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Trail-Abenteuer im wilden Osten

Trail-Abenteuer im wilden Osten

02.06.20 07:13 8.963Text: Lyubomir Botusharov/mtb-bg.com, übersetzt von Manuela NikolovaFotos: Dimiter Dimov, Lyubomir Botusharov, Vladimir RusevEinmal Bulgarien mit alles: hohe Berge, enge Pfade, einsame Hütten, prachtvolle Natur - und Bikeparks, dort und da. Entdeckungsreise mit Einheimischen.02.06.20 07:13 9.086

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02.06.20 07:13 9.0867 Kommentare Lyubomir Botusharov/mtb-bg.com, übersetzt von Manuela Nikolova Dimiter Dimov, Lyubomir Botusharov, Vladimir RusevEinmal Bulgarien mit alles: hohe Berge, enge Pfade, einsame Hütten, prachtvolle Natur - und Bikeparks, dort und da. Entdeckungsreise mit Einheimischen.02.06.20 07:13 9.086

Gut 20 Jahre ist es her, dass ich mein erstes Mountainbike gekauft habe. Damals, in den Zeiten der größten politischen und wirtschaftlichen Krise Bulgariens, eine schiere Illusion. Ich sparte jeden Pfennig und erstand schließlich im Frühjahr 1997 ein Bianchi XC Snake. Seitdem dreht sich meine ganze Welt um das Thema Mountainbike. Unzählige Male durchquerte ich die Berge meiner Heimat Bulgarien, um zusammen mit Freunden Regionen zu erkunden, in denen vielleicht noch nie zuvor ein Bike Spuren hinterlassen hat, um Bike-Routen zu dokumentieren und den Sport den Menschen nahe zu bringen.
Diese Leidenschaft für die Berge und fürs Radfahren verbindet, Schicksalswege kreuzen sich. Und so lernte ich vor fünf Jahren bei einem MTB-Marathon meine Landsfrau Manuela kennen. Sie arbeitet als Guide vorwiegend in den Alpen und seit 2013 veranstaltet sie geführte MTB-Touren in ihrer geliebten Heimat. Als sie mich diesen Sommer anrief, um mich auf eine zehntägige Bike-Reise durch Bulgariens Mitte einzuladen, ließ ich sofort alles liegen und stehen und warf mein komplettes Sommerprogramm über den Haufen.

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 1 Küste, 5 Klimazonen, 37 Gebirge 

Was den kontrastreichen Balkanstaat u.a. ausmacht
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Trotz seiner kleinen Fläche (nur 2% von Europa) ist Bulgarien erstaunlich vielfältig und reich an Landschaften und Möglichkeiten für einen naturbezogenen Urlaub. Diesen Umstand verdankt es unter anderem den fünf verschiedenen Klimazonen und den offiziell 37 (!) Gebirgen. Zehn und sogar 100 Tage würden nicht reichen, um alles zu sehen, was dieses von Bergen überzogene Land für uns Mountainbiker zu bieten hat.
Wir wählen die Touren oft abhängig von der Jahreszeit aus. Der Sommer ist die beste Zeit für die erfrischende Höhe der alpinen Gipfel. Und so hat auch diese Reise einige der besten und schwierigsten Touren im Balkangebirge (Stara Planina) und in Rila im Visier. Der Zentralbalkan mit seiner oft unfreundlichen Stimmung, aber bezaubernden Gebirgswelt, war für mich bis dato wenig bekannt. Rila hingegen kenne ich bereits seit meiner Kindheit, und dennoch gibt es dort immer noch neue Trails zu entdecken. Nicht zuletzt war das Witoschagebirge, eines der Wahrzeichen der Hauptstadt Sofia, als Sahnehäubchen unseres Trips gedacht.
Die detaillierte Info versprach ein abwechslungsreiches Programm, Touren durch nahezu unberührte Landschaften und Ausfahrten auf einigen der besten Bikepark-Trails. Nichts aber kann eine Reise mehr bereichern, als die Gesellschaft guter Freunde. Fünf abenteuerhungrige Biker brachen schließlich auf zu dieser unglaublich wilden Tour

