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Unterwegs im Naturtrail-Paradies Vinschgau

Unterwegs im Naturtrail-Paradies Vinschgau

14.06.19 07:50 7.481Text: Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Erwin Haiden
Vielfältige Wanderwege und feinste südtiroler Hüttenkulinarik, vereint zum völlig legalen Trailparadies: die Gegend zwischen Naturns und Partschins weiß zu überraschen.14.06.19 07:50 7.597

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14.06.19 07:50 7.5975 Kommentare Luke Biketalker
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Erwin Haiden
Vielfältige Wanderwege und feinste südtiroler Hüttenkulinarik, vereint zum völlig legalen Trailparadies: die Gegend zwischen Naturns und Partschins weiß zu überraschen.14.06.19 07:50 7.597

Man nehme ein bauchiges Glas mit Stiel und träufle etwa 2 cl hausgemachten Holundersirup in dessen Inneres. Hinzu kommen 15 cl Prosecco mit einem Schuss Mineralwasser sowie Eiswürfel, eine fruchtige Limettenscheibe und frisch gepflückte Minze. Kenner haben es bereits erkannt - wir mixen in Gedanken das Modegetränk Hugo.
Anno 2005 wurde der sommerliche Cocktail im Südtiroler Vinschgau, genauer gesagt im Örtchen Naturns, erfunden und eroberte von dort aus die Welt. Unbeschwert, spritzig, erfrischend anders und irgendwie für jeden Geschmack mit einer Note im metaphorischen Bukett passt der Hugo in den Vinschgau und zu seinen Trails wie die ironische Faust aufs Auge. Im gegenseitigen Respekt mit der Wanderschaft darf hier im langen Schatten von König Ortler und dem ihn umschließenden Massiv zwischen Reschensee und der Töll so gut wie überall abgefahren werden, wo es denn nicht ausdrücklich verboten ist.
Von der gemütlichen Forststraße vor hochalpiner Kulisse bis hin zum angelegten Flow-Trail und der technischen Spitzkehren-Orgie ist zwischen 500 und weit über 3000 Meter Seehöhe so gut wie alles vertreten, wonach Tourenfahrer, Trailbiker, Enduristen und Bikebergsteiger mit oder ohne Akku am Unterrohr suchen.

 Was nicht ausdrücklich verboten, darf auch befahren werden.  

Die goldene Trail Regel im Vinschgau
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Im Dunstkreis der Hugo’schen Heimat Naturns und der umliegenden Dörfer Plaus, Rabland und Partschins sind es vor allem die dicht bewaldeten Hänge des Nördersbergs, welche die Herzen der Biker höher schlagen lassen. Präsentieren sich die meist gen Süden ausgelegten Hänge der mächtigen Ausläufer der Ötztaler Alpen - über ihre gesamte Tallänge als Sonnenberg bezeichnet - staubtrocken und karg, zeigt sich der zur Texelgruppe gehörende Nördersberg an der vis a vis gelegenen Talseite von seiner bewaldeten und feuchteren Seite.
Erdiger Waldboden und überwiegend griffiger Untergrund, märchenhafte Wälder und gaumenfreundliche Hütten diktieren hier die Marschrichtung. Rund um Naturns und Partschins warten zahlreiche Auf- und Abfahrten, großteils durch die jüngst erschlossene Bike Highline Meran verbunden.

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Hätte man nicht die Zahlen am Display des Garmin vor Augen oder würde ab und an über entsprechende Inschriften an Hüttenwänden oder Wegkreuzen stoßen, man würde sich als Eingeborener östlicherer Regionen chronisch in falscher Höhe wägen. Schließlich liegt die Baumgrenze in Südtirol irgendwo um die 1.900 bis 2.200 Meter. Eine Höhe, in der sich in heimischen Breiten maximal Latschen in die wettergeplagte Grasnabe ducken.
Hier am Nördersberg hingegen mischen sich an der Baumgrenze noch munter die Fichten mit Zirben, während drunten im Tal gewaltige Streuobstwiesen - oder eher fein aufgereihte Obstplantagen - für das Auskommen der Bevölkerung garantieren. Denn Äpfel sind neben dem Tourismus die Haupteinnahmequelle der Vinschgauer.

