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Scott Strike eRide 910 - Auftakt Langzeittest

Scott Strike eRide 910 - Auftakt Langzeittest

11.06.19 09:03 12.197Text: MOtoman
Michael Oftner
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, Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Erwin Haiden
140 mm Federweg, kräftiger Bosch-Antrieb und moderate Geometrie. Ist das neue Scott Strike eRide der perfekte Tourer für Ein- und Aufsteiger?11.06.19 09:03 12.260

Scott Strike eRide 910 - Auftakt Langzeittest

11.06.19 09:03 12.2601 Kommentare MOtoman
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Erwin Haiden
140 mm Federweg, kräftiger Bosch-Antrieb und moderate Geometrie. Ist das neue Scott Strike eRide der perfekte Tourer für Ein- und Aufsteiger?11.06.19 09:03 12.260

Ein klein wenig Ironie schwingt doch zwischen den Zeilen mit, wenn man im aktuellen Katalog von Scott über den Namen Strike stolpert. Denn mit 140 mm Federweg, voluminösen Reifen, robustem Aluminiumrahmen und vor allem dem schubkräftigen Bosch Performance CX zwischen den Kurbelarmen hat das Strike eRide wenig mit jenem Strike gemein, das die Ideenschmiede rund um Peter Denk Anfang der 2000er für Scott vom Papier auf die Trails gebracht hatte. Schließlich war Peter Denks Strike damals das erste Carbon-Fully mit einem Rahmen/Dämpfer-Gewicht von unter zwei Kilogramm und ebnete durch seine Robustheit und Langlebigkeit den Weg für Carbon am MTB-Sektor. 2019 ist das einst so asketische Strike zum tourenorientierten E-Fully herangewachsen - mit allem, was für ausgedehnte E-Bike Touren am Berg vonnöten ist. Für die einstige Leichtfüßigkeit sorgt heute ein Elektromotor, befeuert von einem integrierten Akku im voluminösen Unterrohr.

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Scott platziert das neue Strike eRide in der goldenen Mitte seiner mittlerweile ausgewachsenen E-MTB Palette. Die motorisierte Schiene im Hause der Schweizer sammelt sich ab dem Modelljahr 2019 unter dem Slogan eRide. Das Strike sitzt, rein auf den Federweg bezogen, zwischen dem Spark eRide und dem Genius eRide. Seitens Anwendungsbereich, Zielgruppe und Geometrie sind Spark und Genius allerdings weitaus sportlicher und aggressiver ausgerichtet als das vielseitige, tourenorientierte Strike, das eher an die komfortorientierte Klientel adressiert ist.

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Herzstück des Strike eRide ist sein robuster Aluminiumrahmen mit 140 mm Federweg. Während Oberrohr und Hinterbau mit schlanken Linien die Formensprache der Scott-Fullys weiterführt, kann das Unterrohr den neuerdings erschlankten 500 Wh Powertube-Akku nur im Profil verleugnen. Gerade der Blick von oben offenbart dann doch ein recht voluminöses Unterrohr samt magnetischer Ladebuchse und gummiertem Endanschlag für die Gabelkrone. Am Wörtchen Powertube mögen Insider bereits ein zweites Zugeständnis an die Touren-orientierte Zielgruppe des einsteigerfreundlichen Scott erkannt haben. Entgegen dem Spark und Genius steckt im Strike eRide kein Shimano Steps E8000, sondern ein Bosch Performance CX Motor; dieser verlangt nach geringeren Trittfrequenzen und generiert auch "entspannt" gefahren genügend Schub. Gesteuert wird er über ein neues Bedienelement neben dem linken Griff. Dazu gehört auch Boschs neues Kiox Display: dieses ist via Magnethalterung rasch abnehmbar und sitzt dennoch fest. Über den USB-Port können externe Geräte wie Smartphone oder Garmin geladen werden. Konnektivität via BLE ist ebenso gegeben. Panzerglas schützt das 1,9" Display im Gelände.