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Hoch hinauf: Stara Planina

Manu empfängt uns in Ribaritza, einem malerischen, langgezogenen Dorf am Fuße des Zentralbalkans, zwei Autostunden von der Hauptstadt Sofia entfernt. Stara Planina ist das größte Gebirge in Bulgarien. Mit einer Länge von 530 km bildet es eine natürliche Grenze zwischen Nord- und Süd Bulgarien. Unter dem Namen Balkan bekannt, ist es zugleich Namensgeber der gesamten Halbinsel. "Balkan" bedeutet so viel wie Berg oder Berglandschaft und nicht zuletzt kommt daher der Name "Balkanche", unter dem Manu ihre Touren führt.

Um die Räder auszuladen und die Rucksäcke zu packen, bleibt nicht mehr als eine Stunde Tageslicht. Bis zur Hütte Vezjen, in der wir übernachten, sind es 950 Hm Anstieg. Mit anderen Worten: auf uns wartet eine Nachtschicht und wir bereiten die Lampen vor.
Der Asphaltweg geht allmählich in einen Schotterweg über, so, wie der Tag in die Nacht übergeht. Die Lichter sind an, das Tempo ist gut, die Kieselsteine knirschen unter den Reifen und die Luft ist angenehm kühl.
Kurz nach 23 Uhr erreichen wir die Hütte. In dem karg eingerichteten Gemeinschaftsraum schlürfen wir wenig später glücklich die einzige Speise auf der Menükarte - vegetarische Gemüsesuppe. Danach machen wir uns auf in die Zimmer, um noch genug erholsamen Schlaf für die anstehenden Tage zu finden. Als ich langsam in den Schlaf sinke, lausche ich dem Trommeln der prasselnden Regentropfen. Heute sind wir noch einmal davon gekommen.

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 Balkan bedeutet so viel wie Berg oder Berglandschaft 

Prinzipiell ist Bulgarien ein sehr sonniges Land. In diesem Jahr war das jedoch anders. Seit dem Frühjahr war Regen in Hülle und Fülle gefallen, und nicht selten waren die Tage von niedrigen Temperaturen begleitet. Nun allerdings versprach die Wetterprognose einige schöne Tage und wir hofften auf traumhafte Panorama-Touren.
Nach dem reichlichen Frühstück mit French Toast, Honig, hausgemachter Heidelbeermarmelade und Schafskäse machen wir uns auf den Weg. Ein steiler Gebirgspfad führt uns hoch über die Waldgrenze hinaus. Der Wind pfeift über den Hauptkamm und die steilen Flanken kommen Stück für Stück zum Vorschein. An einem geschützten Ort legen wir unsere Protektoren an. Kein Grund länger zu warten, es kribbelt und wir rollen los.
Vor uns präsentiert sich einer der besten hochalpinen Trails, die ich je gefahren bin. Er folgt auf eine natürliche Art dem Rückgrat des Berges und ist praktisch eine reifenbreite Rille, die sich in die Erde eingeprägt hat und ab und an über Steine und Felsen hüpft. Dem Himmel sei Dank, löst sich der morgendliche Nebel langsam auf und der Blick reicht über Tausend Meter hinunter bis ins Tal.

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In den nächsten Stunden fahren wir an den Hütten „Eho“ und „Kozya Stena“ vorbei. Außerhalb der Reichweite von Motorfahrzeugen, sind sie nur auf schmalen Pfaden zu erreichen. Auf diesem schwer zugänglichen Bergland wachsen Edelweiße und viele andere seltene Pflanzenarten. Imposante Felsformationen ragen aus den grünen Wäldern hinaus und beherbergen Habichte, Falken, und seit diesem Jahr auch Gänsegeier. Diese Orte von wilder und unverfälschter Schönheit verzaubern und verlocken nur echte Naturliebhaber und Biker, die Schieben und Tragen in Kauf nehmen.
Die finale Abfahrt des Tages führt uns ca. 800 Hm hinunter zum Dorf Tschiflik. Inmitten von jahrhundertalten Buchen treffen wir Vlado, der sich uns dort anschließt und die Gruppe komplettiert. Alle zusammen folgen wir dem Takt des Trails, der sich kurvenreich, teils steil und wurzelig zwischen den Bäumen schlängelt.
Tschiflik ist einer der unzähligen Orte mit Mineralwasservorkommen in Bulgarien. Mit 54 °C ist die Thermalquelle hier eine gute Möglichkeit, nach einem langen Tag im Sattel zu entspannen. Wir entscheiden uns aber lieber für die königliche Mahlzeit in unserer Unterkunft und steuern „Stomnite“ („die Krüge“) an, ein mehr als 100 Jahre altes Haus

