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Biken zwischen Nationalpark und Trail-Flow

Biken zwischen Nationalpark und Trail-Flow

29.06.18 07:42 15.842Text: Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Erwin Haiden, Lukas Salzer (3)
Den Nationalpark Hohe Tauern im Rücken, gebaute Trail vor der Haustüre und den Großglockner als Ass im Hemdsärmel. In und um Lienz gibt's für Mountainbiker vieles zu entdecken.29.06.18 07:42 15.850

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29.06.18 07:42 15.8506 Kommentare Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Erwin Haiden, Lukas Salzer (3)
Den Nationalpark Hohe Tauern im Rücken, gebaute Trail vor der Haustüre und den Großglockner als Ass im Hemdsärmel. In und um Lienz gibt's für Mountainbiker vieles zu entdecken.29.06.18 07:42 15.850

Dort, wo die ungezähmte Isel in die mächtige Drau mündet, wo im Schnitt rund 2.070 Stunden ungetrübter Sonnenschein das Gemüt erfreut und wo Villgratner Berge, Schobergruppe und die Kreuzeckgruppe eindrucksvolle Schatten werfen, dort liegt weniger als drei Fahrstunden von München oder Salzburg und gut fünfeinhalb Stunden von Wien entfernt die Stadt Lienz.
Italienisches Flair durchströmt die Hauptstadt Osttirols, umliegende Bergwelt und das wilde Wasser der Isel inszenieren aus allen Blickwinkeln wildromantische Alpenkulisse. Peter Sagan und seine Kollegenschaft vom Team Bora-hansgrohe nutzen die Gegend gerne für ihre Trainingslager, und auch ein Alban Lakata wuchs hier zu jenem Kaliber heran, welches er heute ist. Selbst die Karriere eines gewissen Fabio Wibmer nahm ganz in der Nähe ihren Lauf.
Radsport, so scheint es, ist hier in Lienz tief verwurzelt. Mit dem Mountainbike locken einsame Forststraßen bis tief in den Nationalpark Hohe Tauern, frisch geshapter Flow im Bikepark Lienz und mühevoll angelegte Trails im Schatten des Großglockners droben in Kals. Abwechslungsreich? Ohne jeden Zweifel.

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Entlang des Debanttals zur Lienzer Hütte

"Mit dem guten Geschmack ist es ganz einfach: Man nehme von allem nur das Beste", sagte einst ein gewisser Oscar Wilde. Doch gottlob sind besagte Geschmäcker so verschieden wie die Schattierungen einer herbstlichen Waldlandschaft.
Vielfalt hat auch im Mountainbike-Sport längst Einzug gehalten - mit Seilbahnen und üppigem Federweg zu gebauten Trails, aus eigener Kraft hoch zu technischen Wandersteigen oder entlang stetig steigender Forstwege zu entlegenen Kraftorten tief in der Schönheit der Natur. Unser Sport hat viele Gesichter, alle mit ihren ganz speziellen Eigenheiten und Vorzügen. Oft sind es aber gerade die ungezähmte Natur, das Panorama der Berge und die Abgeschiedenheit, welche sich für lange Zeit ins Gedächtnis einbrennen und die Strapazen der vielen Höhenmeter auf dem Weg vergessen lassen.
Zwar weiß das Lienzer Umland jedweden Gusto zu Bedienen. Die in mehreren Etappen gedachte Vier-Hütten-Tour und die auf deren Spuren wandelnde Auffahrt zur Lienzer Hütte über das Debanttal zählt aber eindeutig zur höhenmeter- und forststraßenlastigen Naturerlebnis-Kategorie.
Die höhenmeterreiche erste Etappe hatten wir ja bereits im Vorjahr beschnuppert, nun schlug die Zeit für Etappe #2. Wer sich von offizieller Seite abgesegnete Singletrails erwartet, springt besser ein paar Zeilen tiefer. Allen anderen sei dieser tiefe Vorstoß in den Nationalpark Hohe Tauern unbedingt ans Herz gelegt. Doch eine Kurbelumdrehung nach der anderen.

