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YT Decoy MX CORE 4 2022 im Test

YT Decoy MX CORE 4 2022 im Test

11.10.21 07:40 9.167Text: Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Erwin Haiden
Eigenständiges E-Enduro mit überragender Ausstattung und überraschenden Talenten11.10.21 07:40 9.734

YT Decoy MX CORE 4 2022 im Test

11.10.21 07:40 9.7343 Kommentare Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Erwin Haiden
Eigenständiges E-Enduro mit überragender Ausstattung und überraschenden Talenten11.10.21 07:40 9.734

Wo Young Talent - kurz YT - draufsteht, ist schon beinahe traditionell ein großer Löffel Gravity im Potpourri der Talente drin; hier macht auch das 2019 vorgestellte und für 2022 einem motorbezogenem Facelift unterzogene E-Fully Decoy keine Ausnahme. Als 150/145 mm 29er Allmountain oder als 170/165 mm MX-Variante mit gemischten Laufrädern für harte Enduro-Einsätze erhältlich, deckt die Baureihe ein breites Spektrum an Einsatzzwecken und (Fahrer-)Vorlieben ab, orientiert sich aber in Auftritt und Ausstattung stets am Umfeld der Generation Bikepark.
Mit diesem Enduro landete Teamfahrer Adolf Silva den ersten Double-Backflip im Sattel eines E-Bikes, Ethan Nell wagte sich damit auf den Kurs der Rampage und YT-Mastermind Markus Flossmann hat das Decoy ebenfalls in der heimischen Garage stehen. Doch all dem Gravity-Gehabe zum Trotz möchte sich das Bike in keine Ecke drängen lassen.
Wir haben das Decoy MX Core 4 ausprobiert und wagen zu behaupten: YTs E-Enduro kann weitaus mehr als „nur“ wild und schnell bergab.

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29 Zoll Vorderrad mit 170 mm Gabel, ein 27.5“ Hinterrad im 165 mm freigebenden Hinterbau und ein Rahmen aus Carbon - die Basis des Decoy MX Core 4 liest sich vielversprechend.
„Live Uncaged“ prangt plakativ in Großbuchstaben an der Kettenstrebe. So wie Sitzstreben und Umlenkhebel ist auch diese aus Carbon gefertigt. Leitungen und Züge laufen über das Steuerrohr in den Rahmen, wo sie wieder austreten, hält sie eine Klemme sicher an Ort und Stelle und durchgängige Kabelschächte erleichtern den Ein- und Ausbau und sorgen für eine geräuschlose Fahrt. Kunststoffprotektoren am Hinterbau sowie am Unterrohr schützen den noblen Rahmen. Und unter dem Dämpfer findet eine maßgeschneiderte Trinkflasche im Stil der Zaubertrankfläschchen von Asterix & Obelix samt passgenauem Halter Platz.

Der Dämpfer selbst wird über YTs hauseigenes V4L-Fahrwerk angesteuert. Die Macher versprechen für ihren Virtual Four Link Hinterbau sensibles Ansprechverhalten und guten Gegenhalt im mittleren Federwegsbereich sowie hohe Endprogression, um auch nach großen Sprüngen nicht durchzuschlagen. Ein hohes Maß an Anti-Squat soll gleichzeitig bergauf für einen neutralen und effizienten Hinterbau sorgen.
Sämtliche Lager sind doppelt gedichtet, darüber hinaus sind alle Lagerstellen mit zusätzlichen Dichtungen versehen. An der unteren Dämpferaufnahme sitzt ein Flip Chip, welcher eine Feinanpassung der Geometrie erlaubt. Lenk- und Sitzwinkel lassen sich so um je 0,5° abändern, die Tretlager um 8 mm manipulieren.