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Ambitioniert: Über den Ambaritza

Der Plan für den dritten Tag klingt trügerisch einfach. Unser Shuttlebus bringt uns zum Pass "Beklemeto" - einem der höchsten im Stara Planina (1.525 m), womit wir rund 1.200 m Höhe vernichten. Von dort aus folgen wir wieder den Zügen des Hauptkamms bis zum Gipfel "Ambaritza" (2.166 m), von dem wir eine zehn Kilometer lange Abfahrt anstreben.
Das klingt wie ein Spaziergang, und fängt auch wie einer an. Wir starten jubelnd vor dem großen Triumphbogen, das Wahrzeichen des Passes. Das Monument ist dem russisch-türkischen Freiheitskampf im Jahr 1878 gewidmet, in dem Bulgarien die Unabhängigkeit erlangte.
Bis zur Hütte "Dermenka" lassen sich die Kilometer leicht und schnell kurbeln. Eine Tasse Kaffee auf der Terrasse, und wir lassen den Blick über die topografische Karte und die endlose grüne Landschaft schweifen. Bis zur nächsten Hütte haben wir noch zwei Stunden ernsthaften Kurbelns vor uns.

Wir tauchen in einen Wald hinein und der Trail führt uns rasch auf einen breiten Schotterweg, der abrupt ziemlich senkrecht wird. An manchen Stellen ist er so steil, dass selbst Schieben sehr schwer ist. Wahrlich mit allen Sinnen können wir den Berg jetzt erspüren.
Vor uns erstrecken sich allenthalben die für den Zentralbalkan typischen Panoramen: herrliche Aussichten in alle Himmelsrichtungen. Der Tag ist wunderschön, die Sonne leuchtet unseren Weg aus bis zum weiten Horizont, und eine leichte Höhenbrise kühlt uns ab.
Unterwegs treffen wir selten andere Menschen, nur halbwilde Pferde, die im Freien weiden. Die Hütte "Dobrila" ist die letzte Einkehr vor der Mutprobe des heutigen Tages. Wir tanken Energie und essen einen mit Speisen voll bedeckten Tisch leer.

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Der gigantische Gipfel Ambaritza erhebt sich wie Golgota und uns bleibt nichts anderes übrig, als die Räder auf die Schultern zu nehmen. Die nächste Stunde kann ich nur mit „Schweiß“ beschreiben. Trotz des zunächst steilen Anstiegs ist die Gipfelkuppel flach und wir können die letzten Meter würdevoll auf dem Bike absolvieren.
Heute zeigt sich der Balkan von seiner freundlichen Seite und zieht uns mit seiner zauberhaften Erscheinung in Bann. Seine rauesten Gipfel – der „Botev“, der alpine „Kupen“ und die felsigen „Kreuze“ – sind ein überwältigender Kontrast zu den sanften und weich-grünen Berghängen.

Den Trail vom Gipfel bis zum Dorf „Tscherni Osam“ kann ich nur als genial beschreiben! Nicht nur wegen seiner Länge und seinen 1.500 Tiefenmetern, sondern auch, weil er die ganze Vielfalt der bulgarischen Berge widerspiegelt. Im oberen Teil geht es rasend und spielerisch bergab. Immer der Bergkante folgend, wird der Trail dann im unteren Teil so steil und technisch, dass der Flug zwischen den Bäumen und der Flow in den Kurven immer öfter mit dem vorsichtigen Abrollen über Felsstufen, Spitzkehren und Wurzeln abwechselt.
Am Ende dieses vermeintlich leichten Tages fühlen wir uns glücklich und müde zugleich. Wir haben noch Zeit für das nächste Abendessen, für das wir wieder ein Weitwinkelobjektiv brauchten, wollten wir es mit der Kamera festhalten.