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Wir beginnen unsere Tour hoch zur Lienzer Hütte direkt im gleichnamigen Stadtzentrum, lassen die bebauten Flächen entlang schmaler Nebenstraßen aber rasch hinter uns. Schon nach wenigen Kilometern begleiten uns nur noch dünn gesät Gehöfte, während sich der Asphalt vor uns ab Nußdorf-Debant kontinuierlich aufzubäumen beginnt. Während der dichte Mischwald geduldig Schatten spendet, saugen die wiederkehrenden Asphaltrampen an den Oberschenkeln. Glücklich, wer sich an den am Wegesrand stehenden Walderdbeeren vergreifen kann. Tosend macht der anfangs tief ins Tal eingeschnittene Debantbach auf sich aufmerksam.
Zwar trotz geteertem Belag einsam und so gut wie ohne Autokontakt, wechselt erst nach etwa 600 Höhenmetern der Untergrund zu meditativem Schotter. Der Debantbach begleitet dann bereits gut sichtbar den weiteren Weg ins gleichnamige Tal. Mächtige Gletscher wanderten hier einst gen Drautal und schnitten ein breites, wannenförmiges Trogtal aus der südlichen Schobergruppe. Heute, ohne Gletscher, werden die Wiesen und Hänge intensiv zur Viehhaltung genutzt.
Konstant steigend, teils in kurzen Rampen, bahnen wir uns den Weg. Ob der uns umgebenden Wände, Wälder und Gipfel müssen wir uns konzentrieren, um nicht den Tritt zu verlieren. Immer wieder wechselt der Debantbach seinen Charakter. Mal ist er ein reißend wildes Gewässer, mal breit und ruhig, mal überflutet er Weiden und bildet Seen. Die Abgeschiedenheit des Tals und die verhältnismäßig geringe touristische Nutzung locken allerhand Rotwild, Rehe, Gämsen und Murmeltiere aus der Reserve. Selbst Steinböcke aus dem angrenzenden Kals oder Heiligenblut suchen hier gelegentlich Ruhe. Ein wachsames Auge mag gar Luchse, Steinadler und Bartgeier erspähen.

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Mit einem galanten Linksschwung samt Wechsel der Bachseite kehrt für ein kurzes Stück der Asphalt zurück und meint, sich hier nochmals gewaltig aufbäumen zu müssen. Die wohl schwer zu bewirtschaftenden Fichtenwälder am Wegesrand werden zunehmend urwaldähnlicher und künden vom nahenden Nationalpark. Kurz danach, direkt am Parkplatz Seichenbrunn - ja, es darf tatsächlich bis hier hin mit dem PKW zugefahren werden - betreten wir den Nationalpark Hohe Tauern.

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Noch vor dem Ersten Weltkrieg vom Verein "Naturschutzpark" angestoßen, wuchs der Nationalpark stetig zu dem heran, was er heute ist. Inspiriert von einer Reise zum Yellowstone Nationalpark, entschloss sich der Holzindustrielle Albert Wirth 1918 kurzerhand dazu, den Großglockner (!) und den Pasterzengletscher zu kaufen und dem Alpenverein zu vermachen. Die einzige Bedingung? Ein Naturschutzpark der Zukunft solle daraus entstehen.
Unter Wahrung vieler Interessen - und unterbrochen durch zwei schrecklichen Kriege - dauerte es bis 1991, um den Nationalpark Hohe Tauern in seiner heutigen Form errichten zu können. Mit 1.856 Quadratkilometern ist er nun der größte Nationalpark im gesamten Alpenraum. Mehr als 300 Berggipfel überragen die magische 3.000 Meter Marke, mit dem Großglockner liegt auch der höchste Berg Österreichs in der Kernzone. 342 Gletscher, 279 Bäche und 57 Gletscherbäche nähren die Flora und Fauna, nicht weniger als 551 Bergseen fügen sich in die Bergwelt.
Rund ein Drittel aller heimischen Pflanzenarten und - die Zahl mussten wir selbst mehrfach prüfen - über 10.000 Tierarten nennen den Park ihr Zuhause. Gämse, Alpensteinbock, Gänse- und Bartgeier sowie der Steinadler sind besonders markant. Einst ebenfalls verbreitet, wurden Braunbär und Wolf im 19. Jahrhundert unwiederbringlich ausgerottet. Einzig das Murmeltier, um 1800 ob seines wertvollen Fettes ebenfalls ausgerottet, konnte mittlerweile erfolgreich wieder angesiedelt werden.