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Die Tatsache, dass hier bis in große Höhen Äpfel, Marillen und Erdbeeren prächtig gedeihen, macht den Vinschgau auch für Radfahrer so attraktiv. Die Region wirbt mit rund 315 Sonnentagen und soll niederschlagsärmer sein als das südliche Sizilien. Das macht nicht nur die Früchte besonders intensiv im Geschmack, sondern auch die Trails von März bis November befahrbar.
Möglich wird dies durch die zentrale Lage des Vinschgaus. Die Alpen erreichen genau hier ihre maximale Breite von 250 Kilometern und nehmen das von der Etsch durchströmte Tal in deren geografische Mitte. Hohe Bergkämme jenseits der 3.000 Meter umgeben den Vinschgau und sorgen so für eine einzigartige Insellage, die sowohl Wetterkapriolen aus nördlicher Richtung und vom Atlantik als auch südliche Wettererscheinungen spürbar abmildert.

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Bike Highline Meran

Was drunten im Tale die zum Rad-Highway hochasphaltierte antike Via Claudia Augusta - oder die im 30-Minuten-Takt fahrende Bahn - verkörpert, mimt droben in den Hängen des Nörderbergs die 2014 geschaffene Bike Highline Meran. Auf stolzen 18,7 Kilometern verbindet sie die Almen ausgehend von der Marzoner Alm hoch über Kastelbell bis hinüber zum Vigiljoch über Meran. Auf einer Höhe von 1.450 bis 1.900 Metern zieht sich der Höhenweg von West nach Ost und kreuzt auf seiner aus Wanderwegen und Forststraßen verschmolzenen Route zahlreiche Auf- und Abfahrten.

Einstiegsmöglichkeiten gibt es viele. Sowohl aus den Ortschaften Töll, Naturns, Tschars als auch Kastelbell gibt es offizielle Auffahrten; wer sich die gut 800 Höhenmeter lieber sparen möchte, kann auch schwerelos von Rabland aus mit der Panoramaseilbahn hoch nach Aschbach schweben oder einen der ansässigen Shuttledienste in Anspruch nehmen.
Je nach eingeschlagener Marschroute überwindet die Highline selbst in östliche Richtung etwa 600, in westliche Richtung rund 700 Höhenmeter. Aus Verbindungsstrecken und den alten Forststraßen entstand so ein Netz aus 25 hochoffiziell befahrbaren Trails. Zurück ins Tal führen entweder die zum Aufstieg gedachten Forststraßen oder einer der vier neu geschaffenen Singletrails: Lupo-Trail (S1-S2), Fontana-Trail (S3), Ötzi-Trail (S3) und Stuanbruch-Trail (S3) heißen die offiziell ausgeschilderten Abfahrtsrouten.
Wer die Karten bemüht und sich an ausgewiesene Fahrverbote hält, findet dazwischen selbstverständlich eine Vielzahl an alternativen Trailvarianten von locker flowig bis wurzelig, und fahrtechnisch dank steiler Spitzkehren durchaus knackig. Morgens den Entdeckergeist in den Rucksack zu packen macht sich am Nördersberg durchaus bezahlt - nicht nur, was Abfahrten betrifft, sondern auch gelegentliche Abstecher auf etwas abseits gelegene Hütten und Almen.

