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Specialized Turbo Kenevo 2020

Specialized Turbo Kenevo 2020

02.10.19 06:18 15.515Text: Lukas Salzer
Lukas Salzer

Größe: 181cm Schrittlänge: 87cm Gewicht: 72kg Fahrstil/-können: klassischer XC Fahrer, auf flowig-schnellen S2-S3 Trails macht's mir am meisten Spaß. Airtime und Spitzkehren sind nicht so mein Ding. Am Rennrad sind meine schnellen Tage vorbei.

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Fotos: Lukas Salzer, harookz, Dylan Dunkerton
Mehr Reichweite, mehr Fahrspaß, mehr Gabelbrücken? Das neue Specialized Turbo Kenevo 2020 steht auf extravaganten Beinen.02.10.19 06:18 15.622

Specialized Turbo Kenevo 2020

02.10.19 06:18 15.6223 Kommentare Lukas Salzer
Lukas Salzer

Größe: 181cm Schrittlänge: 87cm Gewicht: 72kg Fahrstil/-können: klassischer XC Fahrer, auf flowig-schnellen S2-S3 Trails macht's mir am meisten Spaß. Airtime und Spitzkehren sind nicht so mein Ding. Am Rennrad sind meine schnellen Tage vorbei.

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Mehr Reichweite, mehr Fahrspaß, mehr Gabelbrücken? Das neue Specialized Turbo Kenevo 2020 steht auf extravaganten Beinen.02.10.19 06:18 15.622

Stück für Stück lüftet Specialized das Geheimnis um seine 2020er Produktpalette. Mit dem komplett überarbeiteten Turbo Kenevo heben die Amerikaner, so viel darf man schon mal versprechen, ein weiteres heißes Eisen aus dem Feuer. Beinahe mehr Downhill- als E-Bike und doch dank des neuen Specialized 2.1 Motors mit richtig Power im Unterrohr, geht’s damit fast schon flotter bergauf als auf der anderen Seite wieder runter.

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Die größte Änderung zum Vorgänger betrifft, neben dem Motor, den Rahmen selbst. Dieser wird weiterhin nicht aus Carbon, sondern aus gutem alten Aluminium gefertigt. Ein Schelm, wer jetzt aufgrund des gewählten Werkstoffes versteckte Speckröllchen wittert. Insgesamt wurde das Rahmengewicht vielmehr deutlich gesenkt. Vor allem dank neuer Motoraufnahme konnten die Ingenieure für die aktuelle Generation ein leichteres Unterrohr samt optimiertem Interface zum Motor realisieren. Ergibt in Summe einen um rund ein Kilogramm leichteren Rahmen, der noch dazu einfacher zu fertigen ist. Es muss wohl doch nicht immer Carbon sein ...

Die Kinematik des Hinterbaus nimmt übrigens stark Anleihe am kürzlich vorgestellten Specialized Enduro und verspricht mit nun etwas progressiver freigegebenen 180 mm Federweg ordentlich Spaß bergab. Ein geringerer Anti-Squat sorgt für die nötige Effizienz beim Treten. Außerdem lässt das Konzept Raum für eine Trinkflasche im vorderen Rahmendreieck. Dazu stellt Specialized sein Kenevo auf klassenübliche 27.5+ Reifen.
So gar nicht klassenüblich und daher sofort ins Auge springend ist die Gabelwahl. An der Expert Version verrichtet nämlich eine massive Rock Shox Boxxer Doppelbrückengabel mit an den Hinterbau angepassten 180 mm Federweg ihren Dienst. Diese Wahl macht nicht nur optisch, sondern auch in technisch anspruchsvollen und schnellen Abfahrten einiges her.
Kleiner Wermutstropfen für Preisbewusste: die ökonomischere Comp Version des Kenevo muss mit einer „gewöhnlichen“ 180 mm Forke vorlieb nehmen.

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Einiges getan hat sich auch an der Geometrie. Wenig überraschend wurde das neue Specialized Kenevo länger und flacher. Verglichen zum Vorgänger fällt der Reach in etwa 30 mm länger aus, wurde der Lenkwinkel um ein Grad flacher und der Sitzwinkel um zwei Grad steiler.
Wie am Enduro gibt es auch hier nicht mehr länger Größen von S bis XL, sondern das sogenannte Style Specific Sizing mit Längen von S2 bis S5. Damit soll jeder Fahrer, jede Fahrerin entsprechend seiner/ihrer Vorlieben und Anforderungen aus zwei bis drei Rahmengrößen wählen können.

