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Feierabendrunde Gstallneralm

Feierabendrunde Gstallneralm

02.09.21 05:36 5.779Text: NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Fotos: Erwin Haiden
Glemmtal einmal anders: E-Bike statt Lift, Forststraßen statt Trails, Ruhe statt Halligalli. Mit einer Überdosis Panorama von Maishofen über die urige Örgenbauernalm 'gen Asitz und Viehhofen.02.09.21 05:36 5.961

Feierabendrunde Gstallneralm

02.09.21 05:36 5.9615 Kommentare NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Erwin Haiden
Glemmtal einmal anders: E-Bike statt Lift, Forststraßen statt Trails, Ruhe statt Halligalli. Mit einer Überdosis Panorama von Maishofen über die urige Örgenbauernalm 'gen Asitz und Viehhofen.02.09.21 05:36 5.961

Wir hatten ehrlich gedacht, die Gegend bereits einigermaßen gut zu kennen: In Kaprun haben wir schon Weltcups und Weltmeisterschaften erlebt, als die Downhiller noch Y-Rahmen fuhren und Sebastian Kurz gerade alt genug fürs Moped war. In Leogang und Saalbach Hinterglemm sahen wir Bikeparks entstehen, da hatten andere Regionen noch nicht einmal eine Forststraße für Mountainbiker freigegeben. Das Statzerhaus am Hundsstein eroberten wir, als E-Bikes höchstens in Sciene-Fiction-Filmen existierten. Vali Höll war gerade ihren Windeln entwachsen, als wir deren Mutter, die Spielberghaus-Wirtin, bei ihrem MTB-Wiedereinstieg begleiteten. Wir wissen aus eigener Beobachtung, wie großartig Marathon-Urgestein und Bike-Guide Reini Woisetschläger aus Saalbach auch Schifahren, Schibergsteigen, Rodeln und Zillertaler Hochzeitsmarsch tanzen kann. Und die legendären Steaks auf der Hecherhütte hoch über Viehhofen zergehen noch heute auf unserer Zunge, wenn wir an das Gelage anno frühe Nullerjahre denken.

Kurzum: Wir hatten in der Region um den Zeller See schon aus vielerlei Anlässen, zu unterschiedlichen Jahreszeiten und mit den verschiedensten Missionen im Hinterkopf zu tun.
Aber nun, da wir mutterseelenallein auf der Gstallneralm stehen und unter uns das azurblaue Wasser sehen, vor uns die höchsten Berge Österreichs, hinter uns ein ganzes Meer an versteinerter Erdgeschichte und neben uns die lieblichsten Wiesen und Waldhügel, sind wir nicht mehr ganz sicher: Ist das wirklich „unser“ Glemmtal? „Unser“ Kaprun? „Unsere“ Schmittenhöhe? So still? So beschaulich? So menschenleer?

 Wie aus dem Lehrbuch für Postkarten-Kitsch 

Das Panorama auf der Gstallneralm
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16 Kehren zum Glück

Begonnen hat unsere Horizonterweiterung rund 740 Höhenmeter tiefer, ziemlich genau dort, wo sich die Saalach, vom Glemmtal kommend, mit einer scharfen Rechtskurve nordwärts dreht.
Vom Radshop Big Time in Maishofen mit nagelneuen E-MTBs der Machart kletter- und schluckfreudig ausgestattet, ging's unter den neidischen Blicken von Thomas Weissbacher, Geschäftsführer des örtlichen Tourismusverbandes, und dessen Mitarbeiterin Gertraud Streitberger – beide Biker, beide verliebt in unsere geplante Runde, aber beide zum Zeitpunkt unseres Aufbruchs leider unabkömmlich – raus aus dem kleinen Pinzgauer Ferienort und über Wiesen, Felder und durch Siedlungsgebiet nach Lahntal.

Ein kurzes Bundesstraßen-Intermezzo später zweigten wir auch schon links ab auf das Rad&Bike Pinzgau Streckennetz. Dessen Schilder, mindestens so dunkelrot wie altbekannt, wiesen uns für die nächsten fünf Kilometer, 400 Höhenmeter und 16 Kehren den Weg.
Woher wir Letzteres so genau wissen? Jede einzelne Kurve der alsbald von Asphalt auf Schotter wechselnden Auffahrt war nummeriert. Und ausgerechnet beim 16er-Blech ging's zur Freude und Belustigung der ehemaligen bzw. gewordenen Wiener rechts ab zum Einkehrschwung.