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Von der Marzoner Alm zum Ötzi-Trail

Herzstück der Bike-Region und Ausgangspunkt unserer ersten Tagesetappe im Vinschgau ist Südtirols größte Bike-Schule Ötzi Bike Academy im Zentrum von Naturns. Gründer Klaus zeichnet für große Teile der heutigen MTB-Infrastruktur im Tal verantworlich und hat angeboten, uns mit Tipps zum Nördersberg zu füttern. Vom Vitalpina Waldhof in Rabland, unserem Quartier, erreicht man in gut 25 Minuten die Bikeschule - so gut wie ohne PKW-Kontakt und schnurgerade über den breit ausgebauten Radweg am Ufer des von der Schneeschmelze noch bedrohlich tosenden Etsch.
Bevor wir uns nach einer kurzen Einweisung in die Bergwelt endgültig auf den Weg hoch zur Marzoner Alm, dem von Klaus vorgeschlagenen Einstieg in die Bike Highline Meran, machen, vergnügen wir uns noch kurz im Übungsgelände der Bike Academy. Egal, ob man sich im Urlaub zum ersten Mal ins Gelände wagt, an seinen Skills feilen oder die eingerosteten Knochen wieder an Spitzkehren gewöhnen will: In den täglichen Kursen samt anschließender gemeinsamer Tour sind Biker jeder Altersklasse immer gern gesehen und dank der hohen Ansprüche von Klaus an sich und sein Team auch gut aufgehoben. Doch genug der Lobhudelei.

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Rund 1.000 Höhenmeter gilt es, hoch zur Marzoner Alm zu überwinden. Ob der klimatisch bedingt chronisch hohen Temperaturen im Tal empfiehlt es sich, etwas früher aufzubrechen. Zwar bewegt man sich, sind die Apfelplantagen mal überwunden, großteils in dichten Nadelwäldern, doch auch der schattigste Schatten kann im Sommer nur so kühl sein, wie es ihm die aufgeheizte Luft erlaubt.
Ob der fortgeschrittenen Tageszeit nehmen wir lieber gleich einen der selten gewordenen Shuttles in Anspruch und haben so lediglich noch 150 Höhenmeter bis zur Marzoner Alm zu überwinden. Im entspannten Auf und Ab kurbeln wir im Wechsel aus ruhigen Forstraßen und kurzen, einfachen Trails entlang des Höhenweges. Immer wieder blitzen die teils noch tief in Schnee gehüllten Ausläufer der Ötztaler Alpen ins Blickfeld. Beeindruckende 3.000er allesamt, wohlgemerkt.

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Am weiteren Weg zur Tablander Alm passieren wir verwunschene Nadelwälder, dicht bemoost und mit dicken Flechten an den Zweigen der den Wegesrand säumenden Lärchen und Zirben. Diese nehmen dank ihrer unglaublich reinen Luft den kurzen, aber steilen Rampen allen Schrecken.
1.758 Meter hoch gelegen, lädt die urige Tabloner Alm mit selbstgemachten Säften und zünftiger Südtiroler Küche zum Verweilen - an sonnigen Tagen mit Blick über das Schnalstal wohl auch zum Hängenbleiben - ein. Die Energiespeicher mit reichlich Kaiserschmarren wieder aufgefüllt, geht es für uns weiter gen Naturnser Nördersberg. Unter der Mausloch-Alm erwartet uns schließlich der Einstieg zum Ötzi-Trail.

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Das Vorderrad über die Felsplatte dirigiert, das Hinterrad um die Ecke gelupft und kleine Löcher mit pumpenden Armen umschifft. Eine Wurzelpassage da, felsige Abschnitte dort, dazwischen flowige Passagen ohne böse Überraschungen. Immer wieder folgt der Ötzi-Trail der Falllinie, ohne dabei übermäßig fordernd zu werden. Die Bremsen, so unsere Empfehlung, sollten aber dennoch in gutem Zustand sein, schlägt man die Abfahrt hinunter nach Naturns ein. Liebhaber echter Naturtrails werden sich das Grinsen auf den beinahe 1.000 Tiefenmetern nur schwer aus dem Gesicht wischen können ...