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So weit, so bekannt und bewährt. Gänzlich neu für das 2022er Decoy ist allerdings der motorseitige Umstieg. Im aktuellen E-Enduro verrichtet nun Shimanos Flaggschiff Steps EP8 seinen Dienst.
Ein dezenter und gut versteckter Ein-/Ausschalter an der Unterseite des Oberrohrs erweckt den 85 Nm starken EP8 zum Leben; via Shimanos E-Tube Project App lässt sich die Charakteristik der Antriebseinheit neben den drei vorgefertigten Stufen Eco, Trail und Boost an die individuellen Vorlieben des Fahrers anpassen.
Geblieben ist der speziell für YT entwickelte SMP Akku mit 540 Wh. Möglichst kompakt und schlank gehalten, ist er ein Zugeständnis an das Handling und die schlanke Optik - auf einen größeren Akku verzichten die Entwickler ganz bewusst. Zwei durchgängige Bolzen halten den Akku an Ort und Stelle und sorgen gleichzeitig dafür, dass dieser bei Bedarf zum Laden aus dem Rahmen entnommen werden kann. Die Ladebuchse selbst findet sich im oberen Drittel des Unterrohrs direkt am gummierten Akku-Cover.

Ein kompaktes und gut geschützt zwischen Lenker und Vorbau geducktes Shimano-Display gibt Aufschluss über die wichtigsten Fahrdaten sowie den aktuell gewählten Unterstützungsmodus, zwei kleine Schalter über dem linken Daumen verwalten die Fahrstufen.

Tech Specs

Rahmen: YT Decoy MX, Carbon, 165 mm Kassette: Shimano XT 12-fach, 11-51 Z
Größen: S/M/L/XL/XXL Kette: Shimano
Antrieb: Shimano EP8 Laufräder: Crankbrothers Synthesis Alloy E-Bike
Batterie: SMP, 540 Wh Reifen: Vorne: Maxxis Assegai (29 x 2.5“ WT, EXO, 3C MaxxTerra)
Hinten: Maxxis Minion DHR II (27.5 x 2.6“ WT, EXO+, 3C Maxterra
Display: Shimano E7000 Steuersatz: Acros AZX-260
Gabel: Fox 38 Float Factory E-Bike+, 170 mm Vorbau: Rentahl Apex 35
Dämpfer: Fox Float X2 Factory Griffe: ODI Elite Motion V2.1
Kurbel: Shimano XT, 160 mm Sattel: SDG Bel Air
Lenker: Renthal Fatbar 35, 800 mm Breite, 30 mm Rise Sattelstütze: YT Postman (S: 125; M/L 150; XL/XXL 175 mm)
Bremse vorne: Sram Code RSC, 200 mm Bremse hinten: Sram Code RSC, 200 mm
Schalthebel: Shimano XT 12-fach Gewicht: 22,66 kg (BB-Messung, Größe Large)
Schaltwerk: Shimano XT 12-fach Preis: € 7.499,- UVP

Ausstattung YT Decoy MX Core 4

7.499 Euro ruft Direktversender YT für das von uns getestete Decoy MX Core 4 auf - und bleibt dabei trotz der stolzen Summe gemessen an den Komponenten preiswert. Denn neben Shimanos EP8 findet sich am Enduro beispielsweise auch ein Fox Factory Fahrwerk bestehend aus 38 Float Factory E-Bike+ Gabel und Float X2 Factory Dämpfer.
Die Crankbrothers Synthesis Alloy E-MTB Laufräder konnten sich bereits in unserem Test behaupten und kommen mit breiten Alu-Felgen in 31,5 mm Innenmaulweite, dazu gibt es einen Maxxis Assegai (29 x 2.5“ WT, EXO, 3C MaxxTerra) an der Front und einen Minion DHR II (27.5 x 2.6“ WT, EXO+, 3C Maxterra) am Hinterrad.

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Schaltwerk, Trigger und 160 mm Kurbel stammen - wie auch das 36er Kettenblatt und die 10-51 Z Kassette - aus Shimanos 12-fach XT-Serie, gebremst wird mit einer mächtigen Sram Code RSC und 200 mm Rotoren an beiden Naben.
Eine E13 E*Spec Plus Kettenführung hält den Antrieb im Zaum, die Sattelstütze hört auf den Namen Postman und stammt aus dem Regal von YT. SDG steuert mit dem Bel Air 3.0 einen gebrandeten Sattel bei, die ODI Elite Motion V2.1 Griffe klemmen auf einem noblen Renthal Fatbar 35 Lenker mit 30 mm Rise und 800 mm Breite. Der passende Apex 35 Vorbau misst 50 mm in der Länge.
Unser Testrad in Größe Large lässt die Waage derart ausgestattet bei 22,66 Kilogramm stoppen - die mitgelieferte (leere) Trinkflasche samt Flaschenhalter wurde dabei aber bereits mitgewogen.