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Vielschichtige Almlandschaft begleitet von nun an unsere letzten Kilometer zurück zur Lienzer Hütte. Neben dem Lärchenwald ist etwa ab Höhe der Hofalm noch ansatzweise der einst besehende Lärchen-Zirbenwald zu sehen. Eigentlich läge die natürliche Waldgrenze im Hochtal ja auf etwa 2.200 bis 2.300 Metern. Doch wie fast überall im Nationalpark konnte der Mensch auch hier nicht spurlos vorüberziehen, weshalb heute die Zirbe rar und mit der Bewaldung auf etwa 2.000 Metern Schluss ist.
Prägend für das obere Debanttal scheint aber vor allem das viele Wasser. Ob Seen diverser Größen und Türkistöne, ausufernde Mäander durch Moorlandschaft, Wasserfälle in den steilen Wänden, Bäche aus allen Richtungen oder mystisch aus dem bemoosten Wald sprudelndes Wildwasser ... Auch, wenn die Schotterpiste auf den finalen Höhenmetern noch einige Gemeinheiten aus dem Ärmel schüttelt: Vom kühlen Nass und den felsigen Gipfeln bis zurück zum Talschluss abgelenkt, rückt die Lienzer Hütte beinahe unerwartet ins Bild. Dabei könnte man sie nach 20 Kilometern und rund 1.400 Höhenmetern gar sehnlich herbeiwünschen.
Verdient hat man sich die großzügige Brettljause und die saftige Knödelsuppe allemal. Bei Sonnenschein wohl vor herrlichem Panorama, stärken wir uns ob des nicht ganz so sommerlichen Tages lieber in, denn vor der Hütte.

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 300 Gipfel jenseits der 3.000 m, 342 Gletscher und über 10.000 Tierarten 

Eckdaten des Nationalpark Hohe Tauern
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Das Debanttal schneidet sich 16 Kilometer tief in die Berge. Tief genug, um das draußen im Drautal aufziehende Unwetter zu übersehen. Ja, auch in der Sonnenstadt kann es mal flüssige Strahlen vom Himmel werfen.
Von der Wirtin gewarnt, brausen wir wenig später im leichten Nieselregen über die eben erst hochgestrampelte Forststraße gen Tal. Eigentlich wollten wir heute noch weiter zur Faschingalm, welche über einen gut ausgeschilderten Abzweiger unmittelbar vor der Überquerung des Debantbachs erreichbar ist. Nach gut 200 teils gewittrigen Höhenmetern entschließt sich die Vernunft an der Gaimberg Landesstraße jedoch zur bedachten Flucht nach Lienz. Wir müssen wohl bei stabilerem Wetter nochmals zurückkehren, um unsere Tour wie geplant zu vollenden. Die gemütliche Faschingalm oben am Zettersfeld hätte es sich jedenfalls verdient.

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Bikepark Lienz

An regulären Osttiroler Tagen, sprich solchen ohne Regen und mit reichlich Sonnenschein, darf nach der Tour im Nationalpark und dem verdienten Eis in der Altstadt gerne noch die eine oder andere Runde im Bikepark Lienz und am Lakata Trail gedreht werden.
Dessen Ausgangspunkt liegt nur wenige Fahrminuten vom Lienzer Zentrum entfernt bei der Talstation der Schlossbergbahn. Gemütlich schwebt es sich im Sessellift hoch zur Moosalm, wer nicht schon eine lange Tour in den Beinen hat, könnte die nicht ganz 400 Höhenmeter auch über einer breit ausgebaute Forststraße selbst erkurbeln - um dann eine weitere liftunterstützte Runde anzuhängen. Womit wir wieder bei den Geschmäckern und deren Diversität gelandet wären ...
Wie auch immer, noch spielt der direkt an der gemütlichen Moosalm startende Lakata Trail im Bikepark Lienz seine einsame Soloshow. Doch bereits im Herbst soll ein neuer Trail von der darüber gelegenen Sternalm entstehen. In zwei Varianten, einer gut ausgebauten blauen Route für Einsteiger und Familien und einer weitestgehend naturbelassenen Trail-Variante für technisch Versierte wird es dann bis hinunter zur Moosalm gehen. Was später noch passiert, steht in den Sternen. Man will sich ein Projekt nach dem anderen vornehmen. Möglichkeiten böten sich am Hochstein zumindest zur Genüge.