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 Sopot: Downhill mit Aussicht 

Bulgariens ältester Lift-Spot geizt nicht mit Anspruch und Panorama

Am vierten Tag, unterwegs zur nächsten Station, fahren wir durch einige kulturhistorisch interessante Städte. In Sopot ist einer der bekanntesten Schriftsteller des 19. und 20. Jahrhunderts, Ivan Vasov, geboren, auch genannt der Patriarch der bulgarischen Literatur. Die Nachbarstadt Karlovo ist der Geburtsort von Vasil Levski – dem größten Freiheitskämpfer des 19. Jahrhunderts. In Kalofer wurde der Revolutionär und Dichter Hristo Botev geboren.
Eine Besichtigung der historischen Museen heben wir uns für ein anderes Mal auf. Wir wollen auf der ältesten Downhill-Strecke in Bulgarien fahren.
Etwas unerwartet ändern sich jedoch unsere Pläne: Wegen zu starken Windes dürfen keine Fahrräder im Sopot-Lift transportiert werden. Wir atmen durch und fahren weiter. Der nächste Tag soll lang und intensiv werden und wir gönnen uns die wohlverdiente und anscheinend verordnete Pause im Familienhotel „Rayski kat“ (paradiesisches Eck).

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Um den Botev: Wo die Wasser fallen

Dieses Stück "Paradies" ist Manu besonders ans Herz gewachsen. Jedes Jahr macht sie sich auf, um neue Abenteuertouren rund um den höchsten Balkan-Gipfel zu erkunden. Der Botev misst 2.376 m und wird als der bewölkteste, nebligste und kälteste Ort in Bulgarien bezeichnet. Heute wollen wir aber gar nicht auf den Gipfel fahren, sondern eine Tour ausprobieren, die Manu und Vlado teilweise schon kennen.
Nach einem unerwarteten Hin und Her in einem gnadenlos steilen Abhang kurbeln wir über offene Wiesen mit Blick auf eine imposante Bergkulisse. Die glühenden Sonnenstrahlen erinnern uns daran, dass Biken im Sommer in den höheren Lagen angenehmer ist. Zum Glück erreichen wir bald die kühlen, schattigen Laubwälder. Der Weg bis zur Hütte "Raj" (Paradies) verrät allerdings nur eins: Das nächste Mal fahren wir hier bergab!
Gerade rechtzeitig zum Mittagessen, treffen wir bei der Hütte andere Touristen, die unsere Räder bewundernd inspizieren. Unsere Blicke sind im Gegenzug auf die umliegende Landschaft gerichtet. Denn einige Meter von der Hütte entfernt rauscht der höchste Wasserfall der Balkanhalbinsel 124 m in die Tiefe! Im Frühjahr wird er von den Schneefeldern des Botev gespeist, im Laufe des Sommers dünnt er hingegen normalerweise merklich aus. Dank des regenreichen Jahres fließt das Wasser aber nun auch üppig im August.

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Von hier aus verläuft unser Weg immer am Hang entlang unter gigantischen Felswänden. Ein kurzes Sommergewitter zieht dröhnend vorbei, gerade, als wir über den Kamm hinaus sind.
Erwartungsvoll blicken wir dann auf den Anfang der Abfahrt, von der uns Manu enthusiastisch vorgeschwärmt hat. Spitzkehren, dicke Felsen und Wurzeln über 17 km Länge sollen die fahrtechnisch erfahrenen Ausdauerfreaks herausfordern.
Der Weg führt entlang des Baches einer wilden Bergschlucht. Die ergiebigen Regenfälle haben hier einen für uns unerwünschten Effekt: Teilweise steht der Trail unter Wasser und die ausgespülten Steine liegen wirr durch einander. Mit den letzten Sonnenstrahlen kommen wir mit Müh und Not in Karlovo an, wo der Hotelbesitzer mit dem Shuttlebus auf uns wartet. An diesem Abend stellen wir einen neuen Rekord bei der Wettrunde für die größte Mahlzeit auf