Geometrie

Größe S MD L XL XXL
Sitzrohrlänge (mm) 400 420 445 470 495
Steuerrohrlänge (mm) 95 100 105 115 125
Oberrohrlänge (mm) 569 591 612 635 658
Kettenstrebenlänge (mm) 442 442 442 442 442
Tretlagerhöhe (mm) 344 / 352 344 / 352 344 / 352 344 / 352 344 / 352
Lenkwinkel 64,5° / 65° 64,5° / 65° 64,5° / 65° 64,5° / 65° 64,5° / 65°
Sitzwinkel 75,5° / 76° 75,5° / 76° 75,5° / 76° 75,5° / 76° 75,5° / 76°
Stack (mm) 624 629 633 643 652
Reach (mm) 409 429 449 469 489

Geometrie & Passform

Seitens der Geometrie zeigt sich das YT modern, aber keinesfalls extrem. In der von uns getesteten Größe Large ist vor allem der Reach mit 449 mm eher am kompakten Ende des Spektrums angesiedelt. YT kombiniert dazu 633 mm Stack und 442 mm lange Kettenstreben. Der Lenkwinkel fällt mit 64,5/65° recht flach, der Sitzwinkel mit 75,5/76° angenehm steil aus.
Mit 445 mm in Large und 470 mm in XL ist das Sitzrohr kurz genug, um eventuell auch mit 180 cm ein "Upsitzing" auf die nächste Rahmenhöhe in Erwägung zu ziehen, sollte man den Wunsch nach mehr Länge verspüren.
In der Realität fühlt sich das YT - wohl auch dem 50 mm Vorbau geschuldet - mit 180 und 75 cm Sitzhöhe allerdings keinesfalls übermäßig kompakt oder gar gedrängt an. Es sitzt sich sehr komfortabel sowie subjektiv effizient. Und auch stehend - sprich bergab - fühlt man sich sehr gut zwischen den beiden Laufrädern integriert.

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Setup

Volume Spacer, Zug- und Druckstufe jeweils mit Low- und High-Speed-Einstellung - wer sich das Decoy MX Core 4 mit noblem Fox Factory Fahrwerk ordert, der holt sich gleichzeitig auch ein Füllhorn an Einstellmöglichkeiten ins Wohnzimmer.
Sensible Piloten und Tech-Nerds, die genau wissen, wonach sie suchen, wird es freuen. Damit man sich aber auch als „Set it and forget it“-Typ nicht in den Tiefen des Fahrwerks verirrt und jeder Kunde rasch in den Genuss eines optimal funktionierenden Fahrwerks kommt, hat der Direktversender eine eigene Setup-Tabelle erstellt. Waren wir im Test mit den Vorschlägen für den Dämpfer recht schnell einverstanden, verlangte die Gabel nach 5 psi weniger sowie deutlich weniger Rebound, um unseren Geschmack zu treffen. Als Basis funktioniert die Tabelle aber sehr gut.

Als bekennender SQLab-Fan passt der mitgelieferte SDG-Sattel sehr gut ans Gesäß, der Renthal Lenker sorgt für eine angenehme Position der Handgelenke. Ein absoluter Geheimtipp für all jene, die oft und viel ohne Handschuhe fahren: Die verbauten ODI Elite Motion V2.1 Griffe liegen nicht nur gut in der Hand, sie geben auch nass(geschwitzt) sicheren Halt am Lenker. Dadurch lässt sich der Griff lockern und die Unterarme bleiben länger frisch.

Eins vorweg - wir haben das Decoy über den Großteil des Testraums in der tiefen Geometrieposition bewegt. Probleme mit einem zu tiefen Tretlager ergaben sich dabei nie.