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Seit unserm ersten Lokalaugenschein im Vorjahr hat sich hier viel getan. Der damals noch in Bau befindliche Lakata Trail hat Gestalt an- und seinen Betrieb aufgenommen. Wellen, gerade im oberen Abschnitt teils tiefe Anlieger und kleinere wie größere Sprünge für jene, die den Boden verlassen wollen und können; dazwischen immer wieder kurze Holzelemente. Erst im dichten Wald, später entlang der Weltcuppiste präsentiert sich der Lakata Trail als typischer Flowtrail, kann langsam wie flott durchfahren werden und eignet sich somit für leicht fortgeschrittene Einsteiger wie Könner gleichermaßen.
Manch zum Double geformte Wellen verlangen ob ihrer Form nach etwas Vorsicht, sollten sie nur durchrollt werden, ansonsten regiert der Brechsand-Flow.
Gelegentlich blitzt die Stadt Lienz zwischen den Bäumen hervor, gibt der Wald den Blick ins umliegende Bergland frei. 354 Höhenmeter und 2,2 Kilometer später endet der Lakata Trail direkt an der Talstation.

Bereits bestellt, entscheidet sich in den kommenden Wochen, ob der neue Pumptrack hier herunten in Stadtnähe, oder oben auf der Moosalm errichtet wird. Fix ist jedenfalls, dass - vorerst in Containern beheimatet - Bike-Schule, Verleih und Shop in unmittelbarer Nähe zum Parkplatz für Infrastruktur sorgen.

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Bikepark Großglockner

Deutlich weiter von Lienz entfernt als der Lakata Trail und im Sattel aus eigener Kraft nur bedingt komfortabel zu erreichen, präsentiert sich der Bikepark Großglockner hoch droben in Kals weitaus alpiner. Bereits in der Altsteinzeit schien das Kalser Tal Jägern und Sammlern im Sommer ein beliebtes Ziel sein. Steil, wie sich die heutige Bundesstraße vor unserem PKW aufbäumt, absolvierten sie dazumals gewiss einen beschwerlichen Weg.
Es war wohl weniger der kalte Atem der Glocknergruppe, die mächtigen Schatten von Granatspitz- und Schobergruppe oder der selbstbewusst hervorblitzende Gipfel des 3.798 Meter hohen Großglockners selbst, die in der Steinzeit ins abgeschieden hohe Kalser Tal lockten. Gejagt wurde damals nicht nach Trails und Glücksmomenten auf zwei Rädern, gesammelt nicht Höhen- oder Tiefenmeter. Unser Glück, dass im Jahr 2018 Lebensmittel in den Regalen der Supermärkte, gar verzehrbereit gekocht in Hütten und Gaststätten, stets in Reichweite liegen. Unser Ausflug nach Kals wäre sonst wohl von ganz anderem Charakter gewesen.