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Sopot: Zweiter Anlauf

Bevor wir weiter ins Rila Gebirge fahren, wollen wir es noch mal mit der Downhill-Strecke in Sopot aufnehmen. Der sonnige Morgen ist ruhig und vielversprechend. Der Untergrund in Sopot besteht hauptsächlich aus zwei Komponenten – Fels/Gestein und Sand/Staub. Diese Beschaffenheit ermöglicht das Biken fast über das ganze Jahr, gleichzeitig hat die Strecke das Image, eine der schwierigsten des Landes zu sein: erbarmungslos für Mensch und Material.
Wer felsigen Untergrund, Gleiten der Reifen auf losem Schotter und steile Hänge schätzt, wird hier auf seine Kosten kommen. Das Wetter wechselt im Laufe unserer Abfahrt die Seiten, und kurz bevor der schwarze Himmel sich über uns öffnet, steigen wir ins Auto ein.

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Ab in den Süden: Nationalpark Rila

Das Rila Gebirge erhebt sich mit einer den Alpen ähnlichen Erscheinung im Süden Bulgariens. Nahezu die ganze Fläche steht unter dem Schutz des Nationalparks "Rila", in dem sich auch einige Naturschutzgebiete mit großer biologischer und ökologischer Bedeutung finden. Insofern sind Radfahren oder auch Reiten nur in bestimmten Regionen erlaubt oder müssen von der Parkverwaltung genehmigt werden.
Unsere Unterkunft ist im Hotel "Rila" in Borovetz - einem der ältesten Tourismusorte in Bulgarien, am Ausgangspunkt zum höchsten Gipfel auf der Balkan Halbinsel - dem "Musala" (2.925 m). Hier entstand auch der erste professionelle Bike-Park in Bulgarien, mit einer DH-Strecke und zahlreichen anderen Trails in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.

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Aufgrund der guten Wetterprognose für den nächsten Tag entscheiden wir uns für eine Erkundungstour in einem uns unbekannten Teil des Gebirges. Wir starten in dem kleinen Skiort Malyovitza. Unser Plan: 7km und 1.200 Hm Aufstieg, um dann durch das Tal vom "Urdina" Fluß abzufahren.
Schweißgebadet finden wir uns drei Stunden später auf dem höchsten Punkt wieder, so dicht umschlungen vom Nebel, dass wir den Trail kaum erkennen können. Umgeben von steilen Flanken, schlängelt sich der Weg durch riesige Boulder und verschwindet im Gras. Glücklicherweise wird die Sicht bald etwas besser und wir erkennen einige der 200 Glazialseen, die sich allein in diesem Gebirge befinden.

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 Auf dem Wasserberg 

Am Rila entspringen Bulgariens größte Flüsse und zahlreiche Mineralquellen
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Auf Alt-Thrakisch bedeutet "Rila" Wasserberg. Hier entspringen Bulgariens größten Flüsse, reißende Bäche und zahlreiche Mineralquellen. Wir halten die Luft an. Dieses Tal ist anders und wir spüren es, ohne es im Ganzen zu sehen. Anstelle von Felszacken oder furchterregenden Schluchten finden die Seen Unterschlupf in den weichen Bergfalten. Im drückenden Nebel fühlen wir uns wie im Mutterleib - leise, vielleicht einsam, dennoch kuschelig und warm - daheim.
Einer der schönsten Streckenteile führt uns mit zehn Spitzkehren ins Tal des Flusses "Urdina" hinab. Hier wird es flacher und stellenweise sehr nass. Wir stoßen auf ein Labyrinth aus Latschenkiefern - der größte Feind der Mountainbiker in hochalpinen Regionen. Mühevoll bahnen wir uns einen Weg durch das zähe Gewächs über große Steine und dicke Wurzelteppiche.
Letztlich kannten wir das Risiko einer Erkundungstour. Und wenn dieser Weg nicht ganz zum Mountainbiken geeignet war, so entdeckten wir heute doch eine dieser magischen Ecken Bulgariens, voll unberührter und atemberaubender Natur.