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Bergauf

Viel Federweg, mächtig breite Maxxis Schlappen und robuste Komponenten lassen das Decoy MX am Papier nicht als Kletterkünstler erscheinen. Doch mit dem via Hebel in seiner Bewegung einschränkbaren Dämpfer und der langstreckentauglichen Sitzposition wird das Enduro durchaus zum willigen Kletterpartner. Touren jenseits der 1.300 Höhenmeter und 75 km sind damit genauso möglich wie der flotte Sprint zum Einstieg des Hometrails. Lange Schotterstraßen und Asphaltanstiege mögen den Griff zur „Plattform“ legitimieren, am Trail darf der Float X Factory aber auch gerne offen bleiben.
Klar, die rotierende Masse lässt sich nicht wegdiskutieren. Dennoch verlockt das Decoy mit seinem überraschend antriebsneutralem Hinterbau zu langen Erkundungstouren. Da passiert es dann schon mal, dass man plötzlich im Nachbartal auf Trailsuche geht oder weite Kammüberschreitungen mit unbekannten Abfahrten in Angriff nimmt.

Steile Passagen erfordern wie auf den meisten Enduros etwas mehr Druck am Lenker, das Gefühl für das Hinterrad ist sehr gut und die verhältnismäßig kurzen Streben wirken sich subjektiv nicht negativ auf die Steigfähigkeiten des Bikes aus. Im Gegenteil ist das Feedback beider Räder durch die kompakte Sitzposition sehr gut und der sensible Hinterbau samt der griffigen Maxxis-Pneus tut sein Übriges, um die Traktion auch im Gelände aufrechtzuerhalten.

Was bergauf besonders begeistert: Moderate Anstiege, wie etwa der Uphill Flowtrail zur Auffahrt auf die Wexl Trails, sind mit Motorunterstützung zwar nett, lassen sich aber auch ebenso souverän ohne Stromverbrauch bewältigen. Klar, mit 36er Kettenblatt und 51 Zähnen an der Kassette sind dem Spaß aus eigener Kraft Grenzen gesetzt. Tatsächlich hatten wir aber auch schon unmotorisierte Räder im Test, deren Kinematik und Sitzposition dem Decoy bei weitem nicht gewachsen waren.

Schade, dass der Akku mit 540 Wh etwas hinter der aktuellen Flut an 625 und 750 Wh Akkus hinterherhinkt. Für die Hausrunde ist die Wahl des kleinen und kompakten Akkus perfekt; wer Großes plant, sollte sich die Leistungsstufen gut einteilen. Die subjektiv hohe Effizienz des Decoy macht vieles wett - kleine Abstriche in der (de facto selten ausgereizten) Reichweite gilt es aber dennoch hinzunehmen.

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Bergab

Schon ein flüchtiger Moment im Sattel des Decoy MX verrät: Schüchternheit in der Abfahrt gehört nicht zu den Lastern des YT. Die kompakte Geometrie, die kürzeren Kettenstreben und das kleine Hinterrad verschaffen dem Enduro Agilität, der flache Lenkwinkel und die gute Integration des Fahrers im Rad sorgen für viel Laufruhe.
Überhaupt schafft es das Decoy MX, den Fahrer sehr gut im und nicht auf oder über dem Rad zu zentrieren. Das gibt nicht nur viel Vertrauen, sondern sorgt auch für ein intuitives Handling. Das große 29 Vorderrad sucht und hält die Spur, der sensible Hinterbau spricht fein an, neigt nicht zum Hängenbleiben und ermöglicht darum auch in technischen Passagen eine zentrale Fahrposition.

Für Otto Normalos wie den Verfasser dieser Zeilen ist die Tempostabilität absolut ausreichend, gleichzeitig lässt sich das Rad aber auch in moderaten und langsamen Geschwindigkeiten noch mit Spaß bewegen. Klar, extrem flache Trails sind nicht das Revier eines 170 mm Bikes und wirken mit dem Decoy beinahe noch sanfter. Umso mehr begeistert das Fully aber außerhalb der eigenen Komfortzone.
Ruppige Felspassagen, Wurzelteppiche, Stufen - hat man das richtige Fahrwerkssetup gefunden, gleitet das Decoy MX mit großen Reserven über den Trail. Das intuitive Handling hilft dabei stets mehr als ausreichend Grip auf beiden Laufrädern aufzubauen und die fehlerverzeihende Geometrie gibt Sicherheit im (persönlichen) Grenzbereich. Der kompakte Reach erlaubt einen breiten Sweetspot und verzeiht auch mal eine etwas passive, sprich leicht nach hinten verlagerte Körperposition.