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Gut gegen harte Unterarme: Im unteren Drittel wechselt der Ötzi-Trail nicht nur seinen Namen, sondern auch den Charakter. Beim Ötzi-Flowtrail ist der Name Programm, Wurzeln und Waldboden sucht man auf den finalen Metern vergebens. Stattdessen gibt es sauber angelegte Schotterbänder, die sich im Pumptrack-Stil durch den nun deutlich flacheren Wald schlängeln. Wellen, tiefe Anlieger, kleine Sprünge und Kuppen laden zum verspielten Surfen ein.
Während alle anderen Trails als Shared Trails mit Wanderern zu verstehen sind, dürfte hier die Chance, nach der Kurve vor einer Handvoll Bergschuhen samt Hund zu stehen, äußerst gering sein. Auf Asphalt gelangen wir schließlich wenig später zurück zum Sportplatz von Naturns und somit auch zur Etsch und zum Trail-verbindenden Radweg.

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Stuanbruch-Trail und Hofkäserei Brandhof

„Wisst ihr zufällig, wie man das Licht an dem Rad ausschalten kann?“, fragt ein mittelalterlicher Herr mit Schweizer Akzent vor der Bergstation der Panoramagondel Aschau in die Runde. Klar wissen wir das. Und wir wissen auch, in welche Richtung der Weg zur Naturnser Alm führt. Schließlich haben wir von unserem Bike-begeisterten Hotelier Peter im Waldhof ein Briefing erhalten - zur Strecke, nicht zur Bedienung der E-Bikes.
Mit seiner Frau und einem befreundeten Pärchen haben sie die Fragesteller vier E-Bikes geliehen, um entlang der Bike Highline Meran etwas Abwechslung in ihren Wanderurlaub zu bringen und, wie sie sagen, ein paar mehr Hütten und Ausblicke ergattern zu können als per pedes. Um die Akkus ihrer E-Fully zu schonen, sind sie wie wir die ersten 800 Höhenmeter ab Rabland gemütlich mit der Gondel hochgeschwebt. Jetzt lassen wir dem Grüppchen den Vortritt, um uns die Schmach der nur allzu rasch entschwindenden Rückenwind-Bikes zu ersparen.

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Obwohl wir uns eine beträchtliche Zahl an Höhenmetern erkauft haben, rinnt der Schweiß am weiteren Weg hoch zur Naturnser Alm munter dahin. Auf jedes steile Stückchen folgt ein deutlich flacheres, doch mit reichlich vollem Magen vom überschwänglichen Besuch am allumfassenden Frühstücksbuffet kurbelt es sich dennoch zäh.
Nochmals gut 700 Höhenmeter gilt es, vorbei an der Naturnser Alm und weiter hoch zum Rauher Bühel zu überwinden. Gut nur, dass die Luft oben auf 2.000 Metern klar, das Panorama, welches die dichten Nadelwälder alle paar Kurven freigeben, zum Niederknien und die Schwätzchen mit der überholten Wanderschaft kurzweilig sind. So vergeht die Reise auf der gut in Schuss gehaltenen Forststraße wie im Flug.
Besonders lohnend ist der Blick hinüber zu den Ötztaler und Ortler Alpen mit der Eispyramide der Weißkugel. Kaum vorzustellen, welch Kitsch hier oben auf dem Dach der Tour im Herbst bei vergoldeten Lärchen und Schwarzbeersträuchern herrschen muss.

 Wem die klare Luft auf 2.000 Metern nicht den Alltag aus den Gedanken treibt, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. 

Erkenntnisse im Sattel
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Über das wellige Hochplateau des Rauhen Bühels führt die Forstraße weiter vorbei an Lärchen und duftenden Zirben. Nach einigen Minuten am Plateau erreichen wir eine steppenartige Weidefläche und wägen uns endgültig irgendwo in der kanadischen Einschicht. Wer hier heroben nicht endgültig den Alltag aus den Augen verliert und im Urlaub ankommt, dem ist wohl auch mit härteren Bandagen nicht mehr zu helfen.
Über eine steile Schotterpiste, die höchstens E-Biker gerne hochkurbeln würden, erreichen wir - Gott sei Dank bergab - schließlich das Vigiljoch und verlängern die Abfahrt direkt um weitere 100 Höhenmeter hinunter zur gemütlichen Bärenbadalm.

