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BH Atom X (Lynx 6 27,5Plus Pro) 2018

BH Atom X (Lynx 6 27,5Plus Pro) 2018

03.04.18 09:25 16.922Text: Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Andoni Epelde, Luke Biketalker
Bereits im Herbst vorgestellt, jetzt endlich zur Probefahrt bereit - wir haben BHs neue Atom X-Bikes mit Brose Drive S in Malaga ausprobiert.03.04.18 09:25 17.005

BH Atom X (Lynx 6 27,5Plus Pro) 2018

03.04.18 09:25 17.0055 Kommentare Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Andoni Epelde, Luke Biketalker
Bereits im Herbst vorgestellt, jetzt endlich zur Probefahrt bereit - wir haben BHs neue Atom X-Bikes mit Brose Drive S in Malaga ausprobiert.03.04.18 09:25 17.005

Trotz des historischen Erbes und großen Marktanteils in der Heimat flackert der spanische Traditionshersteller BH in unseren Breiten noch eher selten über das Radar. Zu Unrecht, konnten schließlich Athleten in der Vergangenheit sogar schon mit Siegen bei der Vuelta oder im XCO-Gesamtweltcup aufzeigen. Bedächtig und ohne Hast, dafür mit ausgereiften Produkten im Gepäck, wagt das Unternehmen – BH befindet sich in mittlerweile vierter Generation noch immer in Familienbesitz (!) – nun stetig größere Schritte. Auch im Alpenraum.
Bereits 1909 als einstiger Zulieferer der Waffenindustrie in Eibar gegründet, sattelten die Gebrüder Beistegui (auf Spanisch Hermanos Beistegui – kurz BH) zwischen den Kriegen auf Fahrradbau um. An Stahlrohren mangelte es ja zu jener Zeit bekanntlich nirgendwo in Europa. Wenig verwunderlich also, dass sich die Basken diese Geschichte mit unzähligen anderen Fahrradschmieden teilen. Unter anderem übrigens auch, und das ist wiederum doch erstaunlich, mit Orbea. Über Jahre koexistierten die beiden Hersteller nicht nur in der gleichen Region, sondern sogar im gleichen Ort, ehe BH 1959 seinen Sitz aus strategischen Gründen nach Vittoria verlegte.
Um hier die Kurve zu kratzen und darauf zurückzukommen, was der Header der Story eigentlich verspricht: Bereits im Jahr 2008 lancierte die Familie unter dem Signet Easy Motion eine eigene E-Bike Linie. Ein Jahrzehnt später waren wir nun einer Einladung ins warme Malaga gefolgt, um uns einen ersten Eindruck vom jüngsten Spross besagter Blutlinie zu machen - einzigartige Formensprache, kalifornische Konzepte und deutsche Antriebstechnik inklusive. Auf Tuchfühlung mit dem BH Atom X Lynx 6 27,5Plus Pro.

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Atom X (Lynx 6 27,5Plus Pro)

Bereits auf der Eurobike im Herbst präsentiert, lud BH nun also zum Media-Launch der neuen Atom X-Serie. Die Palette der spanischen E-Bike Flaggschiffe umfasst vier Fullys und drei Hardtails in unterschiedlichen Federwegsklassen wie Laufradgrößen. Ihnen allen gemein sind die charakteristische Rahmenform und der antreibende Brose Drive S.
In seiner spanischen Heimat durften wir dem Lynx 6 27,5Plus Pro mit seinem 160 mm Fahrwerk in artgerechtem Umfeld ordentlich die Sporen geben.