Selbst im Bikepark fühlt sich das Decoy MX nicht fehl am Platz. Bei Sprüngen und Drops kommt dem Rad einmal mehr sein intuitives Handling zugute, in Landungen sorgt das satte Fahrwerk für viel Kontrolle.
Für 22,6 kg lässt sich das Rad recht einfach über Wellen abziehen, der gute Gegenhalt im mittleren Federweg erlaubt es, aktiv durch winkelige und verspielte Passagen zu pushen, ohne dabei übertrieben übermütig ans Werk zu gehen. Das Rad aufs Hinterrad zu ziehen, verlangt hingegen nach deutlich mehr Einsatz.

Während das sanfte Klappern des EP8 recht bald aus der Wahrnehmung verschwindet, bleibt ein Geräusch erhalten: Das Unterrohr ist zwar geschützt, könnte aber wohl eine etwas besser dämmende Gummierung vertragen. Vom Vorderrad aufgewirbelte Steine melden sich doch recht regelmäßig und lautstark zu Wort - und stören immer wieder ein klein wenig die Konzentration.

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Fazit

YT Decoy MX Core 4
Modelljahr: 2022
Testdauer: 2 Wochen
Preis: € 7.499,- UVP
+ Optik
+ Gewicht
+ Handling
+ Uphill-Qualitäten
+ Ausstattung
+ Verarbeitung
- Akku-Reichweite im Vergleich zur Konkurrenz gering
BB-Urteil: E-Enduro mit verborgenen Talenten

Mit dem Decoy MX Core 4 ist YT nicht nur ein gutes E-MTB, sondern ein gutes MTB gelungen. Das Rad lässt sich, gemessen an seiner Abfahrtsleistung, souverän (auch ohne Motor) bergauf treten, bietet eine langstreckentaugliche Sitzposition und mit dem Shimano EP8 einen Motor, der von seiner Charakteristik perfekt ins Konzept passt.
Bergab hat das Bike trotz Gravity-Gehabe auch Ein- und Aufsteigern sowie weniger tempofesten Piloten einiges zu bieten und überzeugt mit einem gelungenen Mix aus Laufruhe und Agilität.

Als Fahrer steht man perfekt integriert im Bike, profitiert von einem sehr intuitiven und fehlerverzeihenden Handling und kann getrost an der Verschiebung des eigenen Grenzbereiches arbeiten. Versierte Fahrer bekommen mit dem Decoy MX ein absolut Bikepark-taugliches Enduro mit Uphill-Talenten, könnten je nach Gusto aber mit der nächstgrößeren Rahmenhöhe - sprich: dem längeren Reach - glücklicher werden.
Wer das längste und flachste Bike sucht, sollte sich anderswo umsehen. Am Trail wirkt das Decoy aber tatsächlich länger als am Papier; hier sollte man sich von den nackten Zahlen nicht täuschen lassen.

Die direkt vom Vorderrad unter Beschuss genommene Ladebuchse an der Unterseite des Unterrohrs ist zwar gut gedichtet, wirkt aber doch etwas deplatziert. Der Akku hinkt mit seinen 540 Wh den Mitbewerbern in Sachen Reichweite etwas hinterher, kann dafür aber mit kompakter Bauform sowie weniger Gewicht punkten und wirkt sich positiv auf die Performance am Trail aus.

Unterm Strich zeigt sich das Decoy MX Core 4 nicht nur als feines E-Enduro, sondern landet mit seinem intuitiven Handling und großen Reserven auch locker mitten in meinen persönlichen Testrad-Top-3 der laufenden Saison.

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  • 1 Jahr später...
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