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Rosengartenspitze, Mittagskofel, Langkofel, Punta Penia und die berühmte Marmolada sind nur einige der Dolomitengipfel, die das Panorama im sonnigen Gastgarten der Bärenbadalm hoch über dem Etschtal zu bieten hat. Von der Speckknödelsuppe, der Bärenbadmarende, dem fluffigen Kaiserschmarren und dem selbstredend hausgemachten Apfelstrudel ganz zu schweigen …

Über die kleine Abfahrt unseres mittäglichen Abzweigers erreichen wir bergauf erneut das Vigiljoch und die wildromantisch inmitten der alpinen Landschaft emporwachsende Kirche St. Vigil. Dem Volksmund nach entstand das Gotteshaus in riesenhaftem Zusammenhalt, denn dereinst hausten gleich zwei Riesen in der Gegend. Der eine im Wald heroben am Vigiljoch, der andere in einer Höhle auf dem gegenüberliegenden Tschögglberg bei Hafling. Gemeinsam beschlossen sie eines Tages, jeder solle ein Kirchlein in der Nähe seiner Behausung aus dem Fels stampfen. Da sie nur einen Hammer hatten, warfen sie sich das Werkzeug bei Bedarf gegenseitig zu; einmal baute der eine, dann der andere. Dennoch kamen sie rasch voran und schufen zwei Kirchen, so gut und fest gebaut, dass sie bis heute bestehen: die Kirche am Vigiljoch und die Kirche St. Kathrein in der Scharte bei Hafling.
Wie auch immer die Riesen ihren Zusammenhalt begründeten, sie dürften ihn auf ihre Südtiroler Nachfahren übertragen haben. Denn in den Jahren 1933 bis 1938 bestand hier in sicherer Höhe ein alpines Schulheim für ins Exil geflüchtete jüdische Kinder …

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Links von der Kirche führt ein Forstweg weiter zum Gasthof Seespitz - dem lang ersehnten Einstieg in den Stuanbruch-Trail hinunter nach Rabland. Als S3 tituliert, bietet der Trail deutlich mehr Flow als gedacht. Wurzeldurchsetzt und stets griffig gräbt sich gelegentlich der Fels aus dem Waldboden, in wirklich steilen Passagen ist die Linienwahl vielfältig und lädt zum Spielen ein. Ein waschechter Wanderweg eben, nur, dass Biker hier in gegenseitiger Rücksichtnahme gern gesehene Gäste sind.
Einige hundert Tiefenmeter später, am Rande des alten Steinbruchs, sind wir uns sicher: Der Naturtrail muss sich vor anderen Regionen nicht verstecken. Und von den S3-Stellen sollte man sich ebenfalls nicht abschrecken lassen. Fahrtechnisch wirklich anspruchsvoll wird es erst weiter unten im Tal. Dann zwar nicht mehr auf offiziellen Pfaden, sondern auf geheimen Wanderwegen; Stolperbiker kommen hier jedoch mit etwas Insiderwissen auf dem Weg hinunter zur Talstation der Gondel und zum Radweg vollends auf ihre Kosten …

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Wem der Sinn nach Nachschlag steht - sowohl in kulinarischer wie auch in verblockt-spitzkehrenlastiger Hinsicht - der könnte nun ein weiteres Mal die Dienste der Gondel bedienen. An der Talstation wäre man ja ohnedies bereits, und die Hofkäserei Brandhof bietet ein würdiges Ziel für einen gelungen Tagesabschluss.