Tech Specs

Rahmen: Alloy Frame / Virtual 4 link kinematic VLK
27.5" and 29" compatible / geo adj. / Boost 148x12mm
140mm travel / Bosch Performance CX / Integr. DT Battery
Tapered Headtube E2, Central Kickstand Mount
Sattel: Syncros ER1.5
Gabel: FOX 34 Float Performance Elite Air
FIT4, 140 mm
Laufräder: Syncros X-30S
Dämpfer: FOX NUDE EVOL Trunnion
SCOTT custom 140-90-Lockout
Reifen: Maxxis Rekon / 120TPI Kevlar Bead
EXO + SilkShield / TR Tubeless ready
3C Maxx Terra / 700 Series: 27.5x2.8" / 900 Series: 29x2.6"
Antrieb: Bosch Performance CX 250W / 500Wh PowerTube Battery / Kiox Display / Bremsen: Shimano Zee; 203 mm Discs
Schaltung: Sram GX Eagle/NX Eagle Extras: Syncros Trail Fender
Lenker: Syncros Hixon 1.5 Rise
20mm rise / 8° / 760mm
Gewicht: 23,7 kg (Werksangabe) BB Messung: 23,5 kg (Large)
Vorbau: Syncros FL1.5 Preis: € 5.999,00
Sattelstütze: FOX Transfer Dropper Remote
31.6mm / S 100 mm / M 125 mm / L & XL 150 mm
  • Der Akku ist im Unterrohr komplett integriert.Der Akku ist im Unterrohr komplett integriert.
    Der Akku ist im Unterrohr komplett integriert.
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  • Entgegen anderer Lösungen wird er aber nach unten entnommen.Entgegen anderer Lösungen wird er aber nach unten entnommen.
    Entgegen anderer Lösungen wird er aber nach unten entnommen.
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  • Hinter dem Akku verstecken sich Bremsleitung und Schaltzug. Hinter dem Akku verstecken sich Bremsleitung und Schaltzug.
    Hinter dem Akku verstecken sich Bremsleitung und Schaltzug.
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  • Damit nichts ruckelt und klimpert, sind sie mittels Klett fixiert.Damit nichts ruckelt und klimpert, sind sie mittels Klett fixiert.
    Damit nichts ruckelt und klimpert, sind sie mittels Klett fixiert.
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Um den Bosch Motor herum entwickelten die Scott-Techniker eigens eine passgenaue Motorabdeckung. Nicht nur um den Antrieb cleaner in die Silhouette des Strike zu integrieren, sondern auch, um eine bessere Belüftung sowie optimierten Schutz vor aufgewirbelten Steinchen zu gewährleisten. Der Bosch Powertube Akku kann über ein weiteres Cover von der Unterseite des Unterrohrs entnommen oder direkt über die Ladbuchse am Rahmen geladen werden. Zusätzlicher Benefit all der Integration: Wie erfreulicherweise immer häufiger gesehen, findet auch im vorderen Rahmendreieck des Strike eine normal große Trinkflasche Platz.

Wie an all ihren Fullys setzen die Schweizer auch an ihrem Touren-E-Bike auf das Twinloc System. Dämpfer und Gabel sind dabei mit einer mechanischen Lenker-Fernbedienung verbunden. Diese kontrolliert die drei Fahrmodi Descend (alles offen), Traction Control (Fahrwerk gestrafft und Federweg auf 90 mm reduziert) sowie Lockout (akkusparend und optimiert für Asphaltetappen). Die beiden letzen Modi bewirken zusätzlich ein um 5 mm angehobenes Tretlager, Lenkwinkel (+ 0,2°) und Sitzwinkel (+ 0,4°) werden ebenfalls minimal beeinflusst.