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Was bei allen Atom X-Modellen sofort ins Auge sticht und an unserem auffällig lackierten Testmodell auch keine Sekunde kaschiert wird, ist die eigenständige Rahmenkonstruktion. Ober- und Unterrohr treffen sich bereits weit vor dem eigentlichen Steuerrohr und bilden eine durchgehende Strebe. Der Grund hierfür liegt nicht nur im Wunsch, sich von den Mitbewerbern abzuheben. Vielmehr bedingt der vollkommen integrierte Akku diese Bauweise. Er lässt sich über eine mittels Chip-Armband zu öffnenden Klappe von oben in den Alu-Rahmen schieben. Eingebaut, verschwindet er komplett im Unterrohr. Obendrein, so BH, soll die Konstruktion die Rahmensteifigkeit zusätzlich erhöhen.
Ganze 700 Wh Kapazität versprechen ausreichend Reichweite - trotz der verhältnismäßig zur Leistungsfähigkeit kompakten Bauweise des BH-exklusiven Akkupacks. Lediglich 3 kg bringt die außergewöhnlich dünne und gegenüber der Konkurrenz unwesentlich längere Einheit auf die Waage. Möglich machen dies extrem leistungsfähige Zellen aus der Automobilindustrie mit einer Energiedichte von bis zu 5 AH pro Zelle (nur für den Fall, dass jemand mit diesen Zahlen etwas anzufangen weiß).

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Motorisch setzt BH bei seinen Topmodellen auf Broses neuen Drive S. Der deutsche Hersteller bietet seinen OEM-Kunden mit der Drive-Serie flexible Einbaumöglichkeiten sowie absolute Unabhängigkeit, was Akkukonfiguration und Displaywahl betrifft. Ein wichtiger Punkt zur besseren Systemintegration, der unter anderem auch schon die Produktmanager des "Big S" aus Übersee auf den Plan rief.
Broses Entwicklungsteam hat den neuen Drive S explizit für den sportiven MTB-Einsatz in "echtem" Gelände entwickelt. Gegenüber dem Vorgängermodell bietet er darum im häufig genutzten Trittfrequenzbereich zwischen 60 und 90 rpm ein gut 15 % höheres Drehmomentband. In niedrigeren Drehzahlen nicht ganz so aggressiv wie die Antriebe von Bosch, Yamaha oder Shimano, stehen im realen Fahrbetrieb bis zu 90 Nm Drehmoment zur Verfügung. In Kombination mit neuer, noch sensiblerer Sensorik soll damit einerseits selbst in steilsten Anstiegen die volle Motorleistung nutzbar bleiben, andererseits auch technisch anspruchsvolle Passagen ohne rutschendem Hinter- und steigendem Vorderrad zu passieren sein. Schließlich erobern immer mehr E-Biker auch bergauf technisch anspruchsvolle Trails, auf denen bisher nur austrainierte XC-Piloten ihre Freude hatten.
Verzichtet der Fahrer - freiwillig oder nicht - auf den elektrischen Rückenwind, so werden Getriebe und Motor augenblicklich über einen internen Freilauf entkoppelt. Damit lässt sich das Atom X ohne Antriebs-Widerstand wie ein klassisches Fahrrad bewegen. Um eventuell auftretenden Komplikationen im harten Geländeeinsatz bereits im Voraus den Wind aus den Segeln zu nehmen, verpasste das Team von BH dem Brose-Motor noch einige Upgrades. Eine großzügige Skid-Plate schütz bei ungewolltem Stein- und Holzkontakt von unten, das zusätzlich integrierte Wärmeleitblech an der Seite des Antriebs soll Leistungsverlusten oder gar Ausfällen in Extremsituationen vorbeugen. Und eine zusätzliche Kettenführung, justierbar für 32 bis 28 Zahn-Kettenblätter, hält das System zuverlässig am Laufen.

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 „Beim Drive S haben wir Leistung und Effizienz nochmals gesteigert. Dabei war uns wichtig, dass Fahrräder von Brose nicht zum Moped werden, sondern sich wie ein klassisches Fahrrad mit viel Fahrgefühl, Balance und Kontrolle fahren lassen“ 