Von der Bergstation in Aschau anfangs leicht bergauf und auf stetig schmäler werdenden und schließlich in einen würdig flowigen Singletrail einmündenden Pfaden erreicht man nach gut 40-minütigem Trailspaß am Weg Nummer 16 den abgeschiedenen Brandhof. Die sonnige Terrasse gewährt Tief- und Ausblick über Naturns und den Vinschgau; Kuchen, Speck, Salat und Käse stammen allesamt aus eigener Produktion.
Jeden zweiten Tag wird auf der Alm Käse gemacht - die Käsejause mit diversen Sorten aus ehrlicher Handarbeit sei darum jedem ans Herz gelegt. Das dazu gereichte Schüttelbrot stammt aus der Stube eines jungen Bäckers unten im Dorf, die Buttermilch mit eingerührten Heidelbeeren verlangt nach einem zweiten Glas. Wüssten wir nicht noch um einen Geheimtipp in der Abfahrt, wir würden glatt zum Frühstück bleiben. Der herrliche Duft von Kaiserschmarren am Morgen …

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Doch die nassgeschwitzten Protektoren auf den Knien und die länger werdenden Schatten unserer Bikes am blumenbehangen Zaun erinnern uns an die ursprünglichen Pläne. Entlang der Asphaltstraße, welche alternativ auch als Aufstiegsmöglichkeit zur Brandalm ab Naturns genutzt werden kann, rollen wir talwärts, zweigen ab und zu in nicht mit Fahrverboten behangene Wanderwege ab und genießen ein fahrtechnisches Feuerwerk aus Wurzeln, Steinen, Felsplatten und engen Spitzkehren. Wer sich seines Werkes nicht völlig sicher ist, bleibt hier wohl besser auf der Straße oder sucht sich eine alternative Abfahrt. Möglichkeiten dazu gibt es bestimmt, wie überall im Vinschgau, so einige zu entdecken.

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Good to know

Unterkunft:

Vitalpina Hotel Waldhof****: Hier sitzt der Chef höchstpersönlich gern am Bike, kennt die Gegend wie seine Westentasche und weiß mit Tourentipps für jedes Fahrkönnen zu begeistern. Man ist nicht ohne Grund Mitglied der Bike Hotels Südtirol; E-Bikes von Maxx finden sich ebenso im Verleih, eine großzügige Bike-Garage samt Waschplatz und eine Werkstattecke gehören auch zur Ausstattung. Die Küche ist vorzüglich, an der Bar locken köstliche Cocktails und am Frühstücksbuffet gibt es nichts zu missen. Und mit Pools, Saunen und Wellness kommt auch das Thema Erholung nicht zu kurz.

Hans-Guet Straße 42
I-39020 Rabland bei Meran
Südtirol/Italien
www.hotelwaldhof.com

Design Hotel Tyrol****: Im beschauliche Design Hotel in Rabland mag man es lässig und unkompliziert. Schließlich kommt man ja nicht nur zum Wandern, Biken, Golfen und Essen ins Vinschgau, sondern vor allem zum Entspannen und Wohlfühlen. Dazu animiert das neue Badehaus im Garten, ein Wellness-Bereich im Grünen mit Pools, Poolbar, Saunen und Christianes neuem "Studio 40a".

Hans-Guet Straße 40
I-39020 Rabland bei Meran
Südtirol/Italien
www.tyrol-hotel.it

Bikeschule/Shop/Verleih

Ötzi Bike-Academy: Touren und Fahrtechnik-Camps von Hardtail bis Enduro und von E-Bike bis Rennrad aus einer Hand. Was das Thema Biken betrifft, ist Inhaber Klaus eine der maßgebenden Personen im Vinschgau und entsprechend gut vernetzt. Seine Guides sind handverlesen, seine Touren ebenso. Leihmaterial, Werkstatt und Verkauf sowie ein eigener Übungsparcours gehören ebenso zur Academy.

Hauptstraße 25
39025 Naturns
Südtirol/Italien
www.oetzi-bike-academy.com

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