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Corona und die Fahrradwerkstatt

Corona und die Fahrradwerkstatt

24.03.20 23:21 12.799Text: NoPain
Martin Ganglberger

Größe: 175 cm
Schrittlänge: 84 cm
Gewicht: 70 kg
Fahrstil/-können: Rennrad & Gravel, gute Ausdauer, wenig Power, volles Risiko bergab - wird allerdings selten belohnt

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Fotos: Erwin Haiden, Bikeboard.at Partnerhändler
Kreativ durch die Coronakrise - wie Österreichs Radhändler das Beste aus der aktuellen Situation machen, um für ihre Kunden weiterhin präsent zu sein24.03.20 23:21 12.809

Corona und die Fahrradwerkstatt

24.03.20 23:21 12.80917 Kommentare NoPain
Martin Ganglberger

Größe: 175 cm
Schrittlänge: 84 cm
Gewicht: 70 kg
Fahrstil/-können: Rennrad & Gravel, gute Ausdauer, wenig Power, volles Risiko bergab - wird allerdings selten belohnt

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Erwin Haiden, Bikeboard.at Partnerhändler
Kreativ durch die Coronakrise - wie Österreichs Radhändler das Beste aus der aktuellen Situation machen, um für ihre Kunden weiterhin präsent zu sein24.03.20 23:21 12.809

Weltweit wächst die Sorge wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus, das mittlerweile mehr als 10.000 Menschenleben gefordert hat. Sämtliche Anstrengungen der Regierung und des Gesundheitssystems zielen deshalb darauf ab, die exponentielle Zunahme täglicher Neuinfektionen zu verlangsamen, um ältere Menschen und verletzliche Gruppen bestmöglich zu schützen. Wirtschaftliche Überlegungen rücken in den Hintergrund, Geschäfte, die nicht für die Grundversorgung notwendig sind, wurden geschlossen und die Bevölkerung ist angehalten, möglichst zuhause zu bleiben, um Sozialkontakte zu minimieren (Stichwort: soziale Distanzierung #FlattenTheCurve #StayAtHome).

Detailansicht

Selbstverständlich stellt die Corona-Pandemie auch den heimischen Fahrradfachhandel vor neue Herausforderungen. Denn obwohl das Fahrrad ein immer wichtigeres Verkehrsmittel wird ("Fahrrad statt Bus oder Bahn") und für so manchen Solofahrer zur Lebensfreude beiträgt, ist das Betreten von Geschäftslokalen oder Werkstätten zum Zweck des Erwerbs von Waren oder der Inanspruchnahme von Dienstleistungen bis zum 13. April 2020 untersagt.

Allerdings dürfen manche von der Schließung betroffene Unternehmen ihre Dienstleistungen weiterhin anbieten, Teile des Betriebs wie beispielsweise Fahrradwerkstätten offenhalten oder zumindest Teile ihrer Produktpalette an den Kunden verkaufen. Laut WKO-Information vom 21.03.2020 sind Notfall-Dienstleistungen, Lieferungen an den Privatkunden vor Ort sowie Beratungsdienstleistungen ohne persönlichen Nahekontakt (online oder per Telefon) zulässig. Auch Wartung, Service sowie Reparatur von Fahrrädern bzw. Fahrradteilen in Werkstätten sind ohne direkten Kundenkontakt weiterhin möglich, solange bei der Übergabe und Bezahlung die notwendigen Hygieneverhaltensregeln beachtet werden.

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Kreativ durch die Coronakrise - die Interviews

Bikeboard.at hat sich ein wenig umgehört, wie Österreichs Radhändler durch die Coronakrise steuern und mit einigen aus dem persönlichen Umfeld gesprochen. An dieser Stelle (bzw. unterhalb im Thread) sind selbstverständlich auch alle anderen Fahrradhändler herzlich dazu eingeladen, ihre Sicht der Dinge sowie ihr Notfallsprogramm kundzutun.