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Aber noch waren wir nicht so weit. Noch bestaunten wir bereits unten, im weiten Becken des Saalachtales, den Südkamm des Steinernen Meeres mit seinen mächtigen Abbrüchen und verkarsteten Gipfeln und den nicht minder imposanten Hochkönig. Noch wunderten wir uns, wie rasch das Donnern der Lastwagen und PKWs Blätterrauschen und Vogelzwitschern wich, kaum, dass wir der B311 den Rücken gekehrt hatten. Noch bemühten wir uns in unserer Sportler-Ehre, das Turbo-Knöpfchen nicht zu drücken und Kraft der Modi Eco und Tour das Gefühl für die Steigung (kontinuierlich, aber nie böse) und die Distanz (überschaubar) nicht ganz zu verlieren. Noch erfreuten wir uns an schattigem Wald, mächtigen Pilzen und gelegentlichen Durchblicken zum nahe gelegenen Zeller See.
So weit, so - im durchaus positiven Sinne - bekannt von früheren Touren auf Biberg & Co. Bislang entpuppte sich die Runde als nett, aber für halbwegs Ortskundige nicht weiter überraschend: Kalkpanorama und Schieferalpen, Saalfelder Becken, Badesee ... check.

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Hütte mit Ausblick, Ausblick mit Hütte

Der erste Aha-Moment ergab sich mit Erreichen der Örgenbauernalm. Einheimische absolvieren die Forststraßen-Auffahrt zur rund 200 Jahre alten Hütte und weiter – wahlweise Leogang oder Asitz – gern einmal pro Woche oder sogar öfter, am liebsten als Feierabendtour.
Und sowie die letzten Meter von Kehre 16 bis zu der geduckt in den Wiesenhang geschmiegten Almausschank samt kleiner Terrasse absolviert sind, weiß man, warum: Da sind der gesellige Lois und die emsige Kathi, da sind das urige Haus und die freundlichen Blumen, da sind die g'schmackige Jause und die köstlichen Bladl'n (nach der Schreibe wohl am ehesten „Hasenöhrl“) ... Vor allem aber ist da der fantastische Ausblick über den gesamten Talkessel, von den südlichen, höchsten Gipfeln der Berchtesgadener Alpen bis zu den zentralen, noch höheren Gipfeln des östlichen Alpenhauptkamm – Breithorn, Sommerstein, Schönfeldspitze, Selbhorn, Hochkönig, und wie sie alle heißen, vs. Herzog-Ernst-Spitze, Hocharn, Schwarzkopf uvm; vom bevölkerungsreichen Saalfelden bis zum noblen Thumersbach; von den Pinzgauer Grasbergen bis zum Zeller See.

Für eine echte Almjause fehlte uns der Platz im Verdauungstrakt, aber Kaffee und Kuchen (dreierlei, weil die Entscheidung fiel so schwer) geht immer, und eine kurze Hüttenbesichtigung musste unbedingt auch noch sein. So urige Almen sieht man schließlich nicht alle Tage. Dass trotzdem und dank des noch gar nicht so lange existierenden Anschlusses ans Stromnetz auch E-Bikes hier auf 1.330 m geladen werden können: unerwartet, aber cool!

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Und nun stehen wir da in der markanten 90°-Kurve des Hoheitsgebietes der Gstallneralm, von der Überdosis Panorama auf der Örgenbauernalm noch ganz erfüllt, und bombardieren unser limbisches System mit der nächsten, noch gewaltigeren Welle an Eindrücken.

Zum Blick in die Hohen Tauern, zuvor grob auf die Goldberggruppe begrenzt, gesellen sich hier auch noch der Großglockner samt Pasterze und all seine vorgelagerten Hörner, Köpfe und Spitzen. Vom Zeller See sieht man so viel, dass wir die Panorama-Runde der Schifffahrtsflotte in vollem Umfang verfolgen könnten. Und die Hütten fügen sich mit noch wettergegerbteren Wänden, opulenteren Blumen und idealeren Positionen als vorhin drüben beim Örgenbauern ins Bild.