Horst Schuster, Brose
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Ab Werk stehen vier Unterstützungsmodi mit 30 % (Eco), 50 % (Eco+) 70 % (Sport) und 100 % (Boost) sowie ein Off-Mode plus eine Schiebehilfe zur Verfügung. Doch über das Display der Antriebseinheit lassen sich alle vier Stufen individuell anpassen und hinsichtlich ihres Unterstützungsgrades abstimmen - auch unterwegs. Zusätzlich kann über das Menü der Headunit das Anfahrtsdrehmoment in drei Leistungsniveaus konfiguriert werden ... was uns auch schon direkt zu besagter Headunit bringt.
Bei Brose ist das Display zur Steuerung optional. Entsprechend stammt auch dieses Bauteil teils aus der Feder von BH, die Technik basiert auf dem Display One von Ebikemotion. Hinter dem Kürzel HUD versteckt sich der Terminus Head Up Display. Es soll den Blick des Fahrers also nicht von Verkehr und Fahrsituation ablenken, sondern alle relevanten Infos, teils über Farbcodes, rasch ins (periphere) Sichtfeld bringen. Um diesen Begrifflichkeiten gerecht zu werden, wurde das 2.2“ LCD Farbdisplay entsprechend vor dem Vorbau platziert. Wobei das robuste (eine vom BB-Team per ausgiebigem Bodenkontakt persönlich überprüfte und bestätigte Zuschreibung) Alugehäuse streng genommen Teil des Vorbaus selbst ist und sich in einem Guss in die vordere Lenkerklemmung integriert.
Der leistungsstarke 256 MB Ram Mini-PC verfügt über eine Bluetooth- sowie Micro-USB-Schnittstelle, kann somit auch direkt mit dem Smartphone verbunden werden. Gesteuert werden die Displayinfos sowie die Fahrstufen über eine dreiknöpfige Bedieneinheit zur Linken. Mit dem Daumen lässt sich so leicht durchs Menü zappen, der Wechsel zwischen den Stufen ist intuitiv. Die Bedieneinheit gibt vibrierend Feedback, auch wenn etwa ein Anruf oder eine SMS am verbundenen Smartphone eingehen, oder (zukünftig) eine via App eingespielte Kartennavigation den nächsten Abzweiger signalisiert.
Die optionale und nur im ersten Jahr kostenlose Ebikemotion App erweitert die Funktionen der Headunit nochmals. Wetterinformationen, besagte Navigation, Fitnessdaten, Musikinfos und sogar Reminder zur Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme sowie nahtlose Anbindung an Facebook, Twitter und Co. kommen damit zusätzlich an Bord.