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POSH cycling (Ybbs a.d. Donau, 60 m², 1 Mitarbeiter): Florian Posch, Newcomer und One-Man-Show

In unserer Branche ist es ja seit jeher üblich, in der Zeit vor Ostern einen finanziellen Polster für den Rest des Jahres zu erarbeiten. Daher spürt man die verordneten Einschränkungen gerade extrem. Wer jetzt wirtschaftlich gerade so über die Runden kommt, den könnte der Hammer eventuell erst im nächsten Winter treffen.

Mein Geschäftsmodell basiert in erster Linie auf der Dienstleistung und einer besonderen Nähe zum Kunden. So gibt's zu jedem verkauften Rad ein individuelles Bikefitting dazu, um beispielsweise Sattel, Vorbaulänge und Lenkerbreite bestmöglich anzupassen. Aktuell ist das in dieser Form wegen der notwendigen Hygienevorschriften nicht möglich und selbst die Auslieferung der Räder ist nur sehr begrenzt schaffbar. Daher musste ich alle bereits vergebenen Termine auf unbestimmte Zeit verschieben!

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Die Umsätze bleiben seit Beginn der Misere aus, so wie bei vielen anderen Betrieben auch. Theoretisch dürfte ich als Fahrradwerkstatt sogar "Service und Dienstleistungen" plakativ anbieten, aber da beißt sich meiner Meinung nach die Katz' in den Schwanz. Einerseits sollen wir zuhause bleiben und nur die wichtigsten Dinge außer Haus erledigen, andererseits wollen wir auf kreativen Umwegen Konsumgüter verschieben. Natürlich unterstütze ich jederzeit Radler in Not mit Reparaturen und Ersatzteilen und ich bereite auch viele offene Kundenaufträge vor, aber ich möchte aus moralischen Gründen meinen Notbetrieb nicht bewerben.

Als Privater versuche ich, so viel wie möglich zuhause zu bleiben und trainiere lieber auf der Rolle, um das Unfallrisiko zu verringern, als im Freien meine Kilometer abzuspulen. Ich finde es sehr wichtig, das Gesundheitssystem nicht unnötig zu belasten und keine Spitalsbetten zu belegen. Mir ist aber auch bewusst, dass dies bei sehr vielen nicht möglich ist!

Ob und wie es am 14.4. weitergeht, steht in den Sternen. Aber auch wenn eine gewisse Vorsicht und Unsicherheit herrschen werden, wird wohl ein Umdenken stattgefunden haben. Nicht nur beim Konsumverhalten, sondern ganz allgemein.

POSH cycling - Florian Posch
Stauwerkstraße 22
3370 Ybbs an der Donau
www.poshcycling.at

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BIKERS (1090 Wien, 240 m², 4 Mitarbeiter): Marian Holper, Bikeboard Partnerhändler der ersten Stunde

Mit "Lager voll, Konto leer!" ließe sich die momentane Situation am besten beschreiben. Die Mehrheit der im Herbst bestellten Bikes sind pünktlich eingetroffen und die Rechnungsbeträge wurden bezahlt bzw. abgebucht. Nach wie vor halten wir mit der vollen Besetzung die Stellung, wenn auch zeitlich ein wenig eingeschränkt, um Rückstände aufzuarbeiten, bereits verkaufte Bikes vorzubereiten und der Laufkundschaft Ersatzteile und Serviceleistungen zu offerieren.

Nachdem auch bei uns die Verkaufsräume geschlossen sind und die Kundenbetreuung durchs offene Fenster nur in Maßen vernünftig ist, sind intensive Beratungen und der Verkauf von nicht "lebensnotwendigem" Zubehör auf dem direkten Weg derzeit nicht möglich. In Einzelfällen versenden wir Ware selbstverständlich auch per Post, wenngleich wir das Thema Online-Shopping nicht forcieren wollen. Seit jeher baut unser Geschäftsmodell auf einem engen persönlichen Kontakt und wir haben weder die notwendigen Arbeitsprozesse noch die Logistik für einen größeren Online-Auftritt. Zudem bemerke ich von Tag zu Tag ein schlechteres Service-Level bei dem Erhalt unserer eigenen Bestellungen aus dem Ausland, welches ich keineswegs an meine Kundschaft weitergeben möchte.