 Übrigens: Samstag ist Bladl-Tag 

… auf der Örgenbauernalm
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Wermutstropfen für Hungrige, welche zuvor die 50 zusätzlichen Höhenmeter zur Örgenbauernalm nicht in Angriff nehmen wollten: Bewirtschaftet ist die Gstallneralm nicht, wie auch sonst keine der Hütten mehr, die noch folgen (z.B. Jahnhütte, Lochalm). Vielmehr handelt es sich bei einigen davon mittlerweile um private Wochenend-Refugien für Städter, die hier ihre heilige Ruhe haben wollen ...
Zugegeben: diese Freizeit-Almleut' haben weise gewählt. Die tiefgreifende Stille ist neben dem schlichtweg fantastischen Ausblick der Hauptgrund, warum wir so lange, wie es die Tageslichtreserven eben gestatten, auf diesem Flecken Erde verweilen.
Als die abendlichen Schatten ihre Finger allmählich immer länger nach uns ausstrecken, eisen wir uns schließlich doch wieder los und schwingen uns auf unsere E-Bikes, um im welligen Auf und Ab der "Panorama Höhentour" noch ein paar Längenmeter zu machen.

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 Sitzen und schauen 

Wofür da oben unbedingt Zeit bleiben sollte

Runter ins Glemmtal führen mindestens so viele Wege wie nach Rom. Man kann die Tour zur Gstallneralm demzufolge fast beliebig ausdehnen oder verkürzen: Von der Minimalvariante mit erstmöglicher Abfahrt ins idyllisch-ruhige Familiendorf Viehhofen (kurz nach der nicht bewirtschafteten Jahnhütte, insgesamt 25 km/940 Hm) bis zur Maximalvariante mit Wendepunkt Talschluss (Streckendaten: frage nicht). Der Glemmtal Radweg fungiert in allen Fällen als netter, flotter Rück- und Verbindungsweg, zumeist direkt am Ufer der Saalach gelegen.

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Good to know

Allg. Informationen
TVB Maishofen, Saalhofstraße 2, 5751 Maishofen www.maishofen.com
TVB Viehhofen, Dorfplatz 104, 5752 Viehhofen www.viehhofen.at

Touren-Download
Interaktive Tourenkarte
Gstallneralm-Runde in der kürzesten Version (Maishofen-Viehhofen; beide Talorte als Startpunkt möglich)

Einkehrtipp
Örgenbauernalm im Sommer Mi-So geöffnet, im Mai, Juni und Oktober an Wochenenden und Feiertagen

Service/-Verleih
Big Time Sport, Saalhofstr. 4, 5751 Maishofen

Übernachtung
****Hotel Oberwirt, herzliches, familiengeführtes Hotel samt Restaurant mit guter Küche

Wir wollten ursprünglich bis zum Asitzkopf pedalieren. Aber erstens konnten wir bei der Tourenplanung ja noch nicht ahnen, dass wir zwischenzeitlich gut und gerne eine Stunde "einfach nur schauen" würden. Und zweitens haben wir, je mehr Gipfel (Kitzsteinhorn, Schmittenhöhe ...) sich bei der Weiterfahrt ins Bild schieben, je imposanter der Tiefblick zum Talboden wird und je milder sich die Abendsonne über die Wiesenhänge der Grasberge legt, umso weniger Lust auf das erwartbare Highlife an der Bikepark-Bergstation.

Die gebauten Trails, die gefüllten Gondeln, die gechillten Leute ... all das wird sicher ein ander Mal wieder genau gut und richtig sein. Für heute nehmen wir uns eine gehörige Portion Almfrieden mit vom Berg, naschen uns während der Abfahrt noch eine herrliche Weile durchs gleich neben einer wahren Scheidenwollgras-Weide wuchernde Heidelbeerland, und lassen den Tag am Tisch und Bett des Oberwirt in Viehhofen ganz ohne Party oder Après-Bike genüsslich ausklingen.
Heute Morgen hätten wir uns das noch nicht gedacht, aber ja, auch so kann ab sofort gerne "unser Glemmtal" sein ...

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