  • Das HUD informiert über Ladezustand, Reichweite, Geschwindigkeit, und was sich sonst noch so für einen Fahrradcomputer gehört. Via Bluetooth mit dem Smartphone verbunden, wird auch über eingehende Nachrichten und Anrufe informiert.Das HUD informiert über Ladezustand, Reichweite, Geschwindigkeit, und was sich sonst noch so für einen Fahrradcomputer gehört. Via Bluetooth mit dem Smartphone verbunden, wird auch über eingehende Nachrichten und Anrufe informiert.
    Das HUD informiert über Ladezustand, Reichweite, Geschwindigkeit, und was sich sonst noch so für einen Fahrradcomputer gehört. Via Bluetooth mit dem Smartphone verbunden, wird auch über eingehende Nachrichten und Anrufe informiert.
    Das HUD informiert über Ladezustand, Reichweite, Geschwindigkeit, und was sich sonst noch so für einen Fahrradcomputer gehört. Via Bluetooth mit dem Smartphone verbunden, wird auch über eingehende Nachrichten und Anrufe informiert.
  • Zukünftig können über die Ebikemotion App verfügbare Informationen wie etwa Navigationspfeile eingespielt werden. Sogar Daten zur Batterieabnutzung sowie Lösungsvorschläge bei etwaigen Systemfehlern sind in den Menüs zu finden.Zukünftig können über die Ebikemotion App verfügbare Informationen wie etwa Navigationspfeile eingespielt werden. Sogar Daten zur Batterieabnutzung sowie Lösungsvorschläge bei etwaigen Systemfehlern sind in den Menüs zu finden.
    Zukünftig können über die Ebikemotion App verfügbare Informationen wie etwa Navigationspfeile eingespielt werden. Sogar Daten zur Batterieabnutzung sowie Lösungsvorschläge bei etwaigen Systemfehlern sind in den Menüs zu finden.
    Zukünftig können über die Ebikemotion App verfügbare Informationen wie etwa Navigationspfeile eingespielt werden. Sogar Daten zur Batterieabnutzung sowie Lösungsvorschläge bei etwaigen Systemfehlern sind in den Menüs zu finden.
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Detailansicht
700 Wh Akku
DetailansichtWirklich fein, der Akku ist komplett in den Rahmen integriert und kann mittels einer Klappe durchs Oberrohr entnommen werden. Diese Konstruktion bedingt gleichzeitig die charakteristische Rahmenform und soll für erhöhte Steifigkeit sorgen. Hochleistungszellen mit extremer Energiedichte aus der Automobilindustrie sorgen für große Reichweite bei kompakter Baugröße.
HUD - Head Up Display
DetailansichtDamit der Fahrer die wichtigsten Fahrdaten stets im (peripheren) Blick behält, ist das HUD vor dem Lenker platziert. Das HUD ist direkt in den Vorbau integriert, und durch einen robusten Alukäfig geschützt. Drei Knöpfe linker Hand wechseln mittels Fernbedienung zwischen vier (individuell konfigurierbaren) Unterstütztungsstufen. Bluetooth- und USB-Port sind ebenfalls vorhanden. Somit kann das LCD-Farbdisplay auch Daten von Smartphone und App anzeigen.
Split-Pivot
DetailansichtDas asymmetrische Sitzrohr gibt den Blick frei auf den Split-Pivot Hinterbau. Das Patent stammt von US-Guru Dave Weagle und wurde in BHs kalifornischem Design-Labor verfeinert und an das Atom X angepasst. Varianten zwischen 120 und 160 mm finden sich in der Atom X-Range. Für Plus- und 29“ Pneus.
3 mm Bash-Guard
DetailansichtDamit im echten Geländeeinsatz aufschnappende Steine oder Äste keine Schäden am Brose Drive S anrichten können und ein Aufsetzen des Tretlagers auf Felsstufen oder Baumstämmen ohne Konsequenzen bleibt, hat BH ein großzügiges Schutzblech integriert.
Sag-Indicator
DetailansichtEbenfalls praktisch für den Alltag: Ein integrierter Sag-Indicator gibt unkompliziert Feedback beim initialen Fahrwerkssetup.
Brose Drive S
Detailansicht250 Watt, 90 Nm, optimiert auf Trittfrequenzen um die 60 bis 90 rpm. Dank neuer Sensorik ist der Motor auch nochmals eine Nummer sensibler geworden, was neuerlich einen großen Schritt hin zum realen MTB-Fahrgefühl bedeutet. BH ergänzt noch ein eigenes Wärmeleitblech, damit Überhitzung und Leistungseinbußen vorgebeugt wird.

Zurück zum Rad

Viel Elektronik bedarf vieler Worte. Doch zurück zum Fahrrad selbst. Für Rahmen, Geometrie und Hinterbaukonzept zeichnet BHs in Kalifornien ansässiges Design-Labor verantwortlich. Aus dessen Feder stammt auch die bereits in anderen Modellen erfolgreich eingesetzte Split-Pivot Konstruktion (ein Patent von Dave Weagle), welche Antriebs- und Bremseinflüsse möglichst vom Fahrwerk entkoppeln soll und auch in die vollgefederten Atom X-Modell erfolgreich implementiert wurde.
Eigentlich ein Eyecatcher für sich, aber durch die übrige Rahmenform fast schon unscheinbar ist das asymmetrische Sitzrohr. Antriebsseitig „fehlt“ diesem die Strebe um den Dämpfer. Dafür wird der Blick frei auf ein weiteres durchdachtes Feature: Ein simpler Sag-Indikator an der Umlenkung erleichtert das Fahrwerkssetup ungemein. Der wenige Zentimeter dahinter platzierte Fender schützt die ohne durchgehendes Sitzrohr doch etwas schmutzanfällige Konstruktion zuverlässig vor Schlammbeschuss.
Selbst an genügend Platz für eine Trinkflasche wurde gedacht. Wobei im engen Raum zwischen Dämpfer und Oberrohr lediglich eine Spezialanfertigung aus dem Hause Fidlock unterzubringen ist. Diese muss obendrein für stolze € 69,00 gesondert geordert werden … aber immerhin besser, als immer und ausschließlich auf den Rucksack angewiesen zu sein.