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Da wir das Ende der Maßnahmen in keinster Weise abschätzen können, werde ich meine Mitarbeiter rückwirkend in Kurzarbeit schicken und vertraue voll und ganz auf die versprochenen Maßnahmen der Regierung, dass uns zumindest ein Großteil der Arbeitszeit rückerstattet wird. Damit werden wir uns vorerst hoffentlich über Wasser halten. Was den entgangenen Umsatz betrifft, so fürchte ich allerdings, dass wir diesen nicht im Geringsten aufholen können und es nächstes Jahr umso schwieriger wird. Zwar bestärkt mich so manche Solidarität meiner Kunden („Ich kann warten, ich will es bei dir kaufen, egal wann“) und so manch anderer wird sich nach dem Ende der Quarantäne und seiner konsumtechnischen Enthaltsamkeit extra belohnen wollen - ich fürchte allerdings, dass die Mehrheit mit anderen Sorgen zu kämpfen haben wird.

Wie sich diese schwierige Situation summa summarum niederschlagen wird, traue ich mich nicht zu beurteilen und wird wohl maßgeblich von der Dauer der Maßnahmen abhängen. Es wird jedenfalls nicht mein bestes Geschäftsjahr. (Anm d. Redaktion: im letzten Satz schwang ein Hauch Sarkasmus mit.)

BIKERS - Marian Holper
Spittelauer Lände 12
1090 Wien
www.bikers.co.at

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Was ohne direkten Kundenkontakt in Österreich zulässig ist

Alle, die Radfahren gehen möchten, sei es nur alleine oder mit Angehörigen aus dem gleichen Haushalt, aber einen technischen Defekt haben oder Verbrauchsmaterial bzw. Zubehör benötigen, müssen trotz der zwangsweisen Shop-Schließungen nicht auf ihr Hobby verzichten.

Service- und Support Checkliste

Beratung Telefon, eMail, Skype, Whatsapp, etc.
Schlauchomat Außerhalb des Shops, regelmäßig befüllt und gesäubert
Verkauf Via Telefon, Email und Website (evtl. Online-Shop), Abholung oder Zustellung/Versand
Abhol-/Lieferservice Zustellung von Rädern und Einzelteilen im Nahbereich des Shops, Bezahlung per Überweisung oder Paypal
Reparatur Terminvereinbarung, vorausgefüllter Reparaturauftrag, kontaktlose bzw. berührungslose Übergabe, Desinfektion davor und danach
Bezahlung Vorab mittels Rechnung/Überweisung oder per Bankomatkarte in eigens geschaffenen Bereichen (z.B. Fenster) zur Einhaltung des vorgeschriebenen Sicherheitsabstands

Wir von Bikeboard.at finden es gerade einen guten Zeitpunkt, das eigene Konsumverhalten und dessen Auswirkungen zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen. Das soll kein genereller Aufruf sein, Einkäufe im Ausland zu unterlassen, aber beachtet dabei, dass internationale Unternehmen wie Amazon und Co. in Relation zu ihrer Größe weniger Steuern im Inland zahlen und damit auch weniger zur Erhaltung unserer Infrastruktur (Medizinisches Personal, Anzahl der Intensivbetten, Beatmungsgeräte usw.) beitragen. Bitte denkt an unsere gemeinsame Zukunft und handelt solidarisch mit regionalen und nationalen Unternehmen.

 Support your Local (Online-)Dealer 

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BIKEPIRAT (3484 Grafenwörth, 15 Mitarbeiter): Anton Schweighofer, Onlineshop mit Flagship-Store

Obwohl wir sie als notwendig und sinnvoll erachten, ist die vorübergehende Geschäftsschließung wegen der Corona-Pandemie auch für uns ein Schlag ins Gesicht. Nicht nur, dass der Umsatz des Ladengeschäfts derzeit bei Null liegt, wird sich ein Großteil vom Minus auch in der restlichen Saison nicht mehr aufholen lassen. Trotzdem machen wir das Beste aus der Situation und halten den Betrieb dank unseres Omni-Channels (Online- und Offline-Vertrieb) sicher über Wasser. Denn von Beginn an betreiben wir auch einen kommerziellen Online-Shop, der sich gerade jetzt größter Beliebtheit erfreut.