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Neue Elektrik

Analog zum Turbo Levo wurde auch am Kenevo die schlichte und formschöne Turbo Connect Unit ins Oberrohr integriert. Reduziert auf ein Minimum, informieren lediglich blaue LED-Balken am Oberrohr über den Akkustand und ein färbiger Ring über den gewählten Modus (Eco, Trail oder Boost). Mehr Informationen sind in der Regel auch nicht nötig.
Dennoch bietet Specialized, wie alle großen Hersteller, ein optionales Display für den Lenker an. Und selbstverständlich weiß das Kenevo auch via ANT+/Bluetooth mit Smartphone, Garmin und Co. zu interagieren.
Wem der Sinn nach Kontrast, sprich noch weniger Information, steht, der kann die Turbo Connect Unit auch auf "Stealth" schalten und die Anzeige am Oberrohr bleibt dunkel.

Elektronisches Herz des Kenevo ist aber der neue Specialized 2.1 Motor. Bereits aus dem Turbo Levo bekannt, garantiert dieser mit leisem Riemenantrieb bis zu 560 Watt Leistung, ein maximales Drehmoment von 90 Nm und bis zu 410 % Unterstützung. Reichlich Leistung also, um den Beinen kräftig unter die Arme zu greifen.
Dank kompakterer Bauform und leichter Magnesiumlegierung des Gehäuses wiegt der neue Antrieb stolze 400 Gramm weniger als sein Vorgänger. Außerdem spendiert Specialized dem Kenovo neue M2 Akkuzellen mit 500 Wh im Turbo Kenovo Comp sowie stolzen 700 Wh Kapazität im Turbo Kenovo Expert. Selbstverständlich kann der 700 Wh Akku nachgerüstet werden, beziehungsweise sind die Akkus von Levo und Kenevo baugleich und insofern theoretisch austauschbar. Alte Akkus der ersten Generation sind hingegen ob geänderter Bauform nicht mehr kompatibel.
Trotz der hohen Integration lassen sich die Akkupacks leicht entnehmen und sind auch im ausgebauten Zustand - etwa im Büro oder in der Wohnung - aufzuladen.

  • Schlicht und unauffällig: die dezente Info-ZentraleSchlicht und unauffällig: die dezente Info-Zentrale
    Schlicht und unauffällig: die dezente Info-Zentrale
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  • und die Steuereinheit am Lenker.und die Steuereinheit am Lenker.
    und die Steuereinheit am Lenker.
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Mehr Fahrspaß

Wenn an Rahmen und Motor so viel Gewicht eingespart wurde, so dachten sich die Jungs und Mädels bei Specialized zurecht, könnte man doch mit stabilen Komponenten den Fahrspaß auf ein neues Level heben, ohne am Papier Einbußen in Kauf nehmen zu müssen.
So geschehen, spendiert man dem Kenevo nebst bereits erwähnter Gabel stabile Specialized Butcher Reifen in 2.6" und robuster Black Diamond Ausführung und setzt auf haltbare Laufräder mit mehr Speichen und steiferen Felgen, um ein Sorglos-Paket zu schnüren. Anstelle von 12-fach vertrauen die Amerikaner auf bewährte Sram 11-fach Schaltgruppen.
Wie der Vorgänger stoppt so auch das neue Kenevo die Waage bei rund 24 kg. Allerdings ohne sich selbst bei härtester Gangart Gedanken um die Haltbarkeit machen zu müssen. Einschalten, Losfahren, Spaß haben.

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Modelle

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Erste Fahreindrücke:

Eingangs und vor dem Fahren sei die umfangreiche Specialized Mission Control App erwähnt. Mit deren Hilfe lässt sich nicht nur die Motorleistung der einzelnen Modi individuell einstellen, sondern auch die Kraftentfaltung entsprechend der persönlichen Vorlieben adaptieren.
Besonders praktisch, möchte man den Kopf beim Fahren frei halten, ist die Funktion Smart Control. Durch Eingabe von geplanter Streckenlänge und Höhenmeterzahl wird die Motorleistung automatisch geregelt, ohne fürchten zu müssen, auf halbem Weg liegenzubleiben.
Weiters findet sich darin eine sogenannte Shuttle Funktion. Diese bietet bereits bei geringer Eigenleistung und Trittfrequenz volle Unterstützung. Der Einstieg zum nächsten Trail ist damit flott und relativ entspannt erreicht.
Zwingend notwendig ist die App für das Kenevo nicht - praktisch aber allemal.