Mit 160 mm Federweg rund um Fox Float 36 Gabel und DPS Dämpfer hat das fahrwerkstechnische Topmodell der Atom X Serie mehr als genügend Reserven fürs Grobe. Seitens der Geometrie übt man sich jedoch trotz des aggressiven Anscheins in Zurückhaltung, sprich Massentauglichkeit. Ein Stack um die 610 mm mit moderaten 424 (Medium) bzw. 445 (Large) Reach platziert den Fahrer gut ausbalanciert, jedoch nicht übertrieben Speed- und Downhill-lastig am Rad. Dank starkem Sloping und entsprechend tiefer Überstandshöhe bleibt genügend Spielraum, auch für richtig lange Dropperposts.
Mit 67 Grad ist der Lenkwinkel in Bezug auf den Hub der Federelemente ebenso recht zurückhaltend gewählt. Ein weiteres Zugeständnis an die breite Zielgruppe. Schließlich kommt Otto in seinem Normalo-Trailspeed damit deutlich leichter und sicherer durch Kurven und spaßig-anspruchsvolles Geläuf als auf ultraflachen Boden-Boden-Raketen, welche nach deutlich flotterer und kundigerer Gangart verlangen. Breite Plusreifen spenden zusätzlich Sicherheit und ergeben so ein schlüssiges Konzept für ausgiebige Allmountain-Touren auf unterschiedlichstem Terrain.
Mit kompletter SLX-Gruppe samt Bremserei, hauseigenen Anbauteilen und besagtem Fox-Fahrwerk plus Kind Shock Dropper soll es das Atom X Lynx 6 27,5Plus Pro in Größe Medium auf 24,4 kg bringen. Kostenpunkt zur Orientierung: € 5.499,-.

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Erfahrungen im Schnelldurchlauf

Natürlich pferchen wir uns nicht stundenlang in jämmerlich dimensioniertes Gestühl geiziger Airlines und hängen an überteuerten Cafes im Transit diverser Flughäfen herum, ohne am Zielort zumindest einige Höhen- und Tiefenmeter zu sammeln. Im Falle des Atom X waren es gut 1.600 Höhenmeter auf 54 Kilometern, fein verteilt auf vielfältige Trails und Schotterstraßen im bergigen Hinterland von Malaga. Zeit genug, eine erste Idee vom Brose Drive S und dem Konzept des Atom X Lynx 6 27,5Plus Pro zu bekommen.
Es sitzt sich sehr ausgewogen am Atom X. Weder übermäßig sportlich, noch übertrieben entspannt, nimmt man eine äußerst tourentaugliche Position ein. In steilen Anstiegen bleibt viel Druck am und Kontrolle über das Vorderrad - ein nicht unwesentlicher Faktor an Rädern wie diesen, rücken doch durch die immer besser werdenden Motoren besagt steile Stiche selbst in technischem Geläuf für Jedermann in greifbare Nähe.

Broses neuer Drive S hat zwar nicht den enormen Punch aus dem Keller beim Anfahren und Beschleunigen aus niedrigen Pedalumdrehungen, wie ihn Bosch oder Yamaha bieten. Dafür, und das ist in der tatsächlichen MTB-Realität ungemein wichtiger zu bewerten, kann er mit enorm realem Fahrverhalten, schneller Reaktion auf Fahrerinput und viel kontrollierbarer Traktion am Hinterrad auftrumpfen. Kein sich aufbäumendes Vorderrad, kein Eiertanz über nasse Geländestufen. Stattdessen sanftes Ansprechen, weder nervöses Ruckeln noch Zuckeln der Sensorik im Track-Stand. Tatsächlich tun sich gerade bei diesem einfachen "Test" bereits massive Unterschiede zwischen den Motorenkonzepten auf - die sich dann auch im Fahrbetrieb, vor allem über nassem Wurzelwerk und ähnlichen Gemeinheiten, bestätigen.
Auch in hohen Umdrehungszahlen liefert der Brose das versprochen hohe Drehmoment brav ab. Einzig das Wimmern des sonst sehr ruhigen Antriebs wird ab etwa 80 rpm doch vehementer. Der Boost Modus ist tatsächlich nur für extreme Rampen nötig, in der Regel sind Eco auf Forststraßen und Eco+ im Gelände absolut ausreichend. Eco+ bietet obendrein auch mehr Kontrolle im Gelände als der kräftige Sportmodus.