Parallel zur Online-Nachfrage stieg natürlich auch die damit verbundene Produktberatung, die wir derzeit ausnahmslos per eMail oder Telefon durchführen müssen. Zwar angesichts der Corona-Hygiene eine gesunde Alternative, können dennoch nicht alle Kundenwünsche oder -probleme, wie beispielsweise ein Bikefitting oder Größenvergleiche in Bekleidungsfragen, per Remote geklärt werden. Deshalb verweisen wir unsere Kunden mitunter auf einen späteren Besuch im Geschäftslokal, nachdem dieses - hoffentlich noch im April - wieder geöffnet sein wird.

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Gleich nachdem von der Regierung ausformuliert wurde, dass auch Fahrradwerkstätten als Notbetrieb weitergeführt werden dürfen, haben wir einen eigenen Service Drive-In eingerichtet, im dem unsere Kunden - unter strenger Einhaltung der Hygieneverhaltensregeln - ihre Serviceräder in einer Sperrzone abgeben und auch wieder abholen können. Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Inzwischen wird unser Service Drive-In so gut angenommen, dass wir beim tatsächlichen "Saison-Restart" unsere gewohnten Servicezeiten planmäßig einhalten können.
Die restliche "Freizeit" nutzen wir zur Umgestaltung des Ladengeschäfts (Stichwort: Frühjahrskollektion) und zur Optimierung unseres Online-Auftritts. Hier hatten wir in der Vergangenheit noch die eine oder andere Baustelle.

Was uns positiv auffällt: vieles läuft entschleunigter, freundlicher und verständnisvoller ab. Wenn diese Krise etwas Gutes haben soll, dann ist es vermutlich die neue Besinnung aufs Wesentliche und die gesteigerte Wertschätzung - wir sitzen alle im selben Boot.

BIKEPIRAT - Anton Schweighofer
Gewerbepark 12
A-3484 Grafenwörth
www.bikepirat.at

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Radsport Glantschnig (Langenlois, 250m², 3 Mitarbeiter): Karl Glantschnig, Familienbetrieb mit Tradition

Wir können die verordnete Geschäftsschließung voll und ganz nachvollziehen und haben diese - wenn auch etwas zähneknirschend - für unsere Mitarbeiter und Kunden bestmöglich umgesetzt. Das Geschäftslokal bleibt geschlossen, die Kommunikation mit den Kunden erfolgt ausschließlich telefonisch oder per eMail, der Werkstattbetrieb wurde entsprechend eingeschränkt und unser Mechaniker befindet sich bis auf weiteres in Kurzarbeit. Erschwerend kommt hinzu, dass das Lager zum Bersten voll ist und alle Lieferantenrechnungen bereits beglichen wurden. Hingegen liegt der Erlös durch den Verkauf von Rädern und Zubehör momentan bei Null.

Obwohl uns das ausbleibende Ostergeschäft logischerweise hart trifft, ist es keineswegs existenzbedrohend; dazu sind wir als Familienunternehmen schon zu lange im Geschäft und haben ganz andere Höhen und Tiefen erlebt. Zumindest haben wir keine Angst davor auf den Neurädern sitzen zu bleiben, da nach der Vororder die gefragten Rennrad- und E-Bike-Modelle bei den führenden Herstellern ohnehin in den gängigen Größen "ausverkauft" sind und ausschließlich beim Fachhändler auf Lager liegen. Der Radverkauf verschiebt sich also vermutlich nur um ein paar Wochen nach hinten und es sind keine Preisschlachten zu erwarten.

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Von einem Online-Verkauf unserer Bikes und Parts des schnellen Geldes wegen wollen wir weiterhin absehen, da dies nicht unserer Vorstellung von „Service“ entspricht. Die Stärke des Fachhandels sehen wir vielmehr im persönlichen Kontakt mit dem Kunden, um die Vor- und Nachteile eines Produkts im Gespräch herauszustreichen oder ihm eine anständige Einschulung zuteil werden zu lassen. Nicht jeder Endkunde ist ein versierter Schrauber und gerade moderne E-Bikes, TT- sowie Rennräder erfordern besondere Aufmerksamkeit.