Doch nun zum versprochenen ersten Eindruck. Mächtig steht es vor einem, das neue Specialized Turbo Kenevo. Sein massives Unterrohr gepaart mit dem Stahlfederdämpfer und der fetten Doppelbrückengabel lassen keine Zweifel am erdachten Einsatzbereich des E-Fullys offen. Bedenken könnten im ersten Augenblick ob des Gewichts aufkommen, allerdings ist es trotz seines bulligen Auftritts mit rund 24 kg nicht schwerer als andere Räder seiner Klasse.

Rasch ist das richtige Setup an der Gabel gefunden, durch die naturgegebenen Eigenheiten des Stahlfederdämpfers gestaltet sich die Abstimmung des Hinterbaus etwas komplizierter. Beim Kauf sollte man sich bereits vorab mit dem Händler auf eine Feder mit passender Federrate einigen.
Mangels für mein Gewicht optimaler Variante ging es so am Heck etwas straffer zu, als es mir für die teils heftigen Trails rund um das kalifornische North Star lieb war. Doch das ist mit passendem Körpergewicht oder passender Feder ein ganz anderes Lied und entsprechend schnell behoben - zumindest, wenn man den Weg über die Federrate geht.

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Was sich sofort positiv in den Vordergrund drängt, ist die gut zentrierte Sitzposition am Rad. Der Specialized 2.1 Motor verrichtet seine Dienste kaum hörbar und setzt sanft und ohne störende Einflüsse ein. Beinahe könnte man meinen, all die Leistung käme aus den eigenen Beinen.
Sehr gut gefallen auch der minimalistische Wählhebel für die Fahrmodi am Lenker und die elegante Turbo Connect Unit im Oberrohr.
Insgesamt sitzt es sich äußerst entspannt im Sattel, willig lässt sich das Rad vorwärtsbewegen. Das spart einerseits Akku und schont die Reserven für steile Rampen. Falls es mal wirklich steil werden sollte, ist auf den Turbo Modus und den starken Motor stets Verlass. Das Limit bezwingbarer Steilheit setzen Reifen und Talent des Fahrers.
Mit den breiten Specialized Butcher in 2.6“ hat man zumindest bei der Reifenfrage ebenfalls ein starkes Pferd im Stall. Er bietet in den meisten Situationen mehr als ausreichend Grip. Ebenalls in guter Erinnerung ist die stabile Black Diamond Downhill Karkasse, welche einem Wegknicken des Reifens gut entgegenwirkt und dem Kenevo gut zu Gesicht steht.

Bergab steht man zentral im Bike, wie bei E-Bikes üblich gibt der etwas tiefere Schwerpunkt enorme Sicherheit. Trotzt der verlängerten Geometrie fühlt man sich auch in langsamen und technischen Passagen gut aufgehoben. Mit der potenten Boxxer an der Front, den kräftigen Bremsen sowie den stabilen Laufrädern ist das Rad aber auch dem hohen Tempo und der härteren Gangart nicht abgeneigt.
Die Line zu halten wird mit dem Kenevo zum Kinderspiel. Aufgrund des leichtfüßigen Handlings vergisst man mitunter das Gewicht des Fullys - versucht man im verblockten Gelände dann die vermeintlichen 14 kg unter einem über Hindernisse zu lupfen, wird man aber schnell wieder an das tatsächliche Maß erinnert.
Trotz der für mein Gewicht zu hart gewählten Feder saugt der Hinterbau grobe Schläge sauber auf und verhindert, ähnlich zum Enduro, die Schläge zum Pedal wirkungsvoll.

Wirklich viel zu kritisieren gibt es nach den ersten Metern nicht. Der Dämpfer hat nun mal seine arttypischen Tücken im Setup und die Doppelbrückengabel einen etwas reduzierten Lenkanschlag - im täglichen Gebrauch beides kein Thema.
Nicht nur der tolle Motor ist leise, vielmehr verhält sich das gesamte Bike dergleichen. Keine klappernden Züge, keine schlagende Kette und ein gelungenes Fahrwerk, dazu noch ausgeklügelte Elektronik und intelligente App-Anbindung, welche volle Konzentration aufs Biken erlaubt.
Wer sein persönliches E-Bike Shuttle für schwere Trails sucht oder gerne ins Unbekannte startet, dürfte beim neuen Turbo Kenevo fündig werden.

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