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Steinbock, Murmeltier, Rotwild und sonstigen Lebewesen begegnen wir so eher freudig-neugierig denn zu hungernden Hintergedanken abschweifend; höchstens Maiwipferl und Gänseblümchen fallen unserem Appetit zum Opfer.
Den Ausgangspunkt des Bikepark Großglockner und damit unseres Tagesziels bildet die Talstation des Großglockner Resort Kals. Mit dem namensgebenden Gipfel im Rücken, geht es wahlweise bequem in der Gondel oder deutlich naturverbundener und erdnaher im eigenen Sattel sitzend bis auf 2.405 Meter Seehöhe bergwärts. Unter Umständen etwas verwirrend, führten beide Wege hoch zu den Hängen des Cimaross, der höchste Berg Österreichs stellt sich hingegen an der gegenüberliegenden Talseite schicksalsträchtig ins rechte Licht. Großglocknerblick wäre so wohl der treffendere Name gewesen.

In der ersten Juni-Hitze schwitzend, keuchen wir die gut ausgebaute MTB-Route Gornerbergweg 116 hoch. Für eine zweite Runde könnte dann die Gondel dienlich sein; vorerst möchten wir die Bergluft spüren, die Seele baumeln und Lunge wie Schenkel leiden lassen.
Auf den eröffnenden gut 600 Höhenmetern bis zur Mittelstation der GG-Resort Bergbahnen tut gut daran, wer seine Reserven noch zurückhält. Nur wenige steilere Rampen stellen sich in den Weg, ansonsten lässt sich die breite Schotterpiste gemächlich erkubeln und bleibt genügend Zeit und Luft, um den immer wieder ins Panorama lächelnden Glockner und die umgebenden Hänge und Steilwände zu bestaunen.
Auf rund 1.960 Metern ist dann Schluss mit gemütlich. Vorbei an der Einfahrt zum Gornerwald Trail und der Mittelstation wird der Weg zum Pfad und bäumt sich auf. In langen Serpentinen, stets im kleinsten Gang, schrauben wir uns über die von Schafen bewohnten Hänge im Schneckentempo hoch bis zum Kals-Matreier Törl.
Im Schutzhaus einkehren und picken bleiben, die Aussicht hinunter nach Matrei und hinüber zum Großvenediger genießen, oder mit dem Rad am Rücken weiter stapfen - niemand soll behaupten, an dieser Stelle keine Wahl gehabt zu haben.

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Einen Schritt nach dem anderen, die Räder geschultert und den Blick auf den Steig fixiert, stiefelt unser kleines Grüppchen schweigend die 200 Hm hoch zur Adler Lounge. Immer wieder kündet eisiger Wind von nahen Gletschern, ein rascher Schulterblick bestätigt: Längst trübt kein Baum mehr die Sicht ins hochalpine Paradies.
Eine zweite, etwas elegantere Variante, die finalen Meter zu überwinden, fände sich - nebenbei erwähnt - unterhalb des gerade erwanderten Grates zur Rechten. Eine Forststraße führt hier vom Törl sanft steigend entlang des Bergrückens näher zur Adler Lounge, um einige getragene Höhenmeter kommt man jedoch auch hier nicht herum. Hochalpines Biken muss ja doch irgendwie Abenteuer bleiben - wenngleich die nahe Seilbahn das Ego des innerlichen Alpinisten am Boden hält.

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Von der Sonnenterrasse der Adler Lounge, gerne auch wettergeschützt durch die großzügige Glasfront des Restaurants oder - für Schwindelfreie und in keinem Fall den Autor dieser Zeilen - vom kleinen Steg an der dem Großglockner zugewandten Nordostseite, lassen sich beim wohlverdienten Gourmet-Mahl gut 60 Dreitausendergipfel erspähen. Westlich öffnet sich der Blick hinunter nach Matrei.
Wäre da nicht dieses Panorama, die moderne Architektur könnte einen fast meinen lassen, man diniere in Sakko und keckem Cocktailkleid. Besonders empfehlenswert: Wie so oft der Kaiserschmarren; aber auch die hausgemachte Limetten-Minze Limonade und die liebevoll angerichteten Fleischgerichte haben es in sich. Neben dem Rad am Fels sitzend, streifen wir uns mit vorfreudigem Grinsen die Protektoren über die Knie, polieren die Schweißflecken aus den Brillengläsern und zurren die Rucksäcke enger. All die 1.100 hart erkämpften Höhenmeter liegen uns nun als ungetrübte Tiefenmeter im wahrsten Sinne des Wortes zu Füßen.