Natürlich machen auch wir von der Möglichkeit Gebrauch, die Radwerkstatt für Service und Wartung offen zu halten - mit strikter Einhaltung der Hygieneverhaltensregel und einem 100%igen Kontaktverbot gegenüber der Kunden. Diese avisieren ihre Reparatur per Telefon und stellen das Bike im Radständer vor der Türe ab. Wir holen es in die Werkstatt, führen zuallererst eine Radreinigung inkl. Desinfizierung durch, erledigen die Reparaturmaßnahmen und deponieren das fertige Bike nach telefonischer Rücksprache wieder im Radständer vorm Geschäft. Die Bezahlung erfolgt ausnahmslos mit Überweisung oder per Einwurf in den Postkasten. Wir sind froh darüber, dass zumindest die regionalen Kunden das Reparaturservice positiv angenommen haben, so dass wir jetzt schon einiges abarbeiten konnten.

Wann wir wieder aufsperren dürfen, weiß ich selbstverständlich auch nicht. Ich nehme aber an, dass vor Ende April nicht viel passieren wird. Würden die Maßnahmen früher gelockert, wäre das zwar gut fürs Geschäft, aber aus gesundheitlicher Sicht wohl wenig förderlich. Wegen der paar Wochen bricht meiner Meinung nach die Welt nicht zusammen, aber viel länger darf es auch nicht dauern.

Radsport Glantschnig - Karl Glantschnig
Rudolfstraße 5
3550 Langenlois
www.glantschnig.com


Bikeboard.at hat sich ein wenig umgehört, wie Österreichs Radhändler durch die Coronakrise steuern und mit einigen aus dem persönlichen Umfeld gesprochen. An dieser Stelle (bzw. unterhalb im Thread) sind selbstverständlich auch alle anderen Fahrradhändler herzlich dazu eingeladen, ihre Sicht der Dinge sowie ihr Notfallsprogramm kundzutun.

 

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Bearbeitet von NoPain
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Vielen Dank für den Artikel. Support your local bike shop ist jetzt tatsächlich wichtiger denn je.

 

Wir, also Starbike, betreiben unsere Werkstatt und unser Geschäft im Notbetrieb. Infos dazu gibts auf www.starbike.at/notfallmodus Wir gehen dabei nach strengsten hygienischen Regeln vor und respektieren jeden Shop, der jetzt nicht offen haben möchte. Für uns gehts aber ums wirtschaftliche Überleben, wir sind es auch unseren Mitarbeitern schuldig, dass wir jetzt auch neue Vertriebswege erschließen, zum Beispiel Abholung und Zustellung, Online-Shop, etc.

 

Wenn man so wie wir gewohnt ist, direkten, persönlichen Kontakt zum Kunden aufzubauen und auch einige Räder Probe fahren zu lassen, dann ist die Situation jetzt tatsächlich nicht gerade angenehm. Aber wir schaffen das.

 

Und wie woha schon gepostet hat: Wir probieren jetzt auch neue Wege der Finanzierung. Die bisher angekündigten Maßnahmen vom Staat sind günstige Kredite und Stundungen, das reicht aus unserer Sicht nicht und wir wollen auf Nummer sicher gehen. Wenn das jemand unterstützen möchte, hier gehts zum Crowd-Investment: https://www.conda-hilft.at/startup/starbike-conda-hilft/ Für Radfahrende ist das Investment sehr, sehr lohnend!

 

Bleibts gsund!

Martin und Michael, Starbike

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Super Bericht mit interessanten Einsichten. Auch wir bei Rad Hager sehen die Dinge ähnlich, wie von anderen Familienbetrieben oben geschildert. Neben der finanziellen Herausforderung ist momentan die Gratwanderung zwischen Umsatz machen und ruhig verhalten am schwierigsten und die Frage, wie lange das andauern wird beschäftigt uns stark. Nichtsdestotrotz sehen wir die Krise insgesamt als Chance für die Gesellschaft, ein paar Kurskorrekturen vorzunehmen und denken, dass auch nach der Krise viel mit dem Rad gefahren werden wird. Bleib daham, bleib gsund!
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Hallo!

Wir von "2Rad Lueger" in St.Barbara im Mürztal haben ebenfalls unsere Werkstätte geöffnet.