Geometrie

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Apropos Geometrie: Um den Fahrkomfort und die Beherrschbarkeit im Uphill zu verbessern, wurden einerseits die Kettenstreben etwas verlängert (440 mm, wohl auch dem Bosch-Motor geschuldet), als auch das Oberrohr für eine entschärfte Sitzposition verkürzt (450 mm Reach in Größe Large) und das Tretlager erhöht. Der Bodenfreiheit zusätzlich zuträglich sind die Kurbeln auf 165 mm geschrumpft. Auch wenn das Strike eRide in allen Modellen mit 140 mm Fahrwerk ausgeliefert wird - die Wahl der Laufradgröße obliegt dann tatsächlich dem Kunden. Nicht nur sind 700er (27.5") als auch 900er (29") Varianten ab Werk erhältlich - vielmehr bleibt die Laufradgröße auch nach dem Kauf optional. Ein Flip-Chip an der Umlenkung variiert die Geometrie und erlaubt so die freie Dimensionswahl.

Dran und Drin

Für € 5.999,00 packt Scott nebst besagtem Bosch Antrieb eine Fox 34 Performance Elite Gabel und einen Nude EVOL Dämpfer aus gleichem Haus an das Topmodell Strike eRide 910. Ein Mix aus Sram GX Eagle Schaltwerk und NX Single Click Trigger sortiert die Gänge. Die 165 mm kurzen Kurbelarme entstammen der Sram X1 Familie, Aluminiumlenker, Vorbau, Sattel und Laufräder entstammen dem Regal der Hausmarke Syncros. Die X-30S Laufräder drehen sich um Formula Naben, die Maulweite liegt bei 30 mm. Vorne wie hinten stellen Maxxis Rekon in 3C Maxx Terra Mischung (29 x 2.6") den Bodenkontakt her. Verzögert wird mittels Shimano Zee Stoppern und großen 200er Scheiben. Eine Fox Transfer Stütze sorgt für Beinfreiheit. Alles in allem geben die Schweizer 23,7 kg für ihr Tourenfully an. Auf der Bikeboard-Waage lag unser Tester in Größe Large bei 23,5 kg.

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Erstkontakt

Für sein neues Modell, das Strike eRide, griff Scott zu Bewährtem, nämlich Boschs Performance CX Motor mit einer Leistung von 250 W und einem maximalen Drehmoment von 75 Nm. Gespeist wird der Motor von einem 500 Wh Power Tube Akku, der formschön im Aluminiumrahmen integriert wurde. Von der Seite betrachtet muss man schon zweimal hinsehen, um zu erkennen, dass es sich um ein E-Bike handelt. Von Oben, also aus der Fahrerperspektive, offenbart sich dann aber vor allem in Relation zum schlanken Oberrohr die ganze Wucht des sehr breit bauenden Unterrohrs. Dafür findet - wie bereits erwähnt - ein Trinkflaschenhalter locker Platz. Ergonomische Griffe mit extragroßer Handauflagefläche, Twinloc-Remote System, um gleichzeitig sowohl Federgabel als auch Dämpfer bequem und schnell vom Lenker aus zu bedienen - Komfort wird am Strike groß geschrieben. Dies verlangt aber im Falle des Twinloc auch nach einem (optischen) Tribut: derart viele Züge, Leitungen, Hebel und dann noch das Display am Cockpit - daran muss man sich erstmal gewöhnen.

Nichtsdestotrotz präsentiert sich das mittig montierte Bosch Kiox Display schlank und dezent. Selbst bei stärkerer Sonneneinstrahlung bleibt es gut ablesbar - auch wenn der Auftakt zum Langzeittest mit Sonnenschein eher zu geizen wusste. Einzig die Akkustandsanzeige ist etwas klein geraten und zwingt immer wieder zum kurzen Lesestopp. Wie sich all die Technik am Scott in der Praxis schlägt, werden die kommenden Monate zeigen.

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Erste Fahreindrücke

Gesessen wird wie beworben sehr aufrecht und bequem, wenn auch etwas weniger „im Rad“ als an manch anderem Fabrikat. Soll heißen? Der Rücken wird auch mit schwerem Rucksack oder auf längerer Tour geschont und man sitzt mit viel Übersicht im Sattel.