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Bikepark Borovetz und mehr

Zurück in Borovetz treffen wir Georgi, einen der hier hauptmitwirkenden Jungs. Bevor wir die sauber geshapten Stecken des Bikeparks ansteuern, treibt uns unser Abenteuergeist wieder hoch hinauf, diesmal zum Fuße der felsigen Höhen des Gipfels Musala.
Mit der ältesten Seilbahn Bulgariens „Yastrabez“, gleiten wir 1.000 Hm über die ewig grünen Berghänge. Von der Bergstation zum Trail-Einstieg sind es nochmal 500 Hm „Bikebergsteigen“. Die Rechnung geht auf, denn dieser Trail ist eine außergewöhnliche Erfahrung. In einem lenkerbreiten Tunnel aus Latschenkiefern und über Geröllfelder aus dicken Granitbrocken folgen wir pausenlos dem pulsbeschleunigenden Pfad. Nur ein Platten unterbricht diese adrenalindurchtränkte Abfahrt. Wie der Strom eines Flusses, so fließt auch dieser Trail ungezwungen in eine der schönsten Strecken des Bikeparks über. An der Talstation des Sessellifts Sitnyakovo Express angekommen, geht unser Blick trotz des einsetzenden, leichten Nieselregens sogleich wieder bergauf.
Die Holzrampen und -brücken, Anlieger und Sprünge auf den völlig naturbelassenen Stecken bringen jede Menge Spaß, sogar für ganze Familien. In dem großen Hotel „Rila“ finden sich so gut wie immer freie Zimmer und interessante Angebote inkl. Liftkarte. Bikes (Hardtails, DH, Enduro) für jede Tour können im Bike-Shop ausgeliehen werden.
Wir würden hier sehr gerne noch einige Tage verbringen, aber unsere Reise neigt sich dem Ende zu. Heute Abend tauchen wir ins Großstadtleben von Sofia ein.

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City-Ride: Witoscha

Sofia ist mit mehr als einer Million Einwohnern Bulgariens größte Stadt. Mountainbiken ist hier sehr populär. Nahezu märchenhaft ist die Stadt von insgesamt fünf Bergen umgeben, drei kleine und zwei große, alle völlig unterschiedlich. Witoscha liegt unmittelbar am Stadtrand und dominiert mit einer Höhe von 2.290 m alle anderen. Hier eröffnen sich unendliche Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten. Tausende Menschen haben hier ihre ersten Erfahrungen auf dem Mountainbike gemacht.
Am Samstagmorgen brechen wir zum höchsten Gipfel, "Cherni Wrach" (die schwarze Spitze), auf. Die Hütte "Aleko" liegt knapp unterhalb und ist per Lift, Bus, oder Bike-Taxi einfach erreichbar.
Auf jeder Seite des Berges verlaufen dutzende Trails, zwei Downhill-Strecken sowie andere gekennzeichnete Wege, die auch von Wanderern mitbenutzt werden.
Aus dieser bunten Palette suchen wir uns einen der längsten Trails aus, der die Vielseitigkeit des Berges am besten repräsentiert. Von "Cherni Wrach" bis Boyana erleben wir auf knapp 20 km nahezu alle Formen des Reliefs, der Untergründe und Vegetationsgürtel sowie die für diesen Berg so typischen Steinflüsse.

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Nach so einem Erlebnis ist der größte Schritt jener zurück in den Alltag. Das Gute ist, dass ich übers ganze Jahr diese Berge vor der Haustür habe. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann ich wieder in die Gebirgsschluchten eintauchen werde, um neue Wege zu suchen oder zu Lieblingsspots zurückzukehren. Aber ob ich dabei erneut in so guter Gesellschaft sein werde?
Bevor sich unsere Wege wieder trennen, genießt unsere kleine Gruppe noch die Sehenswürdigkeiten Sofias und verspricht, ganz Balkanche, einander bald in dieser wunderbaren Berglandschaft wiederzusehen.