Da bei diesen Temperaturen und den Ausgangsregeln nicht viel los ist, haben wir uns entschlossen, unsere Werkstätte auf Abruf zu öffnen.

Das heißt, wer ein Service oder eine Reparatur benötigt, sollte bitte vorher kurz anrufen!

Wir wünschen euch allen hier viel Gesundheit!

Bearbeitet von lueger
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@starbiker

 

Überbrückungskredite und Stundungen sollten bei euch aber doch helfen? Das Geschäft verschiebt sich um 1 oder 2 Monate und danach wird es zwar nicht so wie vorher sein, aber ähnlich.

 

Bei uns im saisonalen Verleih sieht das anders aus, wir können heuer nichts mehr aufholen, sind aber von den gleichen Problematiken betroffen, sprich eingekaufte Waren, Vorleistungen und dafür kein Umsatz.

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Die Saison wird zwar länger, aber ganz aufholen werden wir den Umsatzverlust jetzt sicher nicht. Wir gehen zwar davon aus, dass viele Leute das gesparte Urlaubsgeld wahrscheinlich in Fahrräder investieren werden, aber wir wollen uns nicht darauf verlassen. Die Hilfen vom Staat sind super, brauchen aber zu lang in der Umsetzung.
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@starbiker

 

Überbrückungskredite und Stundungen sollten bei euch aber doch helfen? Das Geschäft verschiebt sich um 1 oder 2 Monate und danach wird es zwar nicht so wie vorher sein, aber ähnlich.

 

Bei uns im saisonalen Verleih sieht das anders aus, wir können heuer nichts mehr aufholen, sind aber von den gleichen Problematiken betroffen, sprich eingekaufte Waren, Vorleistungen und dafür kein Umsatz.

 

jetzt unabhängig von der momentanen Gesundskrise, wo niemand weiß, wann und wie....

wäre generell eine ordentliche Herbstsaison im September, Oktober auf der Insel für euch als Abfederung zu einem Ausfall im Frühling denkbar, zumal der Großteil sicher wegen dem Radeln und nicht zum Trainingslager kommt? Sofern wieder einmal eine andere Krise im Frühling herrscht...

Bearbeitet von kupi
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Es wird allgemein davon ausgegangen dass ab Dienstag nach Ostern (14. April) fast alles zum Normalbetrieb zurück kehrt. Wie sicher ist das eigentlich?!

 

Die Interviews wurden teilweise schon am 22. März geführt. Das ist unter den aktuellen Umständen eine kleine Ewigkeit in der viel passiert. Heute nach der Pressekonferenz wissen wir mehr, ich persönlich rechne frühestens eher mit Anfang Mai.

Bearbeitet von NoPain
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jetzt unabhängig von der momentanen Gesundskrise, wo niemand weiß, wann und wie....

wäre generell eine ordentliche Herbstsaison im September, Oktober auf der Insel für euch als Abfederung zu einem Ausfall im Frühling denkbar, zumal der Großteil sicher wegen dem Radeln und nicht zum Trainingslager kommt? Sofern wieder einmal eine andere Krise im Frühling herrscht...

 

Das ist eine interessante Frage - aber der Herbst machte in den letzten 13 Jahren bei uns nur rund 10-15% des Gesamtumsatzes aus. März bis Mai macht rund 80% aus, und das ist nicht aufholbar. Bei dementsprechender Solidarität könnten wir im Herbst ev. das Doppelte an Einnahmen erzielen - d.h. 20-30% des Jahresumsatzes.

 

Nachdem der Verleih aufgrund großer Konkurrenz (wobei ich gestern schon von einem Verleiher gehört habe, daß er zusperrt) sowieso sehr umkämpft ist und die Margen sehr niedrig sind, bleiben wir sicher auf einem Verlust von rund 50k sitzen. Das ist für ein kleines Unternehmen sehr viel und das aufzuholen ist fast unmöglich.

 

Wir spielen derzeit viele Szenarien durch - aufhören, weitermachen, verkleinern, fusionieren, verkaufen - aber was herauskommt, werden wir frühestens im Mai wissen. Den heurigen Herbst werden wir auf jeden Fall noch hier sein.

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