Schon bei der ersten Ausfahrt im tratschenden Zweiergespann fiel auf, wie leise der Bosch Antrieb im Vergleich zur Konkurrenz läuft. Gerade auf längeren Touren ein sehr schöner Aspekt, der die herrliche Geräuschkulisse in den heimischen Wäldern nicht zerstört. (Anm. d. Red.: Geschuldet ist dies weniger dem Motor denn dessen Kraftentfaltung. Schlussendlich arbeitet Bosch in viel tieferen Trittfrequenzen effizient, die darin bedingt niedrige Kadenz führt zu einer geringeren Lärmentwicklung.) Die dank der Option im Raum stehende Frage, ob 29 oder 27.5+ Laufräder und Reifen die für meine Vorlieben bessere Wahl wären, beantwortete sich bereits nach der ersten Ausfahrt von selbst. Sportiv bewegt sind die flinken 29-Zöller einfach viel leichtfüßiger als die behäbigen, aber satt liegenden Plus-Pneus.

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Bergauf

Im Uphill bietet auch die Fixierung oder zumindest „Beschneidung“ beider Dämpfungseinheiten einen doch nicht zu verachteten Vorteil, vor allem wenn diese noch vollkommen entspannt über den linken Daumen vorgenommen werden kann. In der Ebene und über der magischen 25 km/h Grenze ist man so deutlich entspannter unterwegs und auch bergan hilft die gesteigerte Effizienz zumindest mental. Physisch übernimmt ohnehin die Firma Bosch. Insgesamt macht es der Bosch Antrieb mit seinen kräftigen Stufen und vor allem durch den E-MTB Modus für Neueinsteiger und Fahrrad-Unerfahrene deutlich einfacher. Bereits in niedriger Drehzahl steht viel Drehmoment zur Verfügung und es lässt sich schön schaltfaul bergankurbeln. Dies macht gerade (Quer-)Einsteigern, denen die optimale Gangwahl noch nicht ganz geläufig ist, das Leben leichter. Wie sich das Strike eRide aber abseits der bisher vorrangig als Aufstiegshilfe benutzten Forststraßen klettert, wird sich weisen.

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Bergab

Die Sattelstütze am unteren Anschlag, den Twinloc voll geöffnet und die Bremsen fest im Griff - bergab ist es doch immer am schönsten. Und dort spielt das Scott Strike eRide auch die Vorteile seiner 29" Reifen voll aus. Laufruhig, stabil und mit gutem Überrollverhalten sucht sich das Rad in gemäßigtem Tempo seinen Weg über den Trail. Der Oberkörper wird zentral positioniert und erlaubt so eine gleichmäßige Belastungsverteilung mit jederzeit sicherer Kontrolle über die Front. Wird es enger, fällt auf, dass das Fully eher die weite denn die wendige Linie bevorzugt. Dies liegt aber wohl eher am höheren Gewicht und dem Schwerpunkt des Akkus denn an der ansonsten ausgewogenen Geometrie.

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Fazit

Scott Strike eRide 910
Modelljahr: 2019
Testdauer: 300 km, noch im Test
Preis: € 5.999,00
+ Entspannte Sitzposition
+ Display
+ Geometrie-Verstellung
+ TwinLoc
+ Verarbeitung
- Kabelsalat am Lenker


Wie sich das Scott Strike eRide 910 auf langen Touren und vor allem ausgefahren im echten Gelände schlägt, das werden die kommenden Wochen und Monate verraten. Bisher präsentiert sich das Scott Strike eRide eher als gutmütiger Tourer denn als verspielter Tempobolzer - und erfüllt damit genau die in Aussicht gestellten Erwartungen. Schließlich soll es ein Fully für Jedermann und vor allem für den gemäßigten Freund der Berge sein. Anfänger nicht überfordern, ohne erfahrene Piloten zu langweilen - das ist das Credo, welches die Enwickler getroffen zu haben scheinen.

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