Nützliche Links und Infos

Allg. Länderinfos
Bulgarien Tourismus

Guiding
Balkanche Mountain Sports and Adventure
Tel.: +49 176 65361303, +359 897 247 241
info@balkanche.com
www.balkanche.de

Gebaute Strecken
Bikepark Borovetz, Rila Gebirge
Sopot Lift, Balkan Gebirge. (Anm. Balkanche: Coole Location mit Pool und tollen internationalen Gästen, da toller Spot zum Gleitschirm- und Drachen-Fliegen. Top-Bio Küche. Bike-Strecke wird leider nicht mehr gepflegt. Befahren nur sinnvoll, wenn abgesprochen mit lokalen Bike-Guides (z.B. Balkanche) oder jemand, der sich das jedes Jahr anschaut.)

Unterkünfte
Hotel Rila**** Borovets, Rila Gebirge
Iliikova House, Balkan Gebirge (Anm. Balkanche: Das Gästehaus ist nicht im Text erwähnt, wir empfehlen es aber statt dem Hotel „Raiski Kat“)

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Bulgarien kann man wirklich empfehlen - wer es noch nicht kennt hier mein Bericht von einer MTB-Tour (ist schon ein paar Jahre her...) : https://bikeboard.at/Board/showthread.php?153028-MTB-Bulgarien

 

zumindest damals (ich nehme aber an, dass sich da nicht viel geändert hat) angenehme Leute, angenehmes Preisniveau, vielfältige MTB-Möglichkeiten (eigentlich erforderte schon jede Nebenstraße eine Federgabel, ich war vorher auch mit dem ReiseRR dort...) und natürlich konnte man fahren wo man will.

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Also ich habe außer ein paar (harmlose) Hunde, Schafe und Pferde keine Tiere in Bulgarien gesehen. Einen Wolf in freier Wildbahn habe ich noch nie zu Gesicht bekommen (die gelten ja auch als sehr menschenscheu), Bären live hab ich nur in den USA gesehen, soll aber in den Karpaten und am Balkan und auch beim Ötscher (?) welche geben. Ich glaube nicht, dass man als Radfahrer in deren Beuteschema fällt, vielleicht sollte man bei outdoor-Übernachtungen die üblichen Bären-Vorsichtsmaßnahmen (alle riechende Sachen am Baum aufhängen) treffen. Wie alle Wildtiere sollen Bären dann unangenehm werden, wenn man in der Nähe ihrer Jungen kommt.

 

Dazu noch eine (nicht mir sondern einem deutschen Kollegen passierte) Story vom Rock Mountain 1200 Brevet in Kanada (sorry for off topic) : er stellt sein Rad am Waldrand ab, geht auf die andere Straßenseite pinkeln und wie er zum Rad zurückkommt, tummeln sich zwei putzige Jungbären um sein Rad. Er weiß, dass die Mutter nicht weit sein kann und lockt die lieben kleinen Bären mit seinen Powerbar-Riegel-Vorräten vom Rad weg und tritt emsig in die Pedale während sich die Jungen an seinen Riegeln delektierten. Den Mutterbären hat er nicht gesehen, der war aber sicher nicht weit, und bis zur nächsten Kontrolle musste er ohne Verpflegung weiterfahren (das waren noch gute 80 km). Ich bin eine Stunde später vorbeigefahren und habe keine Bären gesehen...

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Auf einer meiner ersten Touren haben wir uns verfahren und im Dickicht unterhalb von Uzana (Zentralbalkan Gebirge) einen Bären gesehen. Bären gibt es auch in den Rhodopen. Und seit letztem Jahr auch in Sopot am Pool. (siehe Reisebericht) :)

 

Trotzdem die Wahrscheinlichkeit, dass man sie trifft, wie z.B. in Kanada, ist sehr sehr gering. In Naturschutzgebieten oder Schluchten mit verlassenen, selten begangenen Wegen sollte man Acht geben. Wildschweine, Hirsche, Rehe sind öfters unterwegs.

 

Ich persönlich habe immer mehr Respekt vor Hirtenhunden.

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