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Durch die großen Diskrepanzen in der Reichweite zwischen den etwa zwölf Testredakteuren – der erste Boost-Jünger schrie nach einem Tauschakku, als mein Display noch gut 64 Kilometer Restreichweite anzeigte – möchte ich mich hinsichtlich der Reichweite der 700 Wh Akkus nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Mit 95 % Eco & Eco+ Anteil, gelegentlichem Boost für die eine oder andere topografische Gemeinheit samt kurzem Gastauftritt in einer lokalen MX-Strecke standen am Testrad noch knapp unter 50 km Restreichweite am Tacho. 2.400 bis 2.500 Hm, so weit lehne ich mich dann doch hinaus, mit an die 65 bis 70 Kilometer wären bei besagter Fahrweise wohl realistisch. Doch mehr Ausfahrten wären nötig, um hier endgültige Aussagen treffen zu können.
BHs Head Up Display glänzt mit guter Leserlichkeit, die Bedienung ist intuitiv und schlicht. Von dessen Robustheit sind wir nach ausgiebiger Sturzprobe ebenso überzeugt. Bloß die Idee mit dem Farbcode der Unterstützungsstufen im peripheren Blick, die kam an meinem Auge nicht wirklich an. In Summe aller Teilchen reiht sich der Brose Drive S aber bereits nach einer Ausfahrt ganz oben in die Hitliste meiner E-Bike Favoriten ein.

Bergab, auf flowigem Waldboden und auch in steilem, technischen Geröll spielt das BH gerade im langsamen und mittleren Tempobereich seine Stärken aus. Punktlandung für das, was das Atom X sein will: ein Allmountain/Touren-Fully mit Fahrwerksreserven fürs Grobe. Und wohl auch eine Punktlandung für die Zielgruppe der Tourenfahrer, denn auf superlangen und superflachen Highspeed-Panzern hat ohnehin nur ein Bruchteil aller Biker – Marketing und Ego mal hinten angestellt – tatsächlich Freude. Stattdessen sticht das BH in die ausgewogene Mitte, zwar mit genügend Reserven, aber doch mit Fokus auf flowig verspielte Pfade.
Nachbessern, gerade für schwere, vielleicht weniger erfahrene Biker, würden wir bei den SLX-Bremsen. Hier stünden dem Fully Vierkolben-Varianten bessere zu Gesicht. Und auch die 2.8“ Bereifung von Schwalbe kann durch ihre weiche Karkasse das Potenzial breiter Plus-Pneus nicht in dem Maß nutzen, wie es etwa die 2.6 und 2.8“ Varianten anderer Hersteller tun.

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90 Nm ...?

Hab mal schnell nachgeschaut: Eine KTM Freeride E-XC hat 9 kW Dauerleistung (18 kW Spitze) und 42 Nm ...

Aber schaut halt gut aus im Prospekt und bei einer Produktvorstellung ...!

 

Und:

Dank starkem Sloping und entsprechend tiefer Überstandshöhe bleibt genügend Spielraum, auch für richtig lange Dropperposts.

Ja eh ... ;)

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90 Nm ...?

Hab mal schnell nachgeschaut: Eine KTM Freeride E-XC hat 9 kW Dauerleistung (18 kW Spitze) und 42 Nm ...

Aber schaut halt gut aus im Prospekt und bei einer Produktvorstellung ...!

 

Und:

 

Ja eh ... ;)

 

Die verbauten Dropper könnten den ihnen zur Verfügung stehenden Freiraum durchaus besser würdigen ;)

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