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Den Gornerwald Trail konnten wir ja bereits im Vorjahr beschnuppern, die ersten 420 Tiefenmeter des Adler Trails waren uns damals noch nicht vergönnt. Umso mehr genießen wir die nun vollendeten Anlieger, Wellen und Sprünge, Carven wie im Winter die Skifahrer durch die steilen Hänge.
Der griffig-erdige Untergrund lässt Steinen und Felsen Raum, sich zu entfalten und vermittelt so trotz des Flows und der dicht an dicht gereihten Richtungswechsel stets auf eigene Weise das Gefühl, einem natürlichen Trail zu folgen. Ein Blick hinter die Kulissen sorgt dann für Klarheit. Linienwahl, Kurvenradien und sonstige Details entstammen der Feder von Vertrider-Urgestein Christian "Picco" Piccolruaz. Schon öfter durften wir seine Handschrift in heimischen Gefilden erkennen, und kein einziges Mal wurden wir bisher enttäuscht. Gut, dass auch an der Mittelstation zugestiegen werden darf ...

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Deutlich technischer und längst nicht für jedermann zu bewältigen, hat sich am Gornerwald Trail seit unserem Besuch im Herbst nicht viel verändert. Nach wie vor macht bereits der Drop zum Einstieg klar, wohin die Reise geht.
Offene Kurven, Anlieger sämtlicher Radien, steile Stiche, wurzelige, teils felsige Passagen im tiefen S3, dazwischen immer wieder genügend Flow, um Unterarme wie Konzentration bei Laune zu halten. Stets inmitten der Ideallinie platziert, findet sich für jeden Sprung eine Umfahrung, lässt sich das Groß der fahrtechnisch anspruchsvollen Abschnitte kreativ entschärfen. Mit gefühlvollem Finger an der Bremse zirkelt es sich derart abwechslungsreich durch den verwunschen wirkenden Gornerwald, dass man sich an dessen Ende fragt, wo die 4 Kilometer und 640 Tiefenmeter bloß geblieben sind.

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Konträr zum naturbelassenen Waldpfad reiht sich beinahe nahtlos ein weiterer Neuzugang des Bikepark Großglockner in den Abfahrtsreigen. Brechsand, Sprünge, Tables und flotte Anliegerkombinationen heben nochmals den Adrenalinspiegel, als wir über den parallel zum Schlepplift angelegten Temblerhof Trail surfen.
Von dessen Ende sind es übrigens nur wenige Meter bis zum gleichnamigen Gasthof. Heidelbeer- oder Himbeerschmarren, ein kühles Weizen und die von Weiden umgebene Sonnenterrasse mit Ausblick laden dazu ein, den Tag hier gemütlich ausklingen zu lassen. Reuelosem Austesten der Belastungsgrenzen des Süßmagens steht nicht mal mehr eine Tretpassage im Wege, liegt der Parkplatz samt abgestelltem Auto doch keine drei Bergabminuten entfernt ...

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Good to Know

Vier Hütten Tour:
Die Vier Hütten Tour umrundet die Stadt Lienz gegen den Uhrzeigersinn über die Ausläufer von Schobergruppe, Deferegger Alpen und Lienzer Dolomiten. 112 Kilometer und 5.350 Höhenmeter verteilen sich auf vier Tagesetappen mit je einer Hüttenunterkunft. Mehr unter maps.osttirol.com.

Kals:
In Kals am Großglockner finden sich viele Almwege und Straßen, um durch herrliche Landschaften zu radeln – vom gemütlichen Ausflug für die ganze Familie bis zu anspruchsvollen Tagestouren mit Tragepassagen und Einkehrmöglichkeiten. Das gerade entstehende Singeltrail-Netz ist sowohl über die Forststraße, als auch via Gondel erreichbar. Preise und Öffnungszeiten siehe: www.gg-resort.at.

Alle Mountainbike Routen sind markiert und beschildert, weitere Information gibt's in der Tourismusinformation Kals am Großglockner Tel. 050 212 540. Guiding und Fahrtechnik mit Glockner Adventures.

Bikepark Lienz Hochstein:
Mit dem Bikepark in Lienz hat Osttirol spätestens ab Frühling ein weiteres Mountainbike-Schmankerl im Ärmel. Gerade wird der flowige Lakata Trail gebaut. Zwei weitere Strecken von der Sternalm folgen Ende 2018. Weitere Abfahrten und Trails sind in Verhandlung. Pumptrack und Verleih (Bikestation) direkt an der Talstation in Planung. Der Einstieg ist nur wenige Minuten vom Ortskern Lienz entfernt. Lifttransport mit Sesselliften - Tageskarte inkl. Biketransport: € 21,-, 4-Stunden Karte inkl. Biketransport: € 16,-. Preise und Öffnungszeiten für die Saison 2018 werden nachgereicht. www.osttirol.com

Radtransport VVT:
Der Radtransport für einzelne Fahrräder - etwa von Lienz hinauf nach Kals - ist möglich. Allerdings beurteilt ein Buschauffeur die Situation vor Ort so: "Wenn Platz ist, dann kein Problem, wenn der Bus voll ist, geht das leider nicht." Besser vorab telefonisch unter 04852 6494515 mit Postbus Lienz abklären.
Mit Dezember 2017 trat übrigens die Regelung in Kraft, dass jeder Gast mit der Gästekarte gratis Bus fährt – damit wäre die Fahrt kostenlos!

Bikeshops & Verleih:
Lienz: Probike Lienz, Verleih und Shop, Dolomite Bike, ab kommender Saison Verleih auch direkt an der Talstation der Hochsteinbahn.
Kals: Sport Gratz, direkt an der Talstation der Kalser Bergbahnen.

Osttirol's Glockner-Dolomiten Card:
26 Top-Attraktionen auf einer Karte. Drei oder sieben Tage lang Bergbahnen, Schwimmbäder sowie Natur- und Kulturangebote ohne Zusatzkosten nutzen.
Weitere Infos unter: www.osttirol.com

Veranstaltungen:
Dolomitenrundfahrt und SuperGiroDolomiti: 9./10. Juni 2018
Red Bull Dolomitenmann: 8. September 2018
UCI Road World Championships Innsbruck - Tirol: 22./23. September 2018

Weitere Infos zu auf Biker spezialisierten Unterkünften, Restaurant-Tipps, Bike-Verleih, Biketransport per Bus & Bergbahn sowie Guiding unter radfahren.osttirol.com.

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Von kraftraubenden Forststraßen über herrliche Weit-, Aus-, und Einblicke in die Bergwelt zwischen Nationalpark Hohe Tauern und Lienzer Dolomiten bis zu knackigen Wanderpfaden und bequem erreichbaren Bikeparktrails: Nichts von dem, was Mountainbiken in seiner Ganzheit ausmacht, muss man in und um das mediterran angehauchte und stets enstpannte Lienz missen.
Wer weiß, wonach ihm der Sinn steht, wird garantiert fündig und kann jeden Tag ein gänzlich anderes Osttirol entdecken - egal, worauf man sitzt, mit wem man fährt und was der eigene Gusto präferiert. Selbst in der Abgeschiedenheit sind kulinarische Köstlichkeiten eher Regel denn Ausnahme, am Espresso und den Eisleckereien herunten in der Stadt zeigt sich die Nähe zu Italien von seiner besten Seite. Die Reise, dass bestätigt unser zweiter Besuch, sind Stadt, Berg und Leute auf alle Fälle wert.

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Wie sieht es bei solchen Touren mit der Bikesicherung aus? Gibt es auf den Hütten versperrte Abstellräume (was mir als Wander- und Bergsteigerin so noch nicht unter gekommen wäre) oder schleppt man ein ordentliches Schloss mit?

 

Meinst du zur Übernachtung oder zur Einkehr? Wir sitzen auf den Hütten meist so, dass wir die Bikes sehen. Versperrte Abstellräume hätte ich jetzt noch nie bemerkt. Habe aber auch noch nie danach gesucht ;)

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