME über flowige Wanderpfade wie technisch anspruchsvollere Steige. Vorder- wie Hinterrad lassen sich leicht anheben und über auftauchende Hindernisse bugsieren. Typisch für E-Bikes bringen systembedingtes Gewicht (21,4 kg an unserem Testbike in Größe L) und tiefer Schwerpunkt bei höherem Tempo und in ruppigen Abschnitten nochmals ein Plus an Laufruhe und Sicherheit. Wie durch Zauberhand scheint sich die Masse des Conway aber in Luft aufzulösen, wenn es darum geht, das Bike aktiv zu bewegen. Ein Phänomen, welches in jünger Vergangenheit immer wieder auf Pressecamps erstaunt. Selbst im Umfeld von S2 bis S3 Pfaden fühlt man sich nie deplatziert, und sogar notwendiges Versetzen des Hinterrads quittiert das eWME mitunter unaufgeregter als sein Pilot. Um sich an Bord heimisch zu fühlen, bedarf es verhältnismäßig kurzer Eingewöhnungszeit. Dazu tragen wohl auch die zuverlässigen Saint-Stopper samt wohl dimensionierter Disk bei.
Dass der Bremsweg mitunter länger als auf leichten Trailbikes wird, sollte man jedoch im Hinterkopf behalten. Griffig, wenn auch overall nicht ganz so souverän wie etwa Maxxis' Minion Serie, präsentieren sich die verbauten Micheline Pneus, die vor allem in Querfahrten zum Verspringen neigen. Erst bei Schleichtempo in wirklich steilem, verblockten und rutschigen Gelände oder bei Sprüngen mit steilen Take-Offs macht sich das Systemgewicht des eWME bemerkbar. Mit besagter Erdanziehung im Nacken wird dann auch ersichtlich, dass der an sich gut arbeitende Hinterbau in Sachen Sensibilität nicht ganz mit dem Niveau der Pike mithalten kann. Mit eingehenderem Dämpfertuning oder schlicht weniger Körpermasse dürfte sich diese Tatsache aber ins rechte Licht rücken. Gewöhnungsbedüftig laut dröhnt das dünnwandige Unterrohr unter Steinbeschuss. Nach der ersten Fahrt auf grobem Schotter kostete es viel Überwindung, Nachschau zu halten - eh nyx passiert, aber der Gong ließ schlimmstes befürchten. Ein gummiertes Schutzcover in ausreichender Größe wäre hier wünschenswert.

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Fazit

Conway eWME 727
Modelljahr: 2017
+ Ausstattung
+ Steps E8000 und eTube App
+ Bergabperformance
+ Verarbeitung
+ Gewicht für ein Bike dieser Klasse
o Preis
o Di2 - kein Steps-Akku, kein Schalten
- leicht nervöse Front an steilen Rampen
BB-Urteil: Nobel ausgestattetes E-Fully mit genügend Abfahrtsreserven.

Conway stellt mit dem eWME 727 ein mehr als fein ausgestattetes E-Enduro in die Läden. Klar, € 6000,- des hart verdienten Ersparten sind keine Okkasion. Dafür gibt's aber zum zuverlässigen Shimano Steps E8000 Antrieb auch ein hochwertiges RockShox Fahrwerk, kräftige Shimano Saint Stopper, robuste DT-Swiss Laufräder für den erbarmungslosen eBike Einsatz sowie eine Teleskopstütze und elektronische XT Di2. Ob man diese am MTB tatsächlich braucht, sei dahingestellt. Die Funktion ist top, allerdings mimen die Firebolt-Trigger das Schaltgefühl einer mechanischen XT. Eher ein feines Gimmick für Technikfans denn - wie am Rennrad - innovative Notwendigkeit, wie wir finden. Es gäbe das eWME in etwas günstigerer Konfiguration ja auch mit mechanischer Schalterei. Damit könnte man sodann auch bei entleertem Akku am Nachhauseweg zumindest noch Herr über die Gänge sein.
Wie auch immer überzeugt das eWME am Trail mit breitem Einsatzzweck. Steigt man ab, liegt es in der Regel nicht an den mangelnden Fähigkeiten des Bikes. Dass Shimanos E8000 berghoch keinerlei Fragen offen lässt, ist klar. Und auch die individuelle Konfiguration von Antrieb, Display und Schaltung via eTube App funktioniert tadellos. Einzig technische, sehr steile Anstiege bräuchten etwas weniger Drehmoment am Hinterrad oder eine tiefere Front. Wobei sich die Sache mit dem Drehmoment ja per App lösen ließe…
Kommt einem auf Touren regelmäßig schweres Gelände unter die Stollen und steht ein eBike auf der Shopping-Liste, könnte eine Probefahrt beim nächsten Händler interessant sein. Es muss ja nicht immer gleich das Topmodell sein.

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für ein E-Bike zu kurzen Hinterbau. min 450mm. deswegen auch etwas Nervös Bergauf :)

Finde die 3 Stufen der Motoreinstellung zu wenig. hätte gerne Feinere abstufung

Die 5 Balken vom der Akku anzeige ist auch eher Mau. wenn der Vorletzte leuchtet ist es schon fast vorbei. vom Letzten brauchen wir gar nicht Reden. der Blinkt schon Rot wenn er umschaltet. dann gehen Maximal noch 50hm. find ich Total Schwach das nicht besser gelöst zu bekommen von Shimano

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Zu kurz, wenn man steile Trails berghoch fahren will - genau richtig für den Weg runter - schwieriger Kompromiss. Nachdem das Groß der Kunden aber wohl eher Forstautobahn berghoch fährt und am Trail runter, dürfts schon passen ;)

 

So unterschiedlich können Geschmäcker sein - ich find die drei Stufen (zumal programmierbar) bei Shimano genau richtig. Vor allem in der Kombi mit den Triggern. Ich such mir eine Stufe je nach Gelände, Begleitung und Tempoanspruch raus, das Feintuning erledigt dann das Ritzel. Da hilft mir das Plus an Stufen etwa bei Bosch auch nicht weiter.

 

Der letzte Balken hält tatsächlich nicht viel parat. Ich orientier mich darum lieber an der Reichweitenanzeige.

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Hast du das Rad bei dir, oder bist du es nur probegefahren? Mit der eTube App lassen sich die einzelnen Stufen ja recht gut anpassen. Auch was das Unterstützungslevel betrifft. Bin mir nicht zu 100 % sicher - ist schon wieder ein Zeiterl her, seit ich damit gespielt habe - aber ich denke auch ECO kann man so noch schwächer machen.
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