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Ghost FR AMR 8.7 AL

Ghost FR AMR 8.7 AL

07.09.18 09:53 9.092Text: Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Erwin Haiden
Robust und schier unzerstörbar - aber dennoch mit würdiger Uphill-Performance? Wir haben Ghosts Freerider abseits der Bikeparks ausprobiert.07.09.18 09:53 9.357

Ghost FR AMR 8.7 AL

07.09.18 09:53 9.3572 Kommentare Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Erwin Haiden
Robust und schier unzerstörbar - aber dennoch mit würdiger Uphill-Performance? Wir haben Ghosts Freerider abseits der Bikeparks ausprobiert.07.09.18 09:53 9.357

Viel hilft viel, so sagt der Volksmund. Und auch was das Thema Federweg anbelangt, so der Tenor in Gravity-Kreisen, sei ein mehr an Federweg Trumpf. Privat eher auf kurzhubigen Fullys heimisch und bei aller Liebe zum Trail dem gepflegten Uphill nie abgeneigt, konnten Räder jenseits der 150 mm bisher kaum meine Begeisterung wecken. Bikepark, Freeride, Shuttleruns...wo Fullfacehelm und großflächige Protektoren ins Spiel kommen, endet in der Regel mein Zuständigkeitsbereich. Entsprechend skeptisch mein Blick, als das postgelbe Ghost FR AMR 8.7 AL in der Redaktion eintraf. Mächtiger Stahldämpfer samt Ausgleichsbehälter, 165 mm Federweg am Heck, 170 mm Gabel, dazu Kettenführung und Bashguard, kombiniert mit robustem Aluminiumrahmen und 64,5 Grad Lenkwinkel. The sound of speed, sozusagen. Bloß, Geschwindigkeit und ich, wir waren uns noch selten einig. Doch dann: Mit 76 Grad fällt der Sitzwinkel äußerst progressiv aus, 466 mm Reach in Größe Large, gemeinsam mit tiefem Stack scheint am Papier ebenfalls zu gefallen.

Drei Tage und rund 7.000 Tiefenmeter später, halb in der Gondel erkauft, halb im Sattel erkämpft, schien jegliche Skepsis verflogen. Von Ghost als Freeride- und Park-Bike beworben, unter der Hand allerdings bereits in der letzten Inkarnationsstufe als Geheimtipp unter den Superenduros gehandelt, präsentiert sich das FR AMR gänzlich anders als einen Marketing und das geduldige Papier der Spec-Sheets weis machen möchten - „anders“ im positiven Sinne, wohlgemerkt. Aber wir greifen schon wieder zu weit vor...

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Rahmen

Bereits das Vorgängermodell fand seine Fans, übte sich allerdings in seinen Winkeln und Maßen in nobel-konservativer Zurückhaltung. Damit ist im MY2019 Schluss. Geblieben ist das dem Einsatzbereich angemessene Material - robustes Aluminium. LC Modelle - so nennt Ghost seine Carbon-Plattformen - sucht man 2019 vergebens. Sonst blieb, die 27.5" Laufräder mal außen vor, kaum ein Stein auf dem anderen. Der Hinterbau, respektive dessen Kinematik, wurde konsequent auf Stahlfederdämpfer hin entwickelt und liefert nun mit 165 mm 5 mm mehr an Federweg als bisher. Um die Steifigkeit etwas zu erhöhen, fällt der Durchmesser der Kettenstreben künftig deutlich größer aus, der Rocker ist nun ebenfalls aus einem Stück gefertigt und bis zum MY2016 rückwärts kompatibel.

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Sämtliche Züge laufen im Rahmeninneren, wo sie in Schaumstoff gehüllt geräuschlos gehalten werden. Die kräftigen Rohrformen unterstreichen den erdachten Einsatzzweck, hohe Verarbeitungsqualität und äußerlich sauber geführte Schweißnähte geben Vertrauen in die versprochene Langlebigkeit. Das wohl dem RAL-Katalog der Post entnommene Gelb des Topmodells mag sicherlich die Gemüter spalten - zusammen mit dem dezent schwarzen Alpenpanorama am Oberrohr für mich aber eines der schönsten Farbkleider der Saison. Leider, so scheint es, bedarf der Lack großzügiger Abklebearbeit. Wir waren nicht die erste Redaktion, in der das Ghost gastierte - wovon Lackabplatzer Kunde trugen. Ein Freerider könnte hier etwas großzügiger geschützt sein, doch MX-Folie muss wohl ohnehin an Räder dieser Kategorie.

Tech Specs

Rahmen: FRAMR AL Sattelstütze: Rock Shox Reverb Stealth 31.6 mm; 150 mm Drop
Gabel: Cane Creek Helm 170 mm Sattel: SDG Fly Mountain
Dämpfer: Cane Creek DB Coil CS 165 mm Reifen vorne: Maxxis Minion DHF 3C MaxxTerra Exo 27.5 x 2.5
Vorbau: Syntace Megaforce2 Dia. 31.8 mm Reifen hinten: Maxxis Minion DHR II Exo 27.5 x 2.4
Lenker: Syntace Vector 780 mm Rise 20 mm Dia. 31.8 mm Laufrad vorne: Syntace W33i 15 x 110 mm
Schaltwerk: SRAM X01 Eagle 12-S Laufrad hinten: Syntace W33i 12 x 142 mm SRAM XD
Trigger: SRAM GX Eagle Gewicht BB-Waage: 15,67 kg (Größe Large)
Bremse: SRAM Code RSC 4/4 Piston 200 / 180 mm Disc Preis: € 4.199,-
Kurbel: Truvativ Descendant 7K Eagle X-Sync 34 Z
Kassette: SRAM XG 1275 10-50 Z
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Dran und Drin

Klotzen statt kleckern: Sprechen die Produktmanager bei Ghost von Topmodellen, so nehmen sie deren Bedeutung durchaus ernst. Auch das FR AMR 8.7 AL macht diesbezüglich keine Ausnahme. Dran ist nur, was lauthals nach Bergab-Performance schreit. Für ein Serienbike außergewöhnlich, rollt das Ghost mit komplettem Cane Creek Fahrwerk auf die Trails. Wie künftig wohl an allen Fully-Plattformen der Deutschen setzt vor allem auch das FR AMR auf Stahlfederdämpfer, in diesem Fall den hochgelobten DB Coil CS. Gabelseitig verrichtet Cane Creeks Helm mit 170 mm ihren Dienst - als Luftfeder-Variante wohlgemerkt, denn deren Coil-Pendant ist auf 160 mm Federweg limitiert. Sram steuert mit breitbandiger X01 Eagle und mächtiger Code RSC die elementaren Bauteile zur Be- und Entschleunigung bei. Eine mit 34 Zähnen stramm übersetzte Truvartiv Descendant Kurbel unterstreicht den Gravity-Anspruch.

Und auch bei den übrigen Anbauteilen setzt man auf edle Teile, die sonst eher nachgerüstet denn werksseitig gespect werden. So stammt das gesamte Cockpit ebenso von Syntace wie die robusten W33i Laufräder mit Maxxis Minion DHF/DHR II. Den SDG Fly Mountain Sattel klemmt eine Rock Shox Reverb mit neuer 1x Remote, Kettenführung und Bashguard stammen von e13. Bezieht man die Tatsache eine Fachandelsmarke mit gutem Händlernetz vor sich zu haben in die Kalkulation ein, scheint der Preis von 4.199 Euro beinahe als Schnäppchen. Allerdings spiegelt sich ein derart robuster Auftritt nicht unbedingt schmeichelhaft im Gesamtgewicht wider. Stolze 15,6 kg brachte unser Testbike in Größe Large auf die Waage…

Geometrie

S M L XL
Sattelrohr (mm): 410 430 460 500
Oberrohr (mm): 564 596 619 641
Steuerrohr (mm): 100 110 120 130
Lenkwinkel: 64,5° 64,5° 64,5° 64,5°
Sitzwinkel: 76° 76° 76° 76°
Kettenstrebenlänge (mm): 440 440 440 440
Tretlager Absenkung (mm): 15 15 15 15
Radstand (mm): 1183 1217 1242 1267
Reach (mm): 416 445 466 486
Stack (mm): 595 604 613 622

Ganz im Zeichen der Zeit fällt das neue FR AMR gegenüber seinem Vorgängermodell nun deutlich progressiver aus. Der Reach wuchs um gut einen Zentimeter an (466 mm in Large), die Front ist mit 613 mm Stack gemessen am Federweg sehr tief, und der Lenkwinkel wurde von bisherigen 66 Grad auf nunmehr 64,5 Grad erheblich abgeflacht. Die Tretlagerhöhe liegt mit etwa 340 mm auf Augenhöhe mit anderen Rädern gleicher Schlagkraft. Analog zum Reach wuchsen in der aktuellen Generation auch die Kettenstreben von 430 auf nun 440 mm an. Erfreulich an dieser Kombination: Der Sitzwinkel liegt nunmehr bei steilen 76 Grad, was dem schmerzlosen Voran- und Bergaufkommen nur zuträglich sein kann. Allerdings könnte das Sattelrohr respektive dessen maximale Einschubtiefe manche Geschmäcker und Beinlängen limitieren. Mit der verbauten 150 mm Reverb war meine Sitzhöhe von 75 cm knapp über dem Limit - noch kürzer hätten meine Beine (86 cm Schrittlänge) für den Large Rahmen tatsächlich nicht sein dürfen. Wer sich am unteren Ende der Größenskala bewegt, sollte unbedingt Probe sitzen und gegebenenfalls gleich eine kürze Stütze ausverhandeln.

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Aufgesessen

Mit 180 cm Körpergröße und bereits erwähnter 86 cm Schrittlänge sitzt es sich am FR AMR äußerst neutral, der steile Sitzwinkel lässt eine erfreulich effiziente Sitzposition zu. Wer mag, kann das Cockpit dank des niedrigen Stacks recht tief gestalten, was overall zu einem etwas sportlicherem Fahrgefühl beiträgt - we like. Selbst ohne Spacer bleibt dann über dem Oberrohr noch immer genügend Luft, um bei eingeschlagenem Lenker Trigger und Bremsen vom Rahmen fernzuhalten.

Zeit, Geduld und etwas Vorwissen sind Grundvoraussetzung für das richtige Fahrwerkssetup am Ghost, denn der Cane Creek DB Coil CS kann viel. Eigentlich könnte er wohl alles. Glücklich, wer den Setup Guide auf Cane Creeks Website entdeckt. Die Entwickler nehmen einen in der Anleitung an der Hand und führen Schritt für Schritt von der richtigen Federhärte über Preload, High- und Lowspeed Zug- und Druckstufe zum idealen Setup. Interessante Lektüre, so nebenbei bemerkt. Längst nicht nur für Besitzer von Stahlfederdämpfern. Wer es sich einfach machen möchte oder geringere Ansprüche stellt, dem stehen in den beiden günstigeren FR AMR Modellen erheblich weniger komplexe Systeme von Fox und Rock Shox zur Wahl. Wer allerdings gerne mit seinem Setup experimentiert, hat am Cane Creek ein neues und vor allem lehrreiches Hobby gefunden.

Eine weitere Besonderheit hält die Gabel bereit: Um den Sag an der Helm korrekt einzustellen, muss zuerst die Positiv-Kammer befüllt, dann der Druck in der Negativ-Kammer manuell ausgeglichen und erst dann der Sag gemessen werden. Cane Creek empfiehlt in etwa das halbe Körpergewicht in Pfund dividiert durch zwei als Ausgangsdruck (gemessen in psi). Leider hatte das Bike bereits einige Tiefenmeter hinter sich, als es unsere Redaktion erreichte - eine Tatsache, welche der Helm gar nicht zu bekommen schien. Von Beginn an war das Losbrechmoment in neutraler Lage hervorragend, bei leicht schräger Belastung erhöhte sich die Reibung allerdings merkbar bis hin zum tatsächlichen Blockieren. Mit zunehmender Testdauer verschlimmerte sich dies weiter, allerdings war nach einer gewissen „Warmlaufphase“ zumindest ohne schräge Krafteinwirkungen alles eitel Wonne. Sollten wir zu diesem Defekt nähere Informationen bekommen, reichen wir diese natürlich weiter. Schade, da wir die Gabel gerne ausgiebiger vorgestellt hätten - doch Komponenten sind vor Defekten nie gefeit. Glaubt man diversen Foren, dürften wir mit unserer Helm eine Minderheit darstellen.

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Bergan

165 mm Federweg, 170 mm Gabel, schwere, dafür umso robustere und griffigere Downhill-Reifen und ein Gesamtgewicht von 15,6 kg. Die Eckdaten des FR AMR 8.7 leiten schnurstracks den Weg zum nächstgelegenen Bikepark mit Liftunterstützung. Eine Fehleinschätzung, wie sie größer nicht sein könnte. Aus Marketing-gewässerten Mündern hört man ja oftmals, ein Rad würde sich nach mehr Federwerg anfühlen, als es tatsächlich hätte. Tja, das Ghost geht im Anstieg den umgekehrten Weg und erweist sich als weitaus agiler, als man es erwarten würde. Den Hinterbau mittels Climb-Switch beruhigt, geht es dank steilem Sitzwinkel und tiefem Lenker äußerst effizient vorwärts. Viel besser könnte man die Sitzposition kaum gestalten. Natürlich darf man sich kein leichtes Marathon-Fully erwarten, doch einige deutlich leichtere 29er Enduros und Trailbikes hätten im direkten Vergleich wohl das eindeutige Nachsehen. Klar verlangt das serienmäßige 34 Kettenblatt trotzt Eagle-Kassette nach Schmalz, doch diesbezüglich lässt sich ja Gott sei Dank leicht Abhilfe schaffen.

Auf Asphalt sind die schwer rollenden Reifen zwar spürbar, auf Schotter steht allerdings selbst längeren Zufahrten maximal die eigene Kondition im Wege. Besonders überzeugen konnte das Bike auch in technischen Anstiegen und auf lungenberstend steilen Trails. Der sensible Hinterbau - oder ist es der Stahldämpfer? - liefert schier endlose Traktion, ohne das Gefühl zu haben, im Federweg zu versinken; gleichzeitig ist es ein Leichtes, den Druck am Vorderrad hoch zu halten und präzise seine Linie zu wählen. Wurzelpassagen, Stufen, selbst eigentlich viel zu enge Spitzkehren am Rande der Fahrbarkeit meistert der Freerider mit Bravour. Nicht rasant, dafür konstant und unglaublich stabil klettert das Bike Meter für Meter voran. Schade nur, dass im Large Rahmen mit dem Piggy-Back selbst unsere schlankste Halter/Flaschen-Kombination keinen Platz fand. Hier müsste man sich wohl an Speziallösungen einiger deutscher Versender bedienen. Vor allem am größten Ritzel der Eagle wird genau dann, wenn man es eigentlich am wenigsten brauchen kann, auch die Reibung der Kette an der Führung spürbar - ein eher mentales den reales Problem. Um in ruppigem Geläuf etwas mehr Freiheit zu erkaufen, stünde dem Bike auch eine kürzere Kurbel gut zu Gesicht. Die vollen 175 mm braucht es an einem Bike wie diesem wohl kaum.

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Bergab

Von deutlich weniger Federweg kommend und der Generation Luftdämpfer entstammend, war das FR AMR - abgesehen von einigen E-Bike Konzepten - das erste Bike mit Stahlfederdämpfer unter meinem Hintern. Manche schwören darauf, manche verteufeln deren hohes Gewicht - Fakt ist, dass immer mehr Hersteller nicht nur ihre Bikes schwerer werden lassen, sondern auch im Trail- und Enduro-Sektor zu den ursprünglichen Dämpfertypen zurückkehren. Was bereits auf den ersten Metern hervorsticht, ist, wie satt der Freerider am Trail liegt. Kleinere Steine und Wurzeln filtern Reifen und Fahrwerk aus der Wahrnehmung, im direkten Umstieg vermisst man beinahe etwas "Lebendigkeit". Doch mit zunehmendem Tempo weicht das Gefühl. Rasch entwickelt man Vertrauen und das Bike führt mit großen Sicherheitsreserven durch Anlieger, über Wurzeln, Steinfelder und - in meinem Falle - kleine Sprünge.

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Die Reserven des Federweges sind enorm, falsch entschiedene Linien oder zu kurze Landungen kosten das Ghost ein müdes Lächeln. Diese Sicherheit kennt man zwar auch von modernen 29“ Enduros, allerdings fühlt sich das Ghost dank der kleinen Laufräder immer einen Zacken verspielter und lebendiger an. Geschwindigkeit ist zwar Trumpf, allerdings machen gegenüber einigen langhubigen 29ern auch weniger anspruchsvolle Flow-Trails und engere Passagen Laune. Trotz seiner Länge und des flachen Lenkwinkels vermochten die Ingenieure dem FR AMR so offenbar auch in niedrigeren Geschwindigkeitsbereichen Wendigkeit einzuhauchen. Vor allem große und kleine Schläge sind es, bei denen der Hinterbau zeigt, was in ihm steckt. An wiederholten mittleren Schlägen, wie etwa über längere Wurzelteppiche konnte jedoch keiner der Tester ein Setup aus dem Dämpfer kitzeln, das einem spürbaren Verhärten entgegenwirken hätte können - an dieser Stelle sei angemerkt, dass uns auch nur eine Feder zur Verfügung stand.

Beeindruckend ist dafür die Power der mächtigen Code RSC - dass diese an langen und steilen Abfahrten mitunter an ihr Limit stößt, ist eine andere Thematik. Vermutlich sollte man weniger bremsen und mehr ballern. Das stünde auch dem Charakter des FR AMR deutlich besser zu Gesicht. Dass das Sitzrohr erstens lang ausfällt und zweitens früh knickt, könnte manchem ein Dorn im Auge sein. Mit minimaler Resttiefe der Reverb war der Sattel zwar nie im Weg, allerdings halte ich auch gerne Kontakt zu Schenkel und Knie. Wer sich hier mehr Freiheit erwartet, sollte - wie bereits eingangs erwähnt - eine Proberunde drehen und sehen, wie er damit zurechtkommt.

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Fazit

Ghost FR AMR 8.7 AL
Modelljahr: 2019
Testdauer: 3 Wochen
Preis: € 4.199,-
+ moderner und makelloser Rahmen
+ durchdachte Komponentenwahl
+ frisches, neutrales Design
+ Laufruhig und ausreichend wendig
+ perfekt ausbalanciertes Handling
+ überraschendes Bergauf-Potential
o Flaschenhaltermontage
o Kurbellänge
- Hinterbau verhärtet in langen Wurzelpassagen (Dämpfersetup?)
Pech die defekte Helm
BB-Urteil: Freerider, Super-Enduro und vor allem: überraschende Bergziege.

Darfs ein Schäuferl mehr sein? Fernab von filigranem Leichtbau und wundersamem Wollmilchsau-tum der eierlegenden Sorte steht das Ghost FR AMR 8.7 AL raubeinig am Traileinstieg. Ein robuster und vertrauenerweckender Alu-Rahmen, 165 mm Federweg am Heck samt Cane Creek Stahlfederdämpfer, 170 mm Federweg an der Front und mitunter das griffigste aus dem Hause Maxxis, das es in 27.5“ zu kaufen gibt. Geometrieverstellung, absenkbare Gabel oder einen EWS-würdigen Namen hat das FR AMR nicht nötig. Das Ghost betritt die Bühne als waschechter Freerider, avanciert ob seines steilen Sitzwinkels, der breit abgestuften Eagle und dem beruhigenden Climb-Switch am Cane Creek Dämpfer dann aber doch zum Super-Enduro. Vor allem auf technischen Trail-Anstiegen überzeugt und überrascht das FR AMR.

Gegenüber 29“ Raketen derselben Federwegsklasse ist das FR AMR 8.7 AL wohl kaum langsamer, aber um Welten verspielter. Das Bike gibt unglaublich viel Vertrauen, nimmt Sprüngen den Schrecken und duldet missglückte Landungen mit einem Lächeln auf den Lippen. Unruhe? Fehlanzeige. Sein Hinterbau schluckt bei mittleren Geschwindigkeiten große und kleine Schläge gut weg, in Wurzelfeldern und bei wiederholt mittleren Schlägen kann er allerdings nicht ganz so überzeugen.

Zum Preis von 4.199 Euro verbaut Ghost am Topmodell alles, was gut und teuer ist - ein komplettes Cane Creek Fahrwerk inklusive. Leider war die Gabel unseres Testbikes defekt. Gerne hätten wir die vielfach gelobte Performance der Helm in vollem Ausmaß erlebt. Wer auf der Suche nach einem gut kletternden Begleiter auf anspruchsvollen Pfaden zwischen Bikepark und Naturtrails ist, sollte der modern gestalteten FR AMR Plattform von Fox in jedem Fall Beachtung schenken.

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  • 3 Wochen später...

mir gefällt das Rad prinzipiell extrem gut, der Preis von 4200€ ist bei der Ausstattung eigentlich fast schon sensationell und in Natura schaut die Farbe auch noch weitaus besser aus aber die mangelnde Sattelstützenversenkbarkeit aufgrund des Knick im Sirzrohrs ist bei so einem Rad doch ein absolutes KO Kriterium. (wieso erscheint es nicht als "-" Punkt im Fazit?)

 

Für viele Fahrer wird bei einer 125mm Stütze Schluss sein, das war 2010 noch ok aber 2018 sind da eigentlich 170mm angesagt, vor allem bei einem Bike welches auch im Bikepark gefahren werden will. Ich fahre mit 88cm Schrittlänge eine 175mm Stütze und würde mir künftig eher noch etwas mehr Absenkung wünschen, vor allem wenn's richtig steil wird ist ein niedriger Schwerpunkt